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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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C. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Fünfter Forschungsschwerpunkt „Neue Wege der Verflechtung von Natur- und Geisteswissenschaften“
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1. Zeiten des Umbruchs? Gesellschaftlicher und naturräumlicher Wandelam Beginn der Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0290
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1. Zeiten des Umbruchs? (WIN-Programm)

tionen über die paternale Linie verbunden sind. Dies bestätigt wiederum das Bild
einer patrilokalen und exogamen Gesellschaftsstruktur, was ganz im Einklang mit
den Ergebissen der Strontiumisotopie steht. Es gilt nun, in diese Erkenntnisse die
archäologischen Befundungen zu integrieren, um weitere Aussagen über die Ver-
teilung und Vererbungen von Reichtum machen zu können.
Erfolgreich konnten 2017 die Forschungen zu den Pathogenen, insbesondere
der Pest (Yersinia pestis) fortgeführt werden. An weiteren drei Individuen wurde
die Pest nachgewiesen. Die insgesamt nun neun Individuen mit positivem Befund
datieren zeitlich vom Glockenbecherkomplex bis in die beginnende Mittelbron-
zezeit. Zwei der Augsburger Individuen flössen in eine große, überregionale Stu-
die zur Ausbreitung der Pest im 3. Jahrtausend v. Chr. ein, die 2017 prominent
in Current Biology publiziert wurde (Andrades Valtuena et al. 2017). Es zeigte
sich, dass alle in der Region identifizierten Pesterreger derselben Linie angehören,
welche sich zum einen durch ihre anzestrale Position in der Pestphylogenie aus-
zeichnet und zum anderen dadurch, dass ihr einige genetische Faktoren fehlen, die
zur effizienten Übertragung durch Flöhe beitragen. Andere essentielle Faktoren,
die z. B. eine Grundlage für die Entwicklung einer Beulenpest oder Lungenpest
bilden, sind jedoch vorhanden, sodass davon ausgegangen werden kann, dass die
Pest bereits in der untersuchten Zeitperiode eine regelmäßig auftretende, tödliche
Bedrohung dargestellt hat.
Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Mobilität und Ernährung
Ein Arbeitsschwerpunkt bezüglich der Isotopenanalysen lag im Jahr 2017 in der
Auswertung und Aufbereitung der Daten der ersten beiden Projektjahre. Dies bil-
dete einen zentralen Baustein der interdisziplinär angelegten Publikation „Female
Exogamy and Gene Pool Diversification at the Transition from the Final Neolithic
to the Early Bronze Age in Central Europe“ in den „Proceedings of the National
Academy of Sciences ofthe United States of America“ (s. u.). Zentral war hier nicht
nur die Verschneidung der Ergebnisse der Isotopenanalysen mit denjenigen der
archäologischen Auswertung, der Datierung sowie den Resultaten der mtDNA-
Analysen, sondern auch eine systematische Zusammenstellung und Auswertung
von Vergleichsdaten aus der Literatur. Allein für Südbayern wurden die Resulta-
te von über 1.000 Strontium-Isotopenanalysen an archäologischen und rezenten
Proben zusammengetragen. Neben den von uns selbst erhobenen Vergleichsdaten
bildeten sie die Basis für die Identifikation der vornehmlich weiblichen ortsfrem-
den Individuen.
Von analytischer Seite her erfolgten 2017 nur wenige Strontium- und Sauer-
stoff-Isotopenanalysen zur gezielten Beantwortung von während der Datenauswer-
tungaufgekommenen Fragen. Stabile Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotopenanalysen
wurden für Knochenkollagen der Bestattungen des frühbronzezeitlichen Gräber-

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