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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Antrittsreden
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Pritschow, Günter: Antrittsrede vom 14. Dezemberg 2002
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https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0116
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Günter Pritschow

127

Antrittsrede von Herrn GÜNTER PRITSCHOW
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 14. Dezember 2002

Herr Präsident, sehr verehrte Damen und Herren!
Als erstes möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedan-
ken für die unerwartete hohe Ehre, als Mitglied der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenom-
men worden zu sein. Dem Brauch entsprechend darf
ich Ihnen nun meine Person mit Werdegang und eini-
gen Aktivitäten etwas näher vorstellen:
Dass ich mich einmal zum Ingenieur zwischen
den Fachgebieten Maschinenbau und Elektrotechnik
entwickeln würde, war mir nicht in die Wiege gelegt.
Mein Vater war Zimmermeister und hatte nach dem
Krieg im zerbombten Berlin nach seiner glücklichen Rückkehr aus der Kriegs-
gefangenschaft alle Hände voll zu tun mit dem Wiederaufbau aus Rumen. Gleich-
wohl kümmerte er sich um die handwerkliche Ausbildung seiner drei Söhne und so
lernte ich bereits mit 12 Jahren im Keller unserer Stadtwohnung an der väterlichen
Werkbank, wie man schwimmfähige Schiffsmodelle baut, die — von Elektromotoren
getrieben — damals auf einem Waldsee im Grünewald mir die Grundlagen für die
kindlichen Fantasien boten, von unrealisierbaren Wünschen zu träumen und reali-
sierbare in Angriff zu nehmen.
So stand ich mit 17 Jahren vor der Herausforderung, für mein erstes motor-
getriebenes Freiflugmodell eine Funkfernsteuerung zu bauen, für deren Grundlage
ich allerdings nur die bis dahin bei meinem Vater erworbenen Kenntnisse in der
Holzbearbeitung aufbieten konnte. Die Abnahmeprüfung vor einem dreiköpfigen
Funkmesstrupp der Deutschen Bundespost fiel entsprechend vernichtend aus, doch
diese erste Berührung mit einer Welt, der man von Außen nicht ansieht, was sie im
Inneren zusammenhält, hat mich fasziniert. So kam es, dass ich dem Rat meines
Vaters, dem Bauwesen meinen weiteren Lebensweg zu widmen, nicht folgte, sondern
als familiärer Außenseiter das Studium der Nachrichtentechnik an der TU Berlin
aufnahm.
Die erworbenen Kenntnisse im Studium gaben mir nicht nur Einsicht in die
Geheimnisse der Sendetechnik, sondern kamen zudem meinen musikalischen Inte-
ressen sehr entgegen, denn während der Studienzeit entwickelte sich der Rundfunk
zur Hifi-Techmk und mit meinen Studienkameraden lauschten wir den ersten
stereophon ausgestrahlten Versuchssendungen von Opernaufführungen mit Hilfe
selbstgebauter Stereodecoder, Verstärkeranlagen und Lautsprecherboxen. Die dabei
erreichte überragende Klangqualität im Vergleich zu Geräten normaler Haushalte
stärkte uns in der Überzeugung, etwas überaus Nützliches zu studieren.
Das Thema meiner Diplomarbeit „Koppelfeld mit Magnetkernen“ deutet zwar
an, dass eine weitere aufregende Technologie, nämlich die Rechnertechnik, vor der
 
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