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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0685
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55. Kirchenz.ucht wegen vorehelicher Beziehungen 1601

Hieruf, wenn der pfarrer sie laut gefragt und sie
mit öffentlichem Ja, das dises ir meinung, geant-
wortet, so bete man für sie das heilig Vatter unser
etc.

Nach dem gebet soll dise folgende vermanung ge-
halten werden, wie ungefehrlich folgt:

1. Das bey ietzgehaltenem proceß ein jeder christ
lernen soll, sich für öffentlichen siinden fleißig zu
hüten, denn es vor Gott und der welt nit allein ein
große schand, sonder auch nicht ungestrafft bleibt.

2. Eltern sollen ihre kinder auferziehen in der
zucht und vermanung zum herrn, Eph. 6, [1-4],
allen fleiß anwenden, das sie sich hüten für leicht-
fertiger gesellschaft, für ärgerlichen, unzüchtigen
gesängen zu hauß und auf der gaßen, für uppigen,
schandloßen 4 däntzen, auß welchen stücken dann
solcher unrat und laster erwachßen.

3. Die kinder und jugend sohen allhie lernen Gott
förchten, fiir bösem hüeten, deß guten sich befleißen
und sonderlich nach dem 4. gebott den eltern ge-
horsam sein, wenn sie erwachßen, sich eigens ge-
fallens nicht verheyraten, vil weniger ihren ehestand
mit unzeitigem verbottenem beyschlaffen, schwä-

4 Üppig = übermütig, unnütz, leichtfertig; schandios
= schamlos. (In manchen Fällen geht Schande in

die Bedeutung von Scham üher, Grimm 8, 2136.)

6 Die Ohrigkeit muß das Laster strafen, um Gottes

Zorn über das ganze Land (Krieg, Teuerung, Krank-

chen und schwängerung nicht anfangen. Denn da-
mit verschertzen sie allerhand segen und laden her-
gegen auf ihrn halß den zorn Gottes, auch (wenn
dise laster ungestrafft bleiben) erregen sie allge-
meine landstraffen 5, inmaßen Gottes wort, vilfältige
exempel und tägliche erfarung augenscheinlich auß-
weisen.

Welches alles E.L. zur warnung auß gnedigem
ernsten befehl der hoch- und wolgebornen unßer
gnädigen herrschaft 6 bey dem exempel gegen-
wertiger newer eheleut ich sollen vorhalten, darnach
sich ein jeder weiß zu richten.

Iam incipiatur actus copulationis consuetus.

Disen process wöfl der herr pfarrer mit disen ehe-
leuten anfangen und in similibus casibus continuirn.
Hiemit was dem herrn sampt den seinigen lieb und
angenem. Datum Newenstein 3. December ao. et-c.
[1]601.

Ad pastorem in Dettingen Sam[uel] Nigr[inus] 7.

M. Martinus Bach, pastor et sup[erintendens]
daselbsten.

heit usw.) ahzuwenden.

6 Graf Philipp von Hohenlohe.

7 Samuel Schwarz, 1591-1633 Pfarrer in Döttingen

(Wibel 1, S. 509).

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