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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0598
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43. Polizei- uncl Rügordnung 1588

hulf und rettung bey ungebuhrlichen und aber-
glaubischen mitteln suchet, das solle anfänglichs
vier gulden zu straff geben, und ihme die große
sündte, das er durch solchen aberglauben und segen
Gottes nammen mißbraucht und greuliche ab-
götterey treybt, angezaigt und darvon abzustehn
ernsthch vennahnet werden.

Im fall aber uber 8 solche straff und getreue ver-
wahrnung e, wer der wer, warsagern nachzulaufen,
derselbigen rats pflegen, umb ainige sachen, die er
verloren 9, auß furwiz und 9 ihme sonsten wider-
wertig zugestanden 10, oder under dem schein der
artznei sich oder das sein segen oder mit geweyhe-
tem salz, wachs, kreutern, waßer und andern zau-
bereyen oder aberglaubischen kinderspill bewahren
oder heylen laßen wurde, der soll uns zehen gulden
unnachläßig zur straff verfallen sein; und uwelcher
jemands mit grund der warheit anzaigt 11, von ei-
nem f gulden ein halb ort 12 ihm von der straff ge-
geben werden; die geweyheten oder gezauberten s,
aberglaubische stuck und beschriebne segen, da
deren noch vorhanden werden, genommen und
offentlich vor ainer ganzen gemaind bey der kir-
chen h13 verbrent werden.

Dann uns Gott solchen aberglauben durch Moy-
senn vilfältig verbotten, alß nemlich: Ihr solt niclit
uf vogelgeschrey achten noch tag wehlen 14. Item:
Ihr solt euch nit wenden zue den warsagern und

e B: vermahnung.
f B und C: jedem.
s C: oder.

h B: + überantworten. (Gemeint: überantwortet und.)

1 C: retten.

k C zusammengeschrieben: creutzgeseng.

1 B: gestecket.
m B: gravscbaft.

a B: berührt.

8 = trotz.

9-9 Castell besser: oder.

10 = weil ihm sonst ein Mißgeschick zugestoßen ist
(Fischer 6, 1, 1396f.).

11-11 Castell: ihm.

12 1 Ort = 1 Viertel.

13 Castell: + oder linden.

14 Lev 19, 26.

16 Lev 19, 31.

18 ,,Nachburen“ im Alten Testament = nachiaufen
(von Gott weg).

17 Lev 20, 6.

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forschet nicht von den zeichendeutern, das ihr nicht
von ihnen verunrainiget werdet, dan ich bin der
Herr, euer Gott 15. Item: Wann ein seel sich zue den
warsagern und zeichendeutern wenden würdet, das
sie ihnen nachhurret 16, so will ich mein angesicht
wider diselben seel sezen uncl will sie auß ixem volk
rotten 117. Item: Sihe, das nit funden werde under
dir ein warsager oder ein tagwehler oder, der auf
vogelgeschrey achtet, oder ein zauber oder beschwe-
rer ocler warsager oder ein zeichendeuter oder, der
die toclten fragt; dann wer solches t-uet, der ist dem
Herren ein grewel 18.

Welche aber uber solche straff noch nicht von
ihrem aberglauben abstehn, sonder noch mehr mit
warsagern, segnen und geweyheten kreutern umb-
gehn würden, so doch Gott der Herr zuvor durch
Christum alle ding geweihet 19 und geheihget, ohne 20
unsere Avort, creutz, gesäng k21 und selbsterdichte
ceremonien, der oder dieselbigen sollen vier wochen
in turn gelegt * 1, mit waßer uncl brott gespeiset uncl,
da sie abermals darvon nicht abstehn wöllen, un-
serer herrschaft m verwisen werden 22.

4. Die todtschläg, balgen, schmehen, ha-
clern und zanken berührend a

Nachdem todschlagen in clen zehen gebotten
Gottes 1, auch naturhchen und beschriebenen rech-

18 Dtn 18, 10-12.

19 Castell-Billingshausen: gereinigt. Castell-Obereisen-
heim: geweihet.

20 = außer, neben (Grimm 7, 1214).

21 Beim Beschwören und Segensprechen wurden neben
dem Kreuzeszeichen häufiger Bibelsprüche mid
christliche Gebete, geistliche Gesänge (Lieder) und
kirchliche Zeremonien verwendet (HDA 1, 1122).

22 „Ein Erlaß von 1588 sagt: ,demnach Avir in dem Amt
Weikersheim dieser Superstition oder Abgötterei im
Gewissen zu sein befinden, daß der Untertanen Kin-
der und Eehalten auf den Sonntag Mit-Fasten einen
strohenen Götzen mit einem Gestus hinaus in das
Wasser zu tragen und hineinzuwerfen pflegen, als zu
dem Ende und Aberglauben, als ob dem Sterben
dasselbig Jahr damit vorgekommen und gewehrt
sein sollte 1, so soll von christl. Oberigkeit dieser und
andern abergläubischen Ceremonien mit 20 fl. Straf
entgegen getreten werden.“ (Mayer, Zur Sitten-
geschichte des 16. Jh. WF 7 (1865—67), 300).

1 Ex 20, 14. Dtn 5, 17. Castefl am Rand: Gen. 9 [5f.],
Exod. 21 [12-17], Num. 35 [16-34],
 
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