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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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B. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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13. Nietzsche-Kommentar (Freiburg i.Br.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0237
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13. Nietzsche-Kommentar

Vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2017 veranstaltete die Forschungsstelle in Ko-
operation mit der Klassik Stiftung Weimar (Stabsreferat Forschung und Bildung,
Prof Dr. Thorsten Valk) das Oßmannstedter Nietzsche-Colloquium auf dem
Wieland-Gut Oßmannstedt zum Thema „Nietzsche als Leser“. Geleitet wurde die
Veranstaltung von Andreas Urs Sommer und Prof Dr. Paolo D’Iorio (Institut des
textes et manuscrits modernes am Centre national de la recherche scientifique/
Ecole normale superieure, Paris), die gemeinsam das mit der Forschungsstelle
Nietzsche-Kommentar verbundene, internationale Forschungsprojekt Nietzsches
Bibliothek. Digitale Edition und philosophischer Kommentar (ANR/DFG) verantworten.
Das Oßmannstedter Nietzsche-Colloquium stellte Nietzsches Lektürestrategien
in den Mittelpunkt und förderte dabei eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zutage.
Wie im Vorjahr fand die Veranstaltung bei Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern großes Interesse. Die Ergebnisse des Colloquiums werden in ei-
nem Band unter dem Titel Nietzsche als Leser in der neuen Schriftenreihe Nietzsche-
Lektüren publiziert werden.
Zu Beginn des Jahres 2017 ging die an der Albert-Ludwigs-Universität Frei-
burg gemeinsam mit Prof. Dr. Ralph Häfner (Deutsches Seminar) organisierte
Ringvorlesung unter dem Titel Nietzsches Literaturen zu Ende. Sie fand beim Pu-
blikum guten Zuspruch. Auch diese Vorträge werden in einem Band der Reihe
Nietzsche-Lektüren veröffentlicht werden.
Im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg fand vom 12. bis 15. Ok-
tober 2017 die internationale Tagung der Friedrich-Nietzsche-Stiftung und der
Nietzsche-Gesellschaft unter dem Titel „500 Jahre »Entrüstung der Einfalt« -
Nietzsche und die Reformation“ statt. Geleitet wurde die Tagung von Helmut
Heit, dem Koordinator des Projektes Nietzsches Bibliothek, und Andreas Urs Som-
mer. Mit fast 40 Referenten aus vielen Ländern handelte es sich um die größte
Veranstaltung zu Nietzsche in Deutschland während des vergangenen Jahres.
2017 stand insgesamt im Zeichen des Reformationsjubiläums, bei dem häufig die
unkritisch-euphorischen Töne überwogen. Dazu setzt Nietzsches Kritik an der
rückwärtsgewandten Revitalisierung des Christentums durch Luther und die Ge-
genreformation einen Gegenakzent und eröffnet andere Perspektiven. Vor diesem
Hintergrund fragte der Kongress nach dem Verhältnis Nietzsches zur Reforma-
tion, zu Luther, zur Renaissance und zur historischen wie gegenwärtigen kultu-
rellen Bedeutung christlicher Religion. Nietzsches Verhältnis zur Reformation
ist kein unschuldiger geistesgeschichtlicher Gegenstand, der zu einer nüchtern-
kühlen Erörterung einlädt. Wer sich in der Vergangenheit auf „Nietzsche und Lu-
ther“ eingelassen hat, verfolgte oft nicht bloß gelehrte Interessen, sondern eine
eigene weltanschauliche Agenda. Während manche Luther und die Reformation
gegen die unerbittliche Kritik Nietzsches in Schutz nehmen wollten, gab es an-
dere, die Nietzsche als konsequenten Fortsetzer des lutherisch-reformatorischen
Zerstörungswerkes verstanden. Nietzsche habe Ernst gemacht mit dem schon im

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