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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2002 — 2003

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I. Das Geschäftsjahr 2002
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Haug, Walter: Richard Brinkmann (16.6.1921 - 2.11.2002)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66351#0153
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164 | NACHRUFE


RICHARD BRINKMANN
(16.6.1921-2. 11.2002)

Am 2. November 2002 ist Richard Brinkmann gestorben — unerwartet, wenngleich
schon lange von zermürbender Krankheit gezeichnet. Die Akademie verliert mit
ihm eines ihrer prominentesten Mitglieder. Er war dies nicht nur als herausragender
Vertreter seines Fachs, sondern auch als Repräsentant deutscher Literaturwissenschaft
im Ausland, deren zerstörten Ruf er nach dem Krieg wiederherzustellen sich
bemühte, durch Reden und Reisen, durch Gespräche und freundschaftliche Pflege
von Beziehungen. Er hat in seiner kritischen Humanität das neue Bild deutscher
wissenschaftlicher Kultur in der Nachkriegszeit weltweit entscheidend mitgeprägt.
Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ist vor allem dies gewürdigt worden.
Am 16. Juni 1921 in Elberfeld geboren, wuchs Richard Brinkmann in einem
großbürgerlich-katholischen Elternhaus auf. Da seine Mutter aus einer protestanti-
schen Familie stammte, wurde er mit beiden Konfessionen vertraut, was er immer als
besonders prägend und bedeutsam angesehen hat, nicht zuletzt im Blick darauf, daß
er später eine Frau aus schwäbisch-protestantischem Haus heiraten sollte. Nach dem
Abitur 1939 und nach Arbeitsdienst und Wehrdienst entschloß er sich, als sein Jahr-
gang von letzteren vorläufig wieder freigestellt wurde, in Göttingen Germanistik zu
studieren, sehr zögernd jedoch und nur halbherzig. Denn er war mit der nazistisch-
ideologischen Seite des ‘Germanischen’ schon in der Schule in Berührung gekom-
men, und es hatte ihn, dank des anglophilen Geistes, der in seinem Elternhaus
herrschte, abgestoßen. So wandte er sich denn nach ersten, wenig anmutenden
Facherfahrungen der Kunstgeschichte, der Klassischen Philologie und der Philoso-
phie zu. Schon nach kurzer Zeit wechselte er nach Münster, wo Jost Trier und
Günther Müller lehrten, die ihn faszinierten, wenngleich er sich darüber im klaren
war, daß man auch ihnen nicht ohne Vorbehalte folgen konnte. Zugleich sah er sich
weiterhin in den Nachbardisziplinen um, wobei er in der Philosophie Förderung
 
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