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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0597
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43. Polizei- und Rügordnung 1588

2. Von gotteslästern, fluhen und schweren
[Siehe PO 1583, Nr. 33, S. 513-15.] 52

3. a Von zauberey, teufelsbeschwerung,
wahrsagern, segen und andern aberglau-
ben b etc. * 1

Wiewoll wir unsern undertanen nit zugetrauen,
das sie mit solchem teufelswerk umgehn, uncl die
zeit hero Gottes wort bey ihnen geprediget, solches
nicht mehr frucht gebracht haben solte, dann das
sie erst Gottes verlaugenen, dem Teufel sich ergeben
und durch sein anreizung und hülf ihren nechsten
beschadigen wölten, so würd uns cloch glaublich
angebracht, das viel und vast gemain under ihnen,
solchen warsagern nachzuelaufen, in ihren anligen
derselbigen rat zue pflegen, auch 2zue zeiten auß
furwiz warsagen laßen 2 und sonsten mit vill segnen
und anderm aberglaubischen, geweyten 3 kreutern,
salz, waßer c, liechter 4 und derglaichen sich, ihre
kinder, viehe und gietter vor clem Teufel, krankheit,
ungewitter, wolfen und anderm ungluck zue bewah-
ren, darbey aber Gottes vergeßen und das sie den-
selbigen in allen ihren nötten anruffen sollen, der
auch ihnen helfen kan uncl will, nit achten, noch die
geburhchen arzneyen und mittel, von Gott georclnet
und zugelaßen, gebrauhen, welches dann die gröste
sünd und grewel vor Gott, der da sagt in dem ersten
gebott [Ex 20, 2f. 5]: Ich bin der Herr, dein Gott,

a C ohne Zählung.

b A: aberglaubigen.

c A, C (wieCastell) haben zusammengeschrieben: salz-
waßer.

d B: sollet ihr.

52 In Castell anderer Text (siehe Sehling 11, 689f.).

1 Segen wurde die „Bezeichnung von Formeln im
außerkirchlichen Gebrauch ..., denen eine über-
natürliche Wirkung, und zwar meist schützender,
heilsamer Art, zugeschrieben wird“ (Grimm 10, 1,
104). Über Erscheinungen des Aberglaubens, Zau-
bersprüche und Hexenprozesse siehe Mayer in WF
7 (1865/1867), 299-302. - Das Kapitel stammt aus
Castell (vgl. auch Sehling 11, 690 f.).

2-2 Fehlt Castell.

3 Fehlt Castell.

4 Kräuter (wildwachsende oder auch angepflanzte)

wurden an Mariä Himmelfahrt (15. August) kirch-

ein eiveriger Gott, due solt kein andere götter neben
mir haben etc. Item im andern gebott [Ex 20, 7]:
Due solt den namen deines Herren und Gottes nit
mißbrauhen.

Dieweil dann clie teufelsbeschwerer und so durch
denselbigen warsagen, auch die unholden 5, zaube-
rer, zauberin, sicli dem Teufel ergeben, mit ihme
vermischen 6, allen christen absagen und Gottes
verlaugnen mußen, welches dann die höchste süncl,
so sezen uncl ordnen wir: wo derselbigen gottlosen
leut under unsern undertanen oder in unserer obrig-
kait betretten und erfaren, dieselbigen gefängklich
anzunemmen und uns uberantworten, gedenken wir
sie an leib und leben straffen zu laßen etc.,

wie uns dann Gott durch Mosenn gebotten 7: Die
zauberer und zauberinn soltu d nit leben laßen.
Wann ein mann oder ein weib ein wahrsager oder
zeichendeuter sein würd, die sollen des todts ster-
ben; man soll sie stainigen; ihr bluet sey uf ihnen.

Were es aber sach, das jemands nicht mit teufels-
beschweren, sonder allain mit segnen und, wie sie
sagten, mit guetten christlichen worten umbgienge,
dardurch es dann Gottes wort entunehret und miß-
braucht, die naturlichen mittel aber, so Gott dem
menschen zue guettem in der arzney erschaffen, und
das recht, gottselig glaubig gebett, darinnen Avir
Gott durch Christum auß seinem bevelch mit ernst
und auß wahrem glauben in unsern nötten an-
ruffen solten, verlaßet und verachtet, und also allain

lich geweiht (Adolph Franz, Die kirchliche Bene-
diktionen im Mittelalter 1. Freiburg 1909, 398-413.
IIDA 5, 440-446, vgl. 6, 1366-1386).

Salz wurde in ganz Süddeutschland am Drei-
königstag oder dessen Vorabend geweiht und galt
als Mittel gegen jede Bezauberung (Franz a. a. O.
Register. IIDA 7, 900f., 908ff.). Geweihtes Wasser
(Weihwasser) wurde mißbräuchlich zu magischen
Zwecken verwendet (Franz a.a. O. 43-220. ITDA 9,
286; vgl. 3, 1684). Wachs und Kerzen, die an Mariä
Lichtmeß, 2. Februar, vom Priester gesegnet wur-
den, haben die höchsten Schutzkräfte. Das Plaus
wird durch die Kerze vor Behexung geschützt
(Franz a.a.O. 442-460. HDA 5, 1261-1272, beson-
ders 1261 f. Vgl. 4, 1243-1245).

5 Unhold(e) = Zauberer, Hexe (Fischer 6, 1, 193).

6 = Geschlechtsverkehr haben.

7 Ex 22, 18 (Eine Zauberin sollst du nicht am Leben
lassen) und Lev 10, 27.

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