36 | JAHRESFEIER
rung der Thesauri und Wörterbücher — ich nenne hier nur die historischen fremd-
sprachlichen Wörterbücher, wie das Altfranzösische, das Altgaskognische und das Alt-
spanische Wörterbuch.
Auch in den Naturwissenschaften wurden international beachtete Ergebnisse
erzielt. Hier nenne ich vor allem die Arbeiten der Forschungsstelle für Radiometrie,
die gerade eine Arbeit mit dem Titel "Strong coherence between solar variability and
the monsoon in Oman between 9 and 6 kyr ago“ publiziert hat. Hinter diesem
wissenschaftlich getarnten Titel verbirgt sich die Feststellung, dass zwischen dem
solaren Magnetfeld und der Erdtemperatur Tausende von Jahren vor dieser Zeit ein
direkter Zusammenhang bestand. Daraus lernt man, dass die gegenwärtige Erwär-
mungsperiode nicht nur mit dem Anstieg der C02-Konzentration Zusammenhängen
muss, sondern auch andere Ursachen haben kann.
Der Minister hat die Diskussion um die Gründung einer Nationalakademie
bereits erwähnt, die jetzt vom Wissenschaftsrat auf Anregung der Ministerin für Bil-
dung und Wissenschaft in Gang gesetzt wurde. Wenn ich einmal davon absehe, dass
ich es für völlig stillos halte, wenn der Wissenschaftsrat hier eine Arbeitsgruppe ein-
setzt, ohne den Präsidenten der Union der Akademien oder die Akademien selbst in
irgendeiner Weise auch nur zu informieren, muss diese Frage natürlich seriös disku-
tiert werden. Andere Länder haben Nationalakademien, die sowohl in der Wissen-
schaftsberatung nach Innen als auch in der Vertretung wissenschaftlicher Anliegen
nach Außen eine bedeutende Rolle spielen. Der Föderalismus in Deutschland hat
bisher ein solches Zusammengehen des wissenschaftlichen Sachverstandes der Aka-
demien erschwert, oder um ein wenig vorsichtiger zu formulieren, zumindest nicht
befördert. Gleichwohl muss jetzt verhindert werden, dass eine eilig zusammenberu-
fene Nationalakademie die sieben wissenschaftlichen Akademien in Bayern, Berlin,
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und
Sachsen zu reinen Regionalverbänden verkommen lässt. Hiergegen sollten wir uns
massiv wehren.
In der Heidelberger Akademie der Wissenschaften habe ich zusammen mit
Professor Graf Kielmansegg, dem Sekretär der Philosophisch-historischen Klasse, die
Initiative ergriffen, eine gemeinsame Tagung aller deutschen Akademien zum Thema
„Politikberatung in der Demokratie“ abzuhalten. Nach gegenwärtiger Planung soll
diese Tagung im März 2003 stattfinden. Sie wird die Grenzen aber auch die Kondi-
tionen der Akademie für eine Teilnahme an der Politikberatung aufzeigen. Sie wird
ganz sicher deutlich machen, dass die Akademien nicht bereit sind, in wohlfeilen,
schnell zusammengesetzten und parteilich ausgerichteten Gutachtergremien mitzu-
wirken, die schnell entlassen werden, wenn sie nicht das gewünschte Beratungser-
gebnis liefern. Meine Hoffnung ist aber auch, dass die Landesakademien durch eine
solche gemeinsame Tagung für alle ihre Mitglieder enger zusammenrücken.
Eine neue Aufgabe erwächst der Akademie auch bei dem geplanten EU-Kon-
vent zur Zukunft Europas. Wir haben hierzu unsere Mitwirkung signalisiert, die
Details werden in der Gesamtsitzung am 15.6. diskutiert werden.
Zum Schluss möchte ich diese Gelegenheit benutzen, um das große Engage-
ment der Mitarbeiter unserer Arbeitsstellen dankbar zu loben, die hervorragende
rung der Thesauri und Wörterbücher — ich nenne hier nur die historischen fremd-
sprachlichen Wörterbücher, wie das Altfranzösische, das Altgaskognische und das Alt-
spanische Wörterbuch.
Auch in den Naturwissenschaften wurden international beachtete Ergebnisse
erzielt. Hier nenne ich vor allem die Arbeiten der Forschungsstelle für Radiometrie,
die gerade eine Arbeit mit dem Titel "Strong coherence between solar variability and
the monsoon in Oman between 9 and 6 kyr ago“ publiziert hat. Hinter diesem
wissenschaftlich getarnten Titel verbirgt sich die Feststellung, dass zwischen dem
solaren Magnetfeld und der Erdtemperatur Tausende von Jahren vor dieser Zeit ein
direkter Zusammenhang bestand. Daraus lernt man, dass die gegenwärtige Erwär-
mungsperiode nicht nur mit dem Anstieg der C02-Konzentration Zusammenhängen
muss, sondern auch andere Ursachen haben kann.
Der Minister hat die Diskussion um die Gründung einer Nationalakademie
bereits erwähnt, die jetzt vom Wissenschaftsrat auf Anregung der Ministerin für Bil-
dung und Wissenschaft in Gang gesetzt wurde. Wenn ich einmal davon absehe, dass
ich es für völlig stillos halte, wenn der Wissenschaftsrat hier eine Arbeitsgruppe ein-
setzt, ohne den Präsidenten der Union der Akademien oder die Akademien selbst in
irgendeiner Weise auch nur zu informieren, muss diese Frage natürlich seriös disku-
tiert werden. Andere Länder haben Nationalakademien, die sowohl in der Wissen-
schaftsberatung nach Innen als auch in der Vertretung wissenschaftlicher Anliegen
nach Außen eine bedeutende Rolle spielen. Der Föderalismus in Deutschland hat
bisher ein solches Zusammengehen des wissenschaftlichen Sachverstandes der Aka-
demien erschwert, oder um ein wenig vorsichtiger zu formulieren, zumindest nicht
befördert. Gleichwohl muss jetzt verhindert werden, dass eine eilig zusammenberu-
fene Nationalakademie die sieben wissenschaftlichen Akademien in Bayern, Berlin,
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und
Sachsen zu reinen Regionalverbänden verkommen lässt. Hiergegen sollten wir uns
massiv wehren.
In der Heidelberger Akademie der Wissenschaften habe ich zusammen mit
Professor Graf Kielmansegg, dem Sekretär der Philosophisch-historischen Klasse, die
Initiative ergriffen, eine gemeinsame Tagung aller deutschen Akademien zum Thema
„Politikberatung in der Demokratie“ abzuhalten. Nach gegenwärtiger Planung soll
diese Tagung im März 2003 stattfinden. Sie wird die Grenzen aber auch die Kondi-
tionen der Akademie für eine Teilnahme an der Politikberatung aufzeigen. Sie wird
ganz sicher deutlich machen, dass die Akademien nicht bereit sind, in wohlfeilen,
schnell zusammengesetzten und parteilich ausgerichteten Gutachtergremien mitzu-
wirken, die schnell entlassen werden, wenn sie nicht das gewünschte Beratungser-
gebnis liefern. Meine Hoffnung ist aber auch, dass die Landesakademien durch eine
solche gemeinsame Tagung für alle ihre Mitglieder enger zusammenrücken.
Eine neue Aufgabe erwächst der Akademie auch bei dem geplanten EU-Kon-
vent zur Zukunft Europas. Wir haben hierzu unsere Mitwirkung signalisiert, die
Details werden in der Gesamtsitzung am 15.6. diskutiert werden.
Zum Schluss möchte ich diese Gelegenheit benutzen, um das große Engage-
ment der Mitarbeiter unserer Arbeitsstellen dankbar zu loben, die hervorragende