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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0609
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43. Polizei- imd Rügordnung 1588

wehr in kein zech tragen, bey verlierung der wehr
und 27zehen gülden uns zue strafF zu geben, nach
laut unsers außgangnen bevelchs, welcher nachvol-
gendermaßen also lautet:

Lieber getrewer. Nachdem wir befinden, das un-
ser undertannen ein schedliche weher, scherhamer
genant, zur tragen pflegen, durch welche in hade-
rungen leichtlichen sich mordtatten ereygen, welche
billich abtzuschaffen, also wöllestu denn undertanen
deines ampts bey straff zehen gulden verbietten, daß
sie dieselbigen weder under denn gemainden in die
wirtshäußer oder sonsten tragen, sonder sich deren
gäntzlich enthalten, eß sey dann, das einer dieselben
zue seiner arbait gebrauche. Darumb du auch, künf-
tigen unrat zu verhindern, auch daran sein wöllest.
Daran beschicht unser mainung. Datum f denn
12. Martii® anno etc. 1588 etc. 27.

14. Vom spihlen

Die tägliche erfahrung bringt, was die spillsucht
manchem an leib und leben, ehr und guet fur scha-
den tuet. Dieweil wir dann in erfharung kommen,
daß unsere undertanen an allen orten a gemainlich
mit solcher spillsucht behaft, die doch etwan denn
mehrern tail ihre gülten und zins 1 nit woll zue betzal-
len, ja denn b kindern milch und meel nit zu kaufen
haben, und dann ethche ihrer kindern nit allain zue
spillen gestatten, sonder auch gelt darzue geben,
damit sie in aller uppigkeit ufertzogen und letztlich
dem henker zuetail werden; andere aber geben ihre
heußer und underschlaif 2 darzue, nemen allain die
Hechter bezalt und ein zimblichen scholder c 3, laßen
alß die spilbuben groß und klein von einer mitter-

£ C: + Weickersh[eim].

® B: May (Maii).

a Fehlt A.

b Statt ,,ja denn“ in B: ihren.

c B: schollerer.

d B: zech.

e Statt „verniögen hett“ in B: vermögenheit.

f Statt ,,nit deß“ in B: mit.

s B: + oder.

werden. Abbildungen von Hämmern und Kugeln als
Bauernwaffen in: Tracht, Wehr und Waffen des

nacht zue der andern schwelgen, spilen und das ihr
mutwillig in ihren häußern verthonn:

derwegen wöllen wir hiemit alle spill, wie die
namen haben, sonderlich mit würfel und karten,
außerhalb schießens zum ziel, verbotten haben, bey
einem gulden straf tags, und nachts doppelt zue
betzahlen. Eß were dan, das ein ehrliche gesellschaft
wollhabender leut uf einer hochtzeit, drinkstuben
oder in einer offnen zech von kurzweil wegen, voll-
drinken zu vermaiden, ein zimlichs spill tätten. Doch
mit keinen wurfeln, und das keiner uber einen gül-
den verspill, auch nit lenger weil, dann die zecli
wehret. Würd aber einer uber die zeit d und mehr
dann ein gülden verspilen, soll er uns auch ein gül-
den zur straff verfallen sein; deßglaichen diejänigen,
so mit ihme gespilt und der wirt, der sie uber die zeit
sitzen lest, auch jeder ein gülden.

Würd sich aber einer anmaßen, auch gesellschaft
zu halten und zu spilen, der nit fünfhundert gülden
in vermögen hett e, der soll wie obgemelt gestrafft
werden. Eß möcht sich auch einer, der gleich reich
were, täglich an spilgesellschaft lienken wöllen und
under disem schein sein gut unützlich vertun, wir
wolten ihm nit allain das spilen verbietten, sondern
auch, da er sich diser freyheit mißbraucht, herter
clan einen andern straffen etc.

Wo dann sunsten gesellschaften beieinander we-
ren, die nit deß f vermögens, wie obgemelt, und doch
gern kurtzweylen wolten, weintrinken zu vermai-
den, die mogen woll umb ein pfennigs zwen 4 kugeln,
doch das keiner uber ein zech verspile, alles bey
straff wie obgesezt etc.

Bey denn jungen buben aber, so noch nicht man-
bar, wöllen wix das spilen gäntzlich abgeschaft
haben, eß sey umb geit oder geltswert. Und wo sie

späten Mittelalters (1350-1450). Von E.Wagner,
Z.Drobnd und J.Durdik. Prag 1957, Teil 5, Taf. 16
und 37.

27-27 Castell: einer hohen buß uns zur straf geben.

1 Grülten ( = Erbzins) und Zinsen sind die Abgaben
für Grundstücke, ITäuser usw. (siehe S. 11).

2 = Obdach, Plerberge.

3 Scholder (fränk.: Scholler) = Ertrag aus der Ver-
anstaltung von Glücksspielen. Scholderer = Scholle-
rer ist der Veranstalter von Glücksspielen und Auf-
seher bei denselben. (Schmeller 2, 407. — Grimm 9,
1449.)

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