II. Wissenschaftliche Vorträge
Sozialwissenschaften“ thematisiert und beklagt.27 Sollte die Politikwissenschaft
in der breiten Öffentlichkeit an Bedeutung verloren haben, wie manche beob-
achtet zu haben glauben, liegt es auf der Hand, dass ihr „Sprachproblem“ dafür
mitverantwortlich ist.
Graf Kielmansegg selbst hat seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahr-
hunderts als öffentlicher Intellektueller zu grundlegenden Fragen und Problemen
des demokratischen Gemeinwesens der Bundesrepublik Stellung genommen, be-
vorzugt in größeren Beiträgen für die Monatszeitschrift Merkur und die Frank-
furter Allgemeine Zeitung. Seit den neunziger Jahren begleitet er zudem das
Integrationsprojekt der Europäischen Union mit realistischem Blick und skepti-
schem Wohlwollen. „Europa“ war und ist schließlich neben der Demokratie die
zweite große Lehre und Hoffnung, die die Deutschen mit Franzosen und ande-
ren Europäern aus ihrer Katastrophengeschichte geschöpft haben. Aber auch hier
ging es Graf Kielmansegg vor allem um die Legitimität der Demokratie. Dabei
geben die europäischen Krisenphänomene der letzten Jahre seiner skeptischen
Einschätzung mehr Recht als uns lieb sein kann. Aber zum Glück hat sich Graf
Kielmansegg nicht damit begnügt, die Probleme der Europäischen Union zu be-
schreiben, sondern entwirft auch mögliche, aber stets realistische Lösungsansätze,
um Europa den Weg in die Zukunft zu weisen.28
Überhaupt hat Graf Kielmanssegg seit den siebziger Jahren die Probleme und
Chancen der Demokratie in immer neuen Anläufen zum Gegenstand gelehrter
Erörterung erhoben. Davon, mit welcher Intensität und Brillanz er dies getan hat,
geben drei Aufsatzsammlungen Kunde, die einander vorzüglich ergänzen: „Nach-
denken über Demokratie“ aus dem Jahr 1980, „Das Experiment der Freiheit“ von
1988 und zuletzt „die Grammatik der Freiheit“ 2013.29 Mit ihnen ist er nebenbei
zum Chronisten der deutschen und europäischen Demokratiediskussion im letz-
ten halben Jahrhundert geworden.
Die deutsche Politikwissenschaft wurde nach dem zweiten Weltkrieg von
den Alliierten bekanntlich als Demokratiewissenschaft begründet und als solche
war ihr eine staatsbürgerliche Erziehungsaufgabe zugedacht. Im Rückblick kann
27 Graf Kielmansegg, Peter, 2010: Die Sprachlosigkeit der Sozialwissenschaften, in: Kirchhof,
Paul (Hg.): Wissenschaft und Gesellschaft. Begegnung von Wissenschaft und Gesellschaft in
Sprache, S. 93-101.
28 Graf Kielmansegg, Peter, 2015: Wohin des Wegs, Europa? Beiträge zu einer überfälligen De-
batte, Baden-Baden, Nomos.
29 Graf Kielmansegg, Peter, 1980: Nachdenken über die Demokratie. Aufsätze aus einem unru-
higen Jahrzehnt, Stuttgart, Klett-Cotta; Graf Kielmansegg, Peter, 1988: Das Experiment der
Freiheit. Zur gegenwärtigen Lage des demokratischen Verfassungsstaates, Stuttgart, Klett-
Cotta; Graf Kielmansegg, Peter, 2013: Die Grammatik der Freiheit. Acht Versuche über den
demokratischen Verfassungsstaat, Baden-Baden, Nomos.
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Sozialwissenschaften“ thematisiert und beklagt.27 Sollte die Politikwissenschaft
in der breiten Öffentlichkeit an Bedeutung verloren haben, wie manche beob-
achtet zu haben glauben, liegt es auf der Hand, dass ihr „Sprachproblem“ dafür
mitverantwortlich ist.
Graf Kielmansegg selbst hat seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahr-
hunderts als öffentlicher Intellektueller zu grundlegenden Fragen und Problemen
des demokratischen Gemeinwesens der Bundesrepublik Stellung genommen, be-
vorzugt in größeren Beiträgen für die Monatszeitschrift Merkur und die Frank-
furter Allgemeine Zeitung. Seit den neunziger Jahren begleitet er zudem das
Integrationsprojekt der Europäischen Union mit realistischem Blick und skepti-
schem Wohlwollen. „Europa“ war und ist schließlich neben der Demokratie die
zweite große Lehre und Hoffnung, die die Deutschen mit Franzosen und ande-
ren Europäern aus ihrer Katastrophengeschichte geschöpft haben. Aber auch hier
ging es Graf Kielmansegg vor allem um die Legitimität der Demokratie. Dabei
geben die europäischen Krisenphänomene der letzten Jahre seiner skeptischen
Einschätzung mehr Recht als uns lieb sein kann. Aber zum Glück hat sich Graf
Kielmansegg nicht damit begnügt, die Probleme der Europäischen Union zu be-
schreiben, sondern entwirft auch mögliche, aber stets realistische Lösungsansätze,
um Europa den Weg in die Zukunft zu weisen.28
Überhaupt hat Graf Kielmanssegg seit den siebziger Jahren die Probleme und
Chancen der Demokratie in immer neuen Anläufen zum Gegenstand gelehrter
Erörterung erhoben. Davon, mit welcher Intensität und Brillanz er dies getan hat,
geben drei Aufsatzsammlungen Kunde, die einander vorzüglich ergänzen: „Nach-
denken über Demokratie“ aus dem Jahr 1980, „Das Experiment der Freiheit“ von
1988 und zuletzt „die Grammatik der Freiheit“ 2013.29 Mit ihnen ist er nebenbei
zum Chronisten der deutschen und europäischen Demokratiediskussion im letz-
ten halben Jahrhundert geworden.
Die deutsche Politikwissenschaft wurde nach dem zweiten Weltkrieg von
den Alliierten bekanntlich als Demokratiewissenschaft begründet und als solche
war ihr eine staatsbürgerliche Erziehungsaufgabe zugedacht. Im Rückblick kann
27 Graf Kielmansegg, Peter, 2010: Die Sprachlosigkeit der Sozialwissenschaften, in: Kirchhof,
Paul (Hg.): Wissenschaft und Gesellschaft. Begegnung von Wissenschaft und Gesellschaft in
Sprache, S. 93-101.
28 Graf Kielmansegg, Peter, 2015: Wohin des Wegs, Europa? Beiträge zu einer überfälligen De-
batte, Baden-Baden, Nomos.
29 Graf Kielmansegg, Peter, 1980: Nachdenken über die Demokratie. Aufsätze aus einem unru-
higen Jahrzehnt, Stuttgart, Klett-Cotta; Graf Kielmansegg, Peter, 1988: Das Experiment der
Freiheit. Zur gegenwärtigen Lage des demokratischen Verfassungsstaates, Stuttgart, Klett-
Cotta; Graf Kielmansegg, Peter, 2013: Die Grammatik der Freiheit. Acht Versuche über den
demokratischen Verfassungsstaat, Baden-Baden, Nomos.
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