Das WIN-Kolleg
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Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
in schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
zum Tode betrübt —
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe
(aus Egmont III. Akt)
Projektbeschreibung
Ohne Zweifel spielt die Mitteilung und Wahrnehmung von Emotionen im mensch-
lichen Leben eine zentrale Rolle. Das obige Beispiel illustriert neben vielen ande-
ren, dass die Vermittlung von Emotionen seit alters her Gegenstand und Ziel künst-
lerischen Ausdrucks ist. Die naturwissenschaftlich orientierte Psychologie und die
Neurowissenschaft haben jedoch bis vor kurzem Emotionen eher als Störvariablen
bei der Untersuchung kognitiver Prozesse denn als eigenen Forschungsgegenstand
betrachtet. Diese Betonung des ‘Rationalen’ über das ‘Emotionale’ illustrieren
Begriffe wie ‘Kognitionswissenschaft’ oder ‘kognitive Neurowissenschaft'. Erst in
jüngster Zeit wächst die wissenschaftliche Bedeutung der Wahrnehmung, Vermitt-
lung und Verarbeitung von Emotionen als eigenständigem Gegenstand neurowissen-
schaftlicher Untersuchung, was sich nun auch in der neuen Begriffsprägung effek-
tive Neurowissenschaft’ niederschlägt. Dennoch ist bisher relativ wenig darüber
bekannt, wie unser Gehirn emotionale Komponenten verschiedener Uniweltreize,
seien sie verbal, mimisch oder bildlich, verarbeitet und integriert.
Mit einer Frage der affektiven Neurowissenschaft, nämlich mit der Frage nach
den neuronalen Grundlagen der Verarbeitung emotionaler Kommunikationsinhalte
beschäftigt sich seit Juli 2002 unser Team von Wissenschaftler der Universitäten Kon-
stanz und Tübingen sowie des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mann-
heim. Mit modernen nicht-invasiven neurowissenschaftlichen Methoden erforschen
wir die Verarbeitung von bildlich, akustisch, mimisch, prosodisch sowie sprach-
semantisch vermittelten emotionalen Kommunikationsinhalten im menschlichen
Gehirn. Der evidenten Einfluss des eigenen emotionalen Zustands auf die Verarbei-
tung von emotionalen Kommunikationsinhalten wird am Beispiel der Emotionsver-
arbeitung bei Patienten mit Affektstörungen, wie zum Beispiel Depressionen,
erforscht. Bei unseren Untersuchungen verwenden wir eine breite Palette sich er-
gänzender verhaltens- und neurowissenschaftlicher Verfahren, mit deren Flilfe j eweils
verschiedene Aspekte emotionaler Verarbeitung beleuchtet werden. So wird die im
Verhaltensexperiment gewonnene subjektive Bewertung ergänzt durch den aus dem
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Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
in schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
zum Tode betrübt —
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Johann Wolfgang von Goethe
(aus Egmont III. Akt)
Projektbeschreibung
Ohne Zweifel spielt die Mitteilung und Wahrnehmung von Emotionen im mensch-
lichen Leben eine zentrale Rolle. Das obige Beispiel illustriert neben vielen ande-
ren, dass die Vermittlung von Emotionen seit alters her Gegenstand und Ziel künst-
lerischen Ausdrucks ist. Die naturwissenschaftlich orientierte Psychologie und die
Neurowissenschaft haben jedoch bis vor kurzem Emotionen eher als Störvariablen
bei der Untersuchung kognitiver Prozesse denn als eigenen Forschungsgegenstand
betrachtet. Diese Betonung des ‘Rationalen’ über das ‘Emotionale’ illustrieren
Begriffe wie ‘Kognitionswissenschaft’ oder ‘kognitive Neurowissenschaft'. Erst in
jüngster Zeit wächst die wissenschaftliche Bedeutung der Wahrnehmung, Vermitt-
lung und Verarbeitung von Emotionen als eigenständigem Gegenstand neurowissen-
schaftlicher Untersuchung, was sich nun auch in der neuen Begriffsprägung effek-
tive Neurowissenschaft’ niederschlägt. Dennoch ist bisher relativ wenig darüber
bekannt, wie unser Gehirn emotionale Komponenten verschiedener Uniweltreize,
seien sie verbal, mimisch oder bildlich, verarbeitet und integriert.
Mit einer Frage der affektiven Neurowissenschaft, nämlich mit der Frage nach
den neuronalen Grundlagen der Verarbeitung emotionaler Kommunikationsinhalte
beschäftigt sich seit Juli 2002 unser Team von Wissenschaftler der Universitäten Kon-
stanz und Tübingen sowie des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mann-
heim. Mit modernen nicht-invasiven neurowissenschaftlichen Methoden erforschen
wir die Verarbeitung von bildlich, akustisch, mimisch, prosodisch sowie sprach-
semantisch vermittelten emotionalen Kommunikationsinhalten im menschlichen
Gehirn. Der evidenten Einfluss des eigenen emotionalen Zustands auf die Verarbei-
tung von emotionalen Kommunikationsinhalten wird am Beispiel der Emotionsver-
arbeitung bei Patienten mit Affektstörungen, wie zum Beispiel Depressionen,
erforscht. Bei unseren Untersuchungen verwenden wir eine breite Palette sich er-
gänzender verhaltens- und neurowissenschaftlicher Verfahren, mit deren Flilfe j eweils
verschiedene Aspekte emotionaler Verarbeitung beleuchtet werden. So wird die im
Verhaltensexperiment gewonnene subjektive Bewertung ergänzt durch den aus dem