12. „Working Numbers“ (WIN-Programm)
shops, die sich jeweils eines Aspektes des der Konferenz zugrundeliegenden Kon-
zeptes von „Working Numbers“ annahmen. Dies waren namentlich: 1) Produktion
von Zahlen; 2) Transfer und Übersetzung von Zahlen in die Sphäre des Politi-
schen; und 3) Gebrauch von Zahlen in der Politik.
Zentral für den ersten Workshops zur Produktion von Zahlen war die
Erkenntnis, dass Zahlen und ihre Entstehung nicht als notwendig neutral oder
objektiv anzusehen seien. Vielmehr gelte es, die normativen Aspekte von Zahlen
herauszuarbeiten. Zahlen seien inhärent mit Klassifikationssystemen verknüpft, so
beispielsweise mit Konzepten zu Geschlecht und Nationalität. Die Works hop teil-
nehmer plädierten dementsprechend dafür, die Entstehungsgeschichte von Zah-
len stärker in den Blick zu nehmen. Erst eine Analyse der Kontextualisierung
ihrer Entstehung erlaube es, Zahlen zugrunde liegende Werte und Subjektivität
nachvollziehbar zu machen und damit eine „Entmystifizierung“ von Zahlen und
Quantifizierung zu befördern. Der erste Workshop betonte zudem, dass es kei-
ne lineare Abfolge zwischen der Produktion und der Vermittlung von Zahlen in
die Politik gebe. Anstelle solcher linearer Vorstellungen müsse vielmehr ein kom-
plexes Nebeneinander von Angebot und Nachfrage anerkannt werden: Einerseits
fragen politische Entscheidungsträger Fachwissen an und wenden sich hierfür an
„Zahlenproduzenten“. Andererseits produzierten Wissenschaftler von sich aus po-
litisch relevantes und letztlich politisch genutztes Zahlenmaterial, selbst wenn eine
politische Nutzung anfänglich nicht intendiert gewesen sein mochte. Eine klare
Sequenz, wie eine Zahl produziert und anschließend für die Politik relevant wird,
lasse sich nicht feststellen. Die Produktion von Zahlen, so die Quintessenz des
Workshops, lasse sich über das Konzept einer „Black Box“ begreifbar machen lasse.
Diese könne als ein dynamisches Feld verstanden werden, in dem Zahlen zirku-
lieren, in der allerdings selbst Zahlenproduzenten die Bedingungen des gesamten
Produktionsprozesses nicht überschauen können. Vergleichbare Prozesse seien
auch im Finanzsektor zu beobachten, in dem Zahlen eine Rolle spielen, deren
genaues Zustandekommen indes selbst Finanzexperten unklar bleiben.
Der zweite Workshop nahm sich dem Transfer und der Übersetzung von
Zahlen in die Sphäre des Politischen an. Es herrschte Konsens, dass eine Aus-
differenzierung des Mittlerprozesses notwendig sei, um den Werdegang einer Zahl
von deren Produktion bis hin zu ihrem (politischen) Gebrauch adäquat verstehen
zu können: Der Begriff des „Transfers“ veiweise hierbei auf einen meist intenti-
onalen Vorgang, in dem eine Zahl über einen klar definierten Kanal von einem
Produzenten zu einem Nutzer übermittelt werde. Es wurde unterstrichen, dass
ein solcher Transfer nicht nur von Forschern, sondern ebenso von Politikberatern,
NGOs, Interessensvertretern und auch von Politikern selbst initiiert und vorge-
nommen werden könne. Die Vorstellung der Steuerungshoheit eines Akteurs gelte
es hierbei kritisch zu hinterfragen, da in den meisten Fällen multiple Akteure in
den Mittlerprozess eingebunden seien. Die „Übersetzung“ einer Zahl könne wie
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shops, die sich jeweils eines Aspektes des der Konferenz zugrundeliegenden Kon-
zeptes von „Working Numbers“ annahmen. Dies waren namentlich: 1) Produktion
von Zahlen; 2) Transfer und Übersetzung von Zahlen in die Sphäre des Politi-
schen; und 3) Gebrauch von Zahlen in der Politik.
Zentral für den ersten Workshops zur Produktion von Zahlen war die
Erkenntnis, dass Zahlen und ihre Entstehung nicht als notwendig neutral oder
objektiv anzusehen seien. Vielmehr gelte es, die normativen Aspekte von Zahlen
herauszuarbeiten. Zahlen seien inhärent mit Klassifikationssystemen verknüpft, so
beispielsweise mit Konzepten zu Geschlecht und Nationalität. Die Works hop teil-
nehmer plädierten dementsprechend dafür, die Entstehungsgeschichte von Zah-
len stärker in den Blick zu nehmen. Erst eine Analyse der Kontextualisierung
ihrer Entstehung erlaube es, Zahlen zugrunde liegende Werte und Subjektivität
nachvollziehbar zu machen und damit eine „Entmystifizierung“ von Zahlen und
Quantifizierung zu befördern. Der erste Workshop betonte zudem, dass es kei-
ne lineare Abfolge zwischen der Produktion und der Vermittlung von Zahlen in
die Politik gebe. Anstelle solcher linearer Vorstellungen müsse vielmehr ein kom-
plexes Nebeneinander von Angebot und Nachfrage anerkannt werden: Einerseits
fragen politische Entscheidungsträger Fachwissen an und wenden sich hierfür an
„Zahlenproduzenten“. Andererseits produzierten Wissenschaftler von sich aus po-
litisch relevantes und letztlich politisch genutztes Zahlenmaterial, selbst wenn eine
politische Nutzung anfänglich nicht intendiert gewesen sein mochte. Eine klare
Sequenz, wie eine Zahl produziert und anschließend für die Politik relevant wird,
lasse sich nicht feststellen. Die Produktion von Zahlen, so die Quintessenz des
Workshops, lasse sich über das Konzept einer „Black Box“ begreifbar machen lasse.
Diese könne als ein dynamisches Feld verstanden werden, in dem Zahlen zirku-
lieren, in der allerdings selbst Zahlenproduzenten die Bedingungen des gesamten
Produktionsprozesses nicht überschauen können. Vergleichbare Prozesse seien
auch im Finanzsektor zu beobachten, in dem Zahlen eine Rolle spielen, deren
genaues Zustandekommen indes selbst Finanzexperten unklar bleiben.
Der zweite Workshop nahm sich dem Transfer und der Übersetzung von
Zahlen in die Sphäre des Politischen an. Es herrschte Konsens, dass eine Aus-
differenzierung des Mittlerprozesses notwendig sei, um den Werdegang einer Zahl
von deren Produktion bis hin zu ihrem (politischen) Gebrauch adäquat verstehen
zu können: Der Begriff des „Transfers“ veiweise hierbei auf einen meist intenti-
onalen Vorgang, in dem eine Zahl über einen klar definierten Kanal von einem
Produzenten zu einem Nutzer übermittelt werde. Es wurde unterstrichen, dass
ein solcher Transfer nicht nur von Forschern, sondern ebenso von Politikberatern,
NGOs, Interessensvertretern und auch von Politikern selbst initiiert und vorge-
nommen werden könne. Die Vorstellung der Steuerungshoheit eines Akteurs gelte
es hierbei kritisch zu hinterfragen, da in den meisten Fällen multiple Akteure in
den Mittlerprozess eingebunden seien. Die „Übersetzung“ einer Zahl könne wie
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