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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0041
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1. Bestallung des ersten Predigers 1544

6. Zum sechsten sich der gnad hehelfen, so ime
von Gott gegeben und wie er sich jetzo hat heren
lassen. Und ob gleich etliche personen in gestalt
eines christenlichen scheins bei ime sich antzaigen
würden und understen, ine dahin zu bewegen, mit
ernst hineinzufaren, sich deiselben zu enthalten
und inen nit statten zu geben.

7. Zum siebenden mit cristenlicher gedult die
priester des stifts zu tractirn und sie in ierem stand
zu lassen; hingegen vmrden sie ine auch in friden
lassen * 6.

8. Zum achten solte ime sein underhaltung auch
geschaffen werden, jetzo zum wenigsten jerlichen
100 gulden, zusampt der predicaturbehawsung,
wölliche zur notturft solle erbawen 7 werden.

Uf sollich furhalten

het er Huberinus geantwortet, er het es gehert, das
were christeniich. Wole auch darab kein beschwert
haben, allein, das bei seinen herrn, den von Augs-
purg, sein Huberini abkomen durch schreiben er-
halten würd, dahin er auch flirdern wölt 8.

So het er nun uber die funftzehen jar sich mit

a Druck falsch: guettle.

6 Am Anfang ging Huberinus ,,mit Gelindigkeit sei-
ner lehr“ voran. Als er später dagegen predigte, daß
der Stiftsdekan Peter Denner neue Altäre und ge-
malte Bilder aufrichtete, wurde Huberinus von den
Stiftsherren der Unzucht mit seinem Dienstmäd-
chen beschuldigt und wurden Intrigen gesponnen.
(Bericht von Johannes Murmellius 9. 11. 1554, PA
93, 3, 6).

7 Uh verzeichnete die Ausgaben wegen der Instand-
setzung des Predigerhauses (PA 93, 3, 6).

8 Die Bitte von Huberinus um ein Schreiben der
Grafen von Hoheniohe an den Rat der Stadt Augs-
burg wegen der Entlassung und eines an sich wegen
der Berufung wurde von Stemler am 18. 2. 1544 da-
hingehend beantwortet, daß nur der Öhringer Rat
mit Wissen der Grafen, nicht aber diese selber
schreiben könnten. Nach den Berufungsverhand-
lungen haben die Grafen doch selber an den Augs-
burger Rat geschrieben, der der Entlassung von
Huberinus zustimmte (Ratsprotokoll vom 17. 6.
1544. Roth a.a.O. 2, 474, Anm. 133).

9 Ein eigener Bericht von Huberinus über seine Augs-

burger Religionshändel ist erhalten Forschungs-

bibliothek Grotha, Sammelband A 91, Bl. 53-124.
Franz, Huberinus-Rhegius-Holbein Nr. 24. 4. Vgl.
Roth a. a. O. und Wilhelm Germann, D. Johann For-

ernst und vleis gegen den secten und stürmern ge-
legt 9, wölt das noch nit weniger ton, auch die un-
dertonen zu der gehorsame gegen der obrikait wei-
sen, als das er zu Augspurg allwegen auch getriben.
Und darumb jetzo furhand genomen, den Eclesia-
sticum oder Jesus Sirach zu predigen 10, als der vil
von eusserlicher zucht schreibt und leret, und in
seinen predigten alles des verschonen, clas ime müg-
lich. Und wo derhalben von unser gnedigen herrn
wegen ime etwas zu undersagen (des er sich doch
nit versehe, es nott sein solt), wölt er das guttlichen
annemen und des gewar nemen, auch dem sovil
müglich nachkomen. Den herrn des stifts wölt er
gepurliche reverentz und eer entpieten, doneben
getrost sein, sie wurden ime auch kein arges er-
zaigen.

Und nachdem je pillich, das worinnen einer dien-
net, ime sein belonung daher zustund und er sich
vileicht mit cler predicatur gefell nit betragen kent,
bette er, ma-n solt ime etwan mit steurung 11 brott
und wein oder dergleichen von dem stift begnaden.
Und dieweil ein geringes gertle a vorhanden, das an
ein vicarei gehorig, dieselb vicarei jetzo ledig, bete

ster, der Hennebergische Reformator. Meiningen
1894.

10 Predigten über den Jesus Sirach finden sich im ge-
nannten Sanunelband „Zehnerlei kurtze Form zu
predigen“ (unsere Nr. 3). Eine ausführliche Aus-
legung erschien unter dem Titel: Spiegel der / Haus-
tzucht, / Jhesus Syrach genant, / Sambt einer kurt-
zen Außlegung. / Für die armen haußväter, / vnd
ire gesinde, Wie sie ein gottselig leben, / gegen me-
nigklich sollen erzeygen. / ... (Nürnberg: Daub-
mann 29. Juli) 1553. (Franz, Huberinus-Rhegius-
Holbein, Nr. 23). Yiele spätere Drucke. In der Yor-
rede an Alexander Plohenbuch in Öhringen, 2. Juli
1552, schreibt Huberinus: „ersamer, günstiger herr
statschreyber, ihr habt mich auch in sonderheyt
darzu mehrmals ersucht, vermanet, angehalten und
gebeten und mit ewrem sondern kosten vermögt
und gefördert, das ich den armen haußvätern und
ihrem gesinde zu nutz und fürderung den Jesum
Syrach für genommen und zur mittagpredig am
sontag fürzuhalten eine zeytlang mich. unterfangen
habe und solches am allermeysten darumb, dieweyl
das junge gesinde etwas das mehrerteyl zur morgen-
predig daheym aufgehalten wird und also on alle
forcht Gottes, on alle christliche zucht und gott-
seligkeit auferwechst. ‘ ‘

11 = Unterstützung (Grimm 10, 2, 2, 2665).

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