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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0600
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43. Polizei- und Rügordnung 1588

beschedigten umb die frävel und schäden pflichtig
und verbunden sein. 13 An obgemelten straffen allen
solle unsern stätten, gemainden, gerichten ihr an-
tail, was sie jederzeit darvon gehabt, gebreuchlich
und herkommen, zugestelt werden und noch plei-
ben 13.

Eß möcht auch das rotten so gefährlich und grob
furgenommen werden, wir wolten sie alß meudt-
macher 14 und ufriihrer an leib und gut straffen.

5. Vom diebstall

Dieweil stehlen in den zehn gebotten * 1 und in dem
keiserlichen rechten 2 gnugsam versehen, wie solches
gestrafft werclen soll, so laßen wir es darbey bleiben
und wöflen, das eß durchauß darmit gehalten werd
wie mit den todschlägern.

Nachdem aber das haimlich abtragen 3 von den
ehehalten 4 in den häußern mit wein, brott, fleisch
und dergleichen eßender speiß ganz gemain, auch
der felddiebstall mit hingebung 5 deß obs und früch-
ten in den gerten, eckern, weinbergen und wisen fur
kein diebstall gehalten werden will, daruber auch
uf der zent nichts erkent würd 6, uncl also von et-
lichen faulen leuten die kinder dahin gezogen, clas
sie sich uf andere gietter nehren sollen, und sonder-
lich, was sie cler herrschaft, der pfarr, dem gotts-
hauß 7, der gemainhe, witwen uncl weysen nemmen
und entziehen können, fur ein geschicklichkeit und
nit fur ohnrecht halten, dardurch sie dann das hand-
werk lernen, daß sie darnach weiter greifen und ent-
flch an galgen geraten:

solchem unchristlichem und gottlosen werk zu
begegnen und clie frommen bey ihrer haab und
gietter, so sie mit miihe und h arbait erbauen und

]1 „mühe und“ in Castell. A: und. Fehlt B.
1 B: seinem.
k Fehlt A.

1 B (wie Castell): aber.

m So B (Avie Castell). A: zuesammen.

i3-i3 pehlt Castell.

14 = Aufrührer, Aufwiegler (Grimm 6, 2166).

1 Ex 20, 15; Dtn 5, 17.

sonsten ein jeden bey dem seinen 1, so ihm Gott
gehgeben, zu handhaben 8, die faulenzer aber und
schleckerhaftigen von solchem diebstafl, daß sie
sich bey ihrem speiß und lohn benugen laßen, auch
mit ihrer handarbait ohne ander leut schaden er-
nehren, anzueweisen, so sezen und ordnen wir
erstlich:

Wann einer k einem andern uf seinem guet etwas
hinwegnimpt, abhawet oder schaden zuefuget, eß
sey mans- oder weibßpersonn, jung oder alt, so sein
zimlichen verstand erraicht, clas soll ein gulden, uns
halb und der gemaind halb, zue straff geben und dem
beschedigten nach erkantnus deß richters umb den
zuegefiigten schaden doppelte erstattung tun. Weren
es aber kleine kinder, so eß mehr auß unverstand
dann boßheit getann, soflen sie die eltern in beysein
deß pfarrhers, amptsdieners 9 oder schulthaisen mit
ruten streichen, damit sie deßen ingedenk und sich
kunftig clarvor lernen huetten.

Wird dann eins zue dem andermal ergriffen, soll
eß drey gulden straff geben, 10uns halb und der
gemaind halb 10, und dem beschedigten dreyfachen
abtrag tun. Würd dann solches abermal 1 nit helfen
und jemand zue dem drittenmall ergriffen werden,
soll man den ubertretter, er seie jung oder alt, ge-
fangklich annehmen uncl uns uberantworten, den-
selbigen ferner nach gestalt seiner mißhandlung an
leib, ehr und guet haben zu straffen.

Würt aber ein ehehalt seinem maister und frauen
im hauß haimflch abtragen, eß were wein, brott,
fleisch, schmalz, ayer oder deßglaichen, und das-
selbig nit verkaufen, sonder allain zu seinem m
schleck, fur sich selbsten oder mit andern eßen und
trinken, soll daßelbig sampt denen, so ihm dartzue
geholfen, uns gefängklich uberantwort werden, acht
tag im turn mit waßer und brott, solche schleckerey

2 CCC Art. 157ff.

3 = wegtragen, stehlen.

4 = Dienstboten, Gesinde.

s = Weggeben, Verkauf (Fischer 3, 1634).

6 = auf den Zehntgerichten nicht geurteilt wird.

7 Wohl der Heilige, das Kirchenvermögen, gemeint.

8 = schützen, schirmen.

9 Fehlt Castell.

10-10 Fehlt Castell.

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