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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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A. Das akademische Jahr 2017
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I. Jahresfeier am 20. Mai 2017
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Grußwort der Ministerin Theresia Bauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0014
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I. Jahresfeier am 20. Mai 2017

müssen losfahren, trotz aller Ungewissheit, wenn wir im Wandel erfolgreich sein
wollen.
Wir vertrauen in Wissen und Forschung, in unsere Lernfähigkeit und Innova-
tionskraft. Und in unsere Bereitschaft zu kooperieren und gemeinsam zu handeln.
Das macht die offene und pluralistische Gesellschaft aus: Lösungen für die Her-
ausforderungen der Zukunft werden nicht von oben vorgegeben und top-down
entschieden. Sie wachsen heran in komplexen Strukturen und setzen sich durch
in - durchaus unübersichtlichen - Prozessen.
Eines ist aber sicher: In einer solchen offenen und pluralistischen Gesellschaft
geht ohne starke Wissenschaft nichts voran. Nicht weil Wissenschaft uns die Wahr-
heit verkünden oder die Zukunft Vorhersagen könnte. Aber weil sie uns Evidenz
und Fakten liefert. Weil sie Zusammenhänge herstellt und Komplexität durch-
dringt. Weil sie hilft, fundierte und reflektierte Entscheidungen zu treffen - und
hoffentlich auch rechtzeitige Entscheidungen zu treffen.
Deshalb ist Wissenschaft unverzichtbar für die liberale Gesellschaft: nicht nur
als Problemanzeigerin, auch nicht nur als Problemlöserin. Aber immer als Treibe-
rin für ein tieferes Verständnis, für den Blick auf Neues und Unbekanntes, immer
als Treiberin, die das Bestehende hinterfragt und die Behaglichkeit des Wohlbe-
kannten stört, immer als intellektuelle Unruhestifterin.
Deshalb ist Wissenschaft so faszinierend. Aber deshalb ist sie auch so anstren-
gend. Und manchen kommt sie deshalb auch in die Quere. Wenn die Erkenntnisse
der Evolution nicht ins Weltbild passen, oder wenn die Erkenntnisse zum men-
schengemachten Klimawandel die Verfolgung eigener Interessen stören oder gar
politisch brisant werden.
In Großbritannien, als Wissenschaftler eindringlich vor den Folgen des Brexit
warnten - Sie erinnern sich? - da gab es wütende Kommentare von Seiten der
Regierung: »People have had enough of experts!« Wissen Sie, was mich daran stört,
was mich wirklich verstört? Nicht solche taffen Sprüche selbst, das kommt vor
und das kann man aushalten, auch Wissenschaftler halten das aus. Aber: Dass man
mit solchen Sprüchen Erfolg haben kann als Politiker! Dass man daraus politisch
Honig saugen kann, wenn man das Völk gegen das wissenschaftliche Establish-
ment, die Experten oder die Elite, ausspielt.
Wenn die antiwissenschaftliche Attitüde verfängt - und nicht nur in auto-
ritätsfixierten Systemen, sondern in liberalen Demokratien mit starker Wissen-
schaftstradition! Ja, das muss uns wirklich Sorgen machen. Und dagegen müssen
wir etwas tun!
Das war das Motiv für die Menschen, die vor vier Wochen beim »March of
Science« auf die Straße gegangen sind. Weltweit in über 600 Städten, in vier Städ-
ten Baden-Württembergs, auch hier in Heidelberg. Der Universitätsplatz war voll
von Menschen, für die Demonstrieren erkennbar keine Routine war. Und das

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