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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0068
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4. Schulordrning 1549

autoribus ein teutscli epistolium proponiern, damit
die knaben die phrases lerneten durch die tempora
modorum zue enderen und ad usum accommodiern.
Solchs möchte man am sambstag post examen musi-
ces von inen erfordern und emendieren. In solcher
emendation sollen die praeceptores nicht obenhin
faren, sondern die knaben durch gewisse regeln
dahin leiten, das sie wissen und nicht wenen 33 und
ihrer vitia selbs uberzeuget werden. Also soll es auch
in repetitionibus der vorgelesenen autoren gehalten
werden.

2. In secunda classe möchte man ein sententz
oder zwen teutsch proponieren und von knaben
latine reddiert wider emendiren horis praedictis.

10. Von dem otio a litteris
oder, wie man es nennet, venia

Alle mittwochen (so kein feiertag in der wochen),
auch alle sampstag nach der ersten mittagsstund,
mage man den knaben zu einer recreation, vacatio-
nem a litteris geben, wie in vilen schuelen und alle
zeit hie breuchlich gewesen. Andere zeit söllen die
praeceptores sich in der schuell irem ampt nach fin-
den lassen und, so einer etwas nottwendigs zu schaf-
fen, urlaub vom superattendenten und den schuel-
herren bitten, alsdann einen diaconum ansprechen,
der inn vertrette, damit an der jugent nichts ver-
saumpt werde.

11. Von den guetten sitten der knaben
und von der censura

Soferne die mores belangt in der schuell und auf
der gassen, möchte man sich accommodiern denen

e A falsch: coycaeos.

ten wurden wahrscheinlich auch die deutschen Ge-
bete der Brand. KO 1533 (Sehling 11, 188-194) ver-
wendet.

83 Wähnen im Gegensatz zum sicheren Wissen.

34 Siehe oben Anm. 23.

versibus, die dem nomenclatur von Sebaldo Hai-
den 34, einem erfarnen schuelmaister, gestellet, an-
gehengt seind.

Solche mores der jugent einzubilden neben guet-
ten kunsten, möchte man ordnen drei asinos:

1. disputantium, in den praeceptionibus und
autoribus praelectis, so man sie außgelesen,

2. gennanice loquentium, sonderlich in prima
classe,

3. morum, das ist, deren, die sich in kirchen,
schuell und auf der gassen nit sitthch halten.

Zue frue aber täghch vor den emendirten scriptis
soll ein jecler, so deren esel einen über nacht beher-
bergt, sich mit einer regula oder mehr nach willen
dess praeceptoris oder auch mit etlichen carminibus
liberieren und alsdann wider macht haben, densel-
bigen einem anderen vendiren.

In der censura sollen sich die praeceptores (wie
dann auch in institutione) vätter 35 erzaigen, mit
worten freuntlich, gegen den halstarrigen ernsthaf-
tig, in der zuchtigung ires schwerts, der rueten mit
maß brauchen, schlachens mit fausten, stossens
harrupfens und dergleichen sich enthalten.

Und dieweil die jugent gantz ungezogen, were
nicht unnöttig, corycaeos e36 oder censores zu be-
stellen, die heimhch in der kirchen und aufm markt
und gassen die unzuchtigen assignierten und alle
freitag jedem praeceptori uberantwurteten, welche
alsdann ir schwert, die rueten, (wie oben gemelt)
fueren sollen.

35 = als Väter hzw. väterlich.

36 = Auskundschafter, Spion. Die Korykäer spähten
die Ladung von Schiffen aus und teilten dies den
seeräuberischen Nachbarn mit. (Franz Passow,
I-Iandwörterbuch der griechischen Sprache. Neu
bearb. Bd 1, 1847.)

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