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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0040
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1. Bestallung des ersten Predigers 1544

Nachgeschichte

Am 3. 7. 1544 beschloß der Angsburger Rat, Huberimis einen „ehrlichen“ Abschiedsbrief und
seine Besoldung bis zum nächsten Quatember (14. 9.) zu geben. Schon ab 15. 6. 1544 (Viti) erhielt
Huberinus die Öhringer Prädikaturgefälle. An diesem Tage wurde auf Befehl der Grafen Caspar Uli
durch clen Öhringer Rat mit cler Führung der Prädikaturrechnung beauftragt 4. I)as genaue Datum
der Ankunft in Öhringen ist nicht bekannt.

Durch clie Bestallung hatte sich Huberinus verpflichtet, nicht eigenmächtig clen Gottesdienst
zu ändern. Er konnte aber evangelisch predigen und es wurden evangelische Lieder gesungen. Erst
1546 erreichte Huberinus neben einer Gehaltsaufbesserung die Reform cles Gottesdienstes für die
Öhringer Gemeinde. Die Gottesclienste der Stiftsherren im Chor der Stiftskirche blieben weiter
bestehen 5.

Druckvorlage

A : Protokoll der Verhandlung am 25. 4. 1544 in Kanzleischrift mit eigenhändiger Nachschrift von Ä. Stem-
ler üher die Verhandlung am 12. 5. 1544. PA 93, 3, 6, 8. 2 Bl. Vermerk: Des predicanten bestallung anno etc.
[15]44.

B: Abschrift für den Restitutionsprozeß 1629/30. GA 18, 6, 24. 4 Bl.

Druck: Wibel 3, CD 325-328. Folgt im Text stärker B als A.

Uf den tag Marci Evangelistae anno etc. 44 [25.
4.1544] ist mit herm Casparn Huberino von wegen
der predicatur alliie zu Oringen gehandelt worden,
wie nachvolgt:

Am ersten were sein erscheinen beden den wol-
gepornen herrn, herrn Albrechten und herrn Jorgen,
graven von Hohenloe etc., gebrudern, unsern gne-
digen herrn, eroffnet. Die hatten bevelch ton, das
er Huberinus verganges Sant Jörgentag [23.4.
1544] sich möchte heren lassen * 1 und dann mit ime
Huberino zu handeln, inen alher zu einem predi-
canten zu bestellen.

Und nemblichen,

1. das er das rein, ware wort Gottes, dem armen
volk zu erbauhungdesrechten, waren glaubens, auch
christenlicher lieb und eusserlicher zucht furtragen.

2. Und dan der zerimonien halber dermassen faren
solt, das die in ierem ersten ursprung in der kir-

4 Rechnung Caspar Ulis.

5 Franz, WF 1974, 133-135. Unsere Nr. 2 und 8.

1 Zwei Probepredigten, die er in Öbringen gehalten

hat, druckte ITuberinus im Sammelband: Zehener-

ley Kurtze / Form zu Predigen. / ... Nürnberg 1552.

Zu diesem Band siehe Nr. 3.

2 Beibehaltung des Messe, aber Abendmahl unter bei-

chen mit Gottes gevallen möchten erhalten wer-
den 2, damit das volk demnacht dardurch zu an-
dacht gezogen und nicht hernider gerissen, das ei-
nem christen zu guttem gelangen oder zu dulden
sein möcht.

3. Zum dritten, das er sich enthalten wölt aller
secten, anheng 3, dergleichen auch dieselbigen nit
gedulden noch gestatten. Darzu wurde man ime
von obrikait wegen ernstlichen beholfen sein.

4. Zum vierten solte er sich gegen der obrikait
nit abwerfen 4, sonder zu derselben ha-lten, wie sich
Gottes wort und ordnung nach gepürte.

5. Zum funften den zulauf, applausum und con-
curs des gemainen volks nit sonderlichen suchen,
in des er gegen etlichen stenden, die weren geistlich
oder welthch, invehiren wölt, als das zu der aedifi-
cation nit dienlich und daraus allerhand ungemach
bei dem gemainen volk bisher erwachssen, als ufrur
und dergleichen 5, darvor uns Gott bewaren wöhe.

derlei Gestalt. Letzteres konnte aber Huberinus

erst 1546 erreichen. Vorher schrieb er am 13. 4.

1546: ,,so schreyen die gläubigen ohn unterlaß nach

dem sacrament“ (PA 93, 3, 6).

3 Wiedertäufer, Schwenkfelder und Zwinglianer.

4 = sich empören, abfallen.

5 Öhringen hatte sich 1525 den Bauern angeschlossen.

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