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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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A. Das akademische Jahr 2017
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III. Veranstaltungen
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Fabian, Sarah-Denise: Die Familie Stamitz und die europäische Musikermigration im 18. Jahrhundert: Tagung der Forschungsstelle „Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18.Jahrhundert“ am 17. und 18.Juni 2017
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0150
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III. Veranstaltungen

Stamitz, die trotz der Bedeutung, die etwa Johann Stamitz auf dem Bereich der
Sinfonie zukommt, bislang recht übersichtlich ist.
Der erste Block der Tagung wandte sich nun ebendieser Musikerfamilie zu.
Gwendolyn Döring (Mainz) befasste sich mit einem frühen Abschnitt in Johann
Stamitz4 Biographie, indem sie der Frage nachging, inwiefern seine Ausbildung
am Iglauer Jesuitengymnasium zu einer erfolgreichen Migration und Integration
beigetragen haben könnte. Eine fundierte Ausbildung als Grundlage für Stamitz4
spätere Musikerlaufbahn sowie das länderübergreifende Netzwerk des Jesuitenor-
dens wurden dabei als wichtige Punkte hervorgehoben.
Dr. Andreas Trobitius (Marburg) wiederum widmete seinen Vortrag einem
ganz konkreten Werk von Johann Stamitz, der Missa solcmnis in D-Dur. Vermut-
lich entstand die Komposition 1754 für die Pariser Concerts spirituels, allerdings
sind „Mannheimer“ Stilmerkmale nicht zu überhören - es handelt sich hier also
quasi um die Migration eines Werks oder Kompositionsstils von Mannheim in die
französische Metropole.
David Vondracek (München) beschäftigte sich mit der nationalen Verortung
Johann Stamitz, in der tschechischen Musikwissenschaft im ersten Drittel des
20. Jahrhunderts. Deutlich wurde dabei die Vereinnahmung Stamitz4 als tschechi-
scher Komponist - etwa bei den tschechischen Wissenschaftlern Vladimir Helfert
und Bohumil Stedron.
Dass Migration auch die Entwicklung von Genres beeinflussen kann, thema-
tisierte Yevgine Dilanyan (Schwetzingen). Sie stellte verschiedene Flötenquartette
von Carl Joseph Toeschi, Ernst Eichner und Carl Stamitz vor und zeigte dabei
Parallelen in Instrumentation, harmonischer Gestaltung und Motivik auf.
Mechthild Fischer (Mannheim) veranschaulichte in ihrem Vortrag, wie die
französische Kultur des 18. Jahrhunderts und dabei insbesondere Paris das Mu-
sikleben am Mannheimer Hof beeinflusste. Dabei untersuchte sie, auf welchen
Wegen und mithilfe welcher Personen und Institutionen der Kulturtransfer statt-
fand, und stellte heraus, dass die Musiker selbst eine wichtige Rolle spielten.
Auch Sarah Schulmeister (Wien) richtete ihren Blick nach Frankreich: Nach
Studium der Rechnungsbücher Pariser Orchester aus der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts fällt auf, dass zahlreiche Hornisten, Klarinettisten und Trompeter
aus deutschsprachigem Gebiet bzw. aus Böhmen stammten. Ab 1770 nahm dabei
die Bedeutung der Bläserstimmen zu, was an das neu etablierte Konzertrepertoire
gekoppelt ist. Johann Stamitz etwa, der Anfang der 1750er Jahre zweitweise in Pa-
ris wirkte, besetzte die Hornstimmen mit deutschen Spezialisten.
An diesen Themenkreis knüpfte der Vortrag von Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst
(Schwetzingen) an: Er wandte sich der böhmischen Hornistenfamilie Ziwny zu,
deren Musiker an verschiedenen südwestdeutschen Hofkapellen wirkten. Den
fünf Söhnen Jan Ziwnys kam dabei auch die steigende Nachfrage nach speziali-
sierten Bläsern in den 1740er Jahren zupass; jedenfalls fanden sich die Ziwnys an

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