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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
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II. Nachrufe
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Reinhard, Wolfgang: Ernst Schulin (12.10.1929–13.2.2017)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0367
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

Schulin war 1968-1995 Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin
und 1969-1995 des Deutsch-Britischen Historikerkreises, ab 1992 dessen Vor-
sitzender, außerdem war er Mitglied der Walther-Rathenau-Gesellschaft. 1981
wurde er in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt. 1999 erhielt
er das Bundesverdienstkreuz am Bande und wurde 2005 Ritter der französischen
Ehrenlegion.
Aus seiner 1957 geschlossenen Ehe gingen drei Kinder und fünf Enkel hervor.
Am 13. Februar 2017 ist Ernst Schulin nach längerer gesundheitlicher Beeinträch-
tigung in Freiburg gestorben.
Bereits in seiner ersten selbständigen Veröffentlichungen, der Dissertation
über Die weltgeschichtliche Eifassung des Orients bei Hegel und Ranke (1958), hat Schu-
lin sich nicht nur hohe Maßstäbe gesetzt, sondern auch zwei seiner Lebensthemen
in Angriff genommen. Denn von nun an haben ihn außerdeutsche, ja außereu-
ropäische Themen einerseits, historiographiegeschichtliche andererseits nicht
mehr losgelassen. So in der Habilitationsschrift Handelsstaat England. Das politische
Interesse der Nation am Außenhandel vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert (1969), die
ihn zum Fachmann nicht nur für englische, sondern auch für Kolonialgeschichte
werden ließ. Es sei nur auf seine Gesamtdarstellung der englischen Geschichte
1455-1660 im Handbuch der europäischen Geschichte, Bd. 3 (1971) veiwiesen, oder auf
den Reader Universalgeschichte (1974) sowie auf seine Freiburger Antrittsvorlesung
Die vorindustrielle Epoche der europäischen Expansion (1977). Aber auch Frankreich
und Spanien haben ihn seit seiner Studienzeit und der Tätigkeit am Institut für
europäische Geschichte weiter beschäftigt. Frucht dieses Interesses war die höchst
erfolgreiche Zusammenfassung der Geschichte (und Geschichtsschreibung) der
Französischen Revolution (1988, 5. Aufl. 2013) und seine aus der Lehre hervorge-
gangene Geschichte Kaiser Karls V (1999).
Die Masse seiner Arbeiten freilich war zwei anderen Themen gewidmet: der
Geschichte der Geschichtswissenschaft und der jüdischen Geschichte. Unter den
Büchern, die er zum ersten Gegenstand geschrieben, herausgegeben oder mither-
ausgegeben hat, sind wegweisend geworden: Traditionskritik und Rekonstruktionsver-
such (1979), das Kolloquium Deutsche Geschichtswissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg,
das er am Historischen Kolleg veranstaltete (1989), ferner Arbeit an der Geschichte
(1992) und Geschichtsdiskurs, Bd. 1-5 (1993-1999). Auch in der Heidelberger Aka-
demie hat er zwei einschlägige Arbeiten vorgelegt: 1983 Burckhardts Potenzen- und
Sturmlehre. Zu seiner Vorlesung über das Studium der Geschichte (den Weltgeschichtlichen
Betrachtungen) und 1998 Hermann Heimpel und die deutsche Nationalgeschichtsschrei-
bung. Das geplante Monumentalwerk über die deutsche Geschichtswissenschaft
im 19. und 20. Jahrhundert, das am Historischen Kolleg begonnen wurde, konnte
er leider nie vollenden.
Aus dem zweiten Bereich wären zu nennen: Die Juden als Minderheit in der Ge-
schichte (1981) und „The Most Historical of All Peoples“. Nationalism and the New Cons-

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