27. April 2002 | 65
wurden zum einen mit Hilfe persönlicher Interviews, zum andern mit Fragebögen
durchgefuhrt. Befragt wurden in beiden Fällen Dirigenten, Musiker und Musik-
kritiker. Obwohl jeder der Befragten nur einen Teil der Säle so gut kannte, dass er
darüber urteilen konnte, waren dennoch die Rangfolgen sowohl innerhalb jeder
Befragung als auch im Vergleich der beiden Befragungen einigermaßen konsistent.
Beispielsweise bildeten bei beiden Erhebungen die oben genannten Säle die Spit-
zengruppe. Außerdem zeigte sich in den Befragungen, dass die Säle mit sehr guten
bis hervorragenden Bewertungen fast alle alt (50 Jahre alt oder älter) sind, während
die jüngeren Säle im allgemeinen nicht so gut beurteilt wurden. Auch für Opern-
häuser liegen Ergebnisse von Befragungen vor; die größte davon umfasst 23 Säle
(Hidaka, 2000).
Umfangreiche psychoakustische Untersuchungen haben schon vor längerem
gezeigt, dass vor allem eine Größe einen bedeutenden Einfluss auf die subjektive
Wahrnehmung von Schallfeldern hat: Dies ist die interaurale Korrelation, d. h. die
Ähnlichkeit der Schallsignale an den beiden Ohren. Sind diese nämlich sehr
ungleich, d. h. ist die Kreuzkorrelation zwischen den Signalen, welche die beiden
Ohren erreichen, relativ klein, dann entsteht der Eindruck einer ausgedehnten
Schallquelle, welche den Hörer fast vollständig umgibt. Dies wird als subjektiv sehr
vorteilhaft für die Akustik eines Konzertsaals oder Opernhauses empfunden. Die Sig-
nifikanz dieses Effektes für die Beurteilung von derartigen Räumen wurde früh
erkannt (Schroeder, 1974), seine Bedeutung als dem wichtigsten raumakustischen
Parameter aber erst in den letzten Jahren nachgewiesen (Beranek, 1996, Ando 1998).
Geringe interaurale Korrelation wird vor allem dann vorhanden sein, wenn
viele und starke seitliche Rückwürfe beim Hörer eintreffen. Derartige Rückwürfe
erzeugen nämlich an den beiden Ohren recht unterschiedliche Schalldruckverläufe,
welche schlecht korreliert sind. Damit erklärt sich, zumindest teilweise, auch das gute
Abschneiden der alten Konzertsäle: Aufgrund der rechteckigen Grundrisse dieser
Säle sind die seitlichen Rückwürfe dort stärker ausgeprägt als in modernen Sälen mit
oft recht unregelmäßiger Architektur.
Andere raumakustische Größen sind für das subjektive Empfinden ebenfalls
von Wichtigkeit. Da ist zunächst einmal die Schallintensität in den verschiedenen
Frequenzbereichen, insbesondere in den Oktavbändern um 125 und 250 Hz
(Okano, 1998). Diese Schallintensität liegt in guten Konzertsälen um 3 bis 9 dB
höher als, unter sonst gleichen Umständen, im reflexionsfreien Raum. Bei schlech-
teren Sälen liegen diese Werte nur bei 0 bis 4 dB. Hohe Schallintensität bei tiefen
Frequenzen vermittelt den Eindruck von „Wärme“ des Musiksignals. Aber auch die
Schallintensität in den Oktavbändern um 500, 1000 und 2000 Hz herum hat des-
wegen eine gewisse Bedeutung für die subjektive Beurteilung eines Raumes, weil
sowohl Musikinstrumente als auch die menschliche Stimme in diesem Frequenzbe-
reich die wesentlichen spektralen Komponenten aufweisen und deswegen diese Fre-
quenzen vom Raum gut wiedergegeben werden sollten.
Em weiterer signifikanter Parameter ist die Verzögerung der ersten Reflexion.
Als erste Reflexion bezeichnet man den ersten stärkeren Rückwurf, z. B. von einer
Seitenwand; seine Verzögerung im Vergleich zum Direktschall soll möglichst kurz
wurden zum einen mit Hilfe persönlicher Interviews, zum andern mit Fragebögen
durchgefuhrt. Befragt wurden in beiden Fällen Dirigenten, Musiker und Musik-
kritiker. Obwohl jeder der Befragten nur einen Teil der Säle so gut kannte, dass er
darüber urteilen konnte, waren dennoch die Rangfolgen sowohl innerhalb jeder
Befragung als auch im Vergleich der beiden Befragungen einigermaßen konsistent.
Beispielsweise bildeten bei beiden Erhebungen die oben genannten Säle die Spit-
zengruppe. Außerdem zeigte sich in den Befragungen, dass die Säle mit sehr guten
bis hervorragenden Bewertungen fast alle alt (50 Jahre alt oder älter) sind, während
die jüngeren Säle im allgemeinen nicht so gut beurteilt wurden. Auch für Opern-
häuser liegen Ergebnisse von Befragungen vor; die größte davon umfasst 23 Säle
(Hidaka, 2000).
Umfangreiche psychoakustische Untersuchungen haben schon vor längerem
gezeigt, dass vor allem eine Größe einen bedeutenden Einfluss auf die subjektive
Wahrnehmung von Schallfeldern hat: Dies ist die interaurale Korrelation, d. h. die
Ähnlichkeit der Schallsignale an den beiden Ohren. Sind diese nämlich sehr
ungleich, d. h. ist die Kreuzkorrelation zwischen den Signalen, welche die beiden
Ohren erreichen, relativ klein, dann entsteht der Eindruck einer ausgedehnten
Schallquelle, welche den Hörer fast vollständig umgibt. Dies wird als subjektiv sehr
vorteilhaft für die Akustik eines Konzertsaals oder Opernhauses empfunden. Die Sig-
nifikanz dieses Effektes für die Beurteilung von derartigen Räumen wurde früh
erkannt (Schroeder, 1974), seine Bedeutung als dem wichtigsten raumakustischen
Parameter aber erst in den letzten Jahren nachgewiesen (Beranek, 1996, Ando 1998).
Geringe interaurale Korrelation wird vor allem dann vorhanden sein, wenn
viele und starke seitliche Rückwürfe beim Hörer eintreffen. Derartige Rückwürfe
erzeugen nämlich an den beiden Ohren recht unterschiedliche Schalldruckverläufe,
welche schlecht korreliert sind. Damit erklärt sich, zumindest teilweise, auch das gute
Abschneiden der alten Konzertsäle: Aufgrund der rechteckigen Grundrisse dieser
Säle sind die seitlichen Rückwürfe dort stärker ausgeprägt als in modernen Sälen mit
oft recht unregelmäßiger Architektur.
Andere raumakustische Größen sind für das subjektive Empfinden ebenfalls
von Wichtigkeit. Da ist zunächst einmal die Schallintensität in den verschiedenen
Frequenzbereichen, insbesondere in den Oktavbändern um 125 und 250 Hz
(Okano, 1998). Diese Schallintensität liegt in guten Konzertsälen um 3 bis 9 dB
höher als, unter sonst gleichen Umständen, im reflexionsfreien Raum. Bei schlech-
teren Sälen liegen diese Werte nur bei 0 bis 4 dB. Hohe Schallintensität bei tiefen
Frequenzen vermittelt den Eindruck von „Wärme“ des Musiksignals. Aber auch die
Schallintensität in den Oktavbändern um 500, 1000 und 2000 Hz herum hat des-
wegen eine gewisse Bedeutung für die subjektive Beurteilung eines Raumes, weil
sowohl Musikinstrumente als auch die menschliche Stimme in diesem Frequenzbe-
reich die wesentlichen spektralen Komponenten aufweisen und deswegen diese Fre-
quenzen vom Raum gut wiedergegeben werden sollten.
Em weiterer signifikanter Parameter ist die Verzögerung der ersten Reflexion.
Als erste Reflexion bezeichnet man den ersten stärkeren Rückwurf, z. B. von einer
Seitenwand; seine Verzögerung im Vergleich zum Direktschall soll möglichst kurz