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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 4. Mai 2002
DOI Artikel:
Kolb, Frank: Regio sibi sufficiens? Zum möglichen Beitrag von Feldforschungen zur Wirtschafts- und Bevölkerungsgeschichte der Antike
DOI Kapitel:
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 7. Juni 2002
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https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0060
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7. Juni 2002

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Wein- und Olivenanbau zu. Sie zeigen, daß das Produktionsvolumen der einzelnen
Betriebe wie auch der gesamten Region den Eigenbedarf um ein Vielfaches über-
stieg und eindeutig exportorientiert war. Der anscheinend beachtliche Wohlstand
durchschnittlicher Bauernfamilien sowie der an luxuriösen Grabanlagen und Mäze-
natentum bei der urbanistischen Ausstattung des städtischen Zentralortes ablesbare
Reichtum der politisch-sozialen Elite lassen sich aus der hohen Rentabilität von
Wein- und Olivenanbau auch ohne Annahme eines ausgedehnten Großgrundbesit-
zes erklären. Die aus den gleichzeitig existierenden Hauseinheiten ungefähr erre-
chenbare Bevölkerungszahl übertraf mit 6000—7000 während der Kaiserzeit die heu-
tige um mehr als das Dreifache, und dies entspricht der rekonstruierbaren Relation
der agrarisch genutzten Flächen.
Da das Untersuchungsgebiet aufgrund seiner naturräumlichen und klimati-
schen Bedingungen repräsentativ für weite Küstenregionen des östlichen Mittel-
meerraums ist, welche Kerngebiete der antiken Zivilisation darstellten, darf man die
in der zentrallykischen Region erzielten Ergebnisse zu Agrarproduktion, Siedlungs-
struktur und Demographie als durchaus verläßliches Indiz für die Dynamik der anti-
ken Agrarwirtschaft werten. Das Urteil eines spätantiken Autors, die Landschaft
Lykien sei eine regio sibi sufficiens, eine autarke Region, gewesen, ist daher als frag-
würdig zu betrachten. Auch wenn jene Landschaft kein Großexporteur agrarischer
Produkte war, so war sie doch weder von Subsistenzwirtschaft geprägt noch deutet
die Konzentration auf Intensivkulturen auf em Streben nach Autarkie hin. Die
Ergebnisse des Forschungsprojekts bieten aber Anlaß dazu, nicht nur die Einschät-
zung der antiken Agrarwirtschaft zu überdenken, sondern auch die bisher erheblich
niedriger angesetzten demographischen Daten zur Antike.

Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 7. Juni 2002
GESCHÄFTSSITZUNG
1. Die Kommission für den Reuchlm-Preis wird neu bestellt. Gewählt werden die
Herren Bubner, Hollerbach, E.A. Schmidt, Stierle. Der Sekretär dankt der aus
dem Amt scheidenden Kommission für ihre Arbeit.
2. Die Klasse erörtert den Antrag des Vorsitzenden der Kommission Papyrus-Edition,
Herrn Dihle, die Unterstützung der Heidelberger Papyrologie über das Jahr 2002
hinaus fortzuführen. Herr Dihle begründet seinen Antrag. Der Sekretär legt die
grundsätzlichen Bedenken des Vorstandes gegen zeitlich nicht begrenzte institu-
tionelle Förderung dar. Die Klasse spricht sich nach einer ausführlichen Diskus-
sion mehrheitlich dafür aus, die materielle Förderung nicht über das Ende des
Jahres 2002 hinaus fortzusetzen. Sie empfiehlt einstimmig, die Akademie möge
die Heidelberger Papyrusforschung weiterhin ideell unterstützen.
 
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