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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0056
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3. Vermahnungen und Gehete 1544-1550

nen, erhalten, schützen und behiiten alle trewe bi-
schof, pfarherrn, prediger und kirchendiener.

Wir wöllen auch bitten für die christlichen ober-
keyt, fiir Iveyserliche und Königliche Mayestet, für
alle churfiirsten, fürsten, herren und alle stend des
Reychs. In sonderheyt aber lasset uns bitten für
unsere schutzherrn und potentaten, deßgleychen
auch für ihre rät, amptleut und diener. Gott der
Herr wölle ihnen allen miteinander geben ware
forcht Gottes, weyßheyt und verstand, seliglich und
wol zu regieren, auf das wir unter ihrem regiment
mögen noch lenger haben Gottes wort, zeytlichen
fried und narung. Wir wöllen auch Gott in sonder-
heyt ferner anrüffen und bitten, das er die werden
christenheit, so allenthalben betrengt, geenstigt
und verfolgt wird von den unglaubigen, dem Tiir-
ken, machometischen, widerchristischen, blutdiir-
stigen leuten, das Got die armen christen gnediglich
schützen, retten und im rechten glauben erhalten
wölle.

Lasset uns auch bitten für alle christliche unter-
tanen, das sie Gott der Iderr in schuldiger pflicht
und gehorsam gnediglich erhalten wölle und sie be-
hüten vor zwitracht, aufruhr und uns alle also vät-
terlich schützen und bewaren vor krieg, blutver-
giessen, teurung, seuche, pestilentz, hagel, schaur,
schedlichem ungewitter, vor allem unziffer f, ver-
giftem luft und dergleichen, auf das vdr unser teg-
lich brot in aller stille, fried, ruhe und gesundheyt
bekommen mögen. Lasset uns auch bitten, das uns
Gott der Herr unsere schuld gnediglich verzeihen
wölle, verschonen unsers gebrechlichen lebens, die
alten und vorigen sünd nicht zurechnen, sondern
auß gnaden verzeihen in Christo unserm herrn.
Wölle uns auch ein solch hertz geben, das wir auß
rechtem grund können verzeilien unsern mißgünnern
und feinden, damit wir ein liebreich hertz haben
gegen unserm nehesten. Gott der Herr wölle uns
auch nit in anfechtung füren und nit in versuchung
fallen lassen, sonclern uns auß gnaden erhalten, da-
mit wir nit in die schedlichen versuchung und an-
reitzung fallen des fleisches, der welt und des Satans.

f Ab 1561: ungezyfer.

b Ab 1561: eyniglich.

17 Mt 13, 25.

Sonder Gott der Almechtig wölle uns erlösen von dem
bösen, von allem ubel leibs und der seelen, zeitlichem
und ewigen schaden.

In sonderheit lasset uns bitten für alle schwangere
und geberende frawen, für witwen und waysen, für
die liebe jugent, für die ehleut, sonderlich wo der
böse feind seinen samen geseet hat 17, zwitracht, ver-
bitterung und uneinigkeit, das sich auch die nach-
baurn einig, fridlich, gutwillig, dienstlich und lieb-
reich gegeneinander erzeigen. Bittet zum beschluß
für etliche kranke, angefochtne, kleinmütige und
trostlose personen, welche sich in sonderheit in ewer
christlich gebett trewlich befelhen.

Bittet auch für die, für welche wir sonderlich
schuldig seind zu bitten, so uns in unser ampt und
gebett befolhen sein. Für dise und alle andere not
der gantzen christenheyt, auch für uns selber und
die unsern, wöllen wir Gott den Herrn von hertzen
anruffen. Darumb tut ewer gebet zu Gott dem Al-
mechtigen in dem namen unsers Herrn von ga-ntzem
hertzen und bettet mit andacht inniglich s von hert-
zen ein Vatter unser.

Nach dem gebet der beschluß:

Der allmechtige Gott hat unser gebett nach sei-
ner göttlichen verheissung gnediglich erhöret in
Christo, unserm herrn. Dem sey lob, ehr, rlrum und
preiß immer und ewiglich. Amen.

Lasset euch die armen und dtirftigen in ewer hand-
reichung trewlich befolhen sein.

[3.] Ein kurtz gebett zu Gott dem

Allmechtigen umb vergebung der
sünden 18

0 du almechtiger, ewiger Got, vatter, herr und
schöpfer himmels und der erden und aller creaturn.
Ich arme, ellende, sündige creatur komme da für deine
hohe, ewige, göttliche, almechtige maiestat voller
sünd und ungerechtigkeit und tue den fußfal, wie bil-
lich, vor deiner herlichen maiestat, dann ich hab dich,
meinen Got und Herrn beleidiget, schwerlich wider
deineheyligegebot gesündigetund wider deinen vätter-
lichen willen gehandlet.

18 Bei dem - nach unseren Begriffen gar nicht so kur-
zem - G'ebet handelt es sich um keinen liturgischen
Text, sondern Ililfe für die Haus- und private An-
dacht.

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