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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0075
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5. Kirchenordnung 1553

[2.] Von teutschen gesengen neben den
lateinischen in der kirchen zu gebrauchen

Wiewol die heylige christenliche kirch anfenglich
aus allerley volkern und sprachen under der sonnen
durch den herren Christum, die aposteln, iere junger
und fromme heylige bischove und leehrer beruifen
und versamlet, auch das heylig evangelium in eines
yeden volks bekanter sprach geprediget worden
ist 20, so seind doch in der kirchen nur die clrey
hauptsprachen und furnembsten zungen, als he-
breysch, griechisch und lateinisch, die gesenge und
kirchenordnung dardurch zu verichten in ubung
und geprauch blieben, one zweyfel nach unsers her-
ren Jesu Christi titul und ubergeschrift am creutz,
welche mit disen dreyen sprachen geschrieben ist
gewesen, Luce 23 [38] und Joan. 19 [ 19f.].

Daher es auch kommen, da-s etliche hebreysche
wortlin auch uns Teutschen bekant, als nemlich:
alleluia, osanna, abba, amen, mißa, Emanuel 21, Ze-
baoth, sela, Meßia etc. 22 in cler kirchen plieben und
noch heutigs tags gepraucht werden, allermaynst
darumb, das wir damit noch in eehren halten die
ersten und eltesten kirchen, so der herr Christus

20 Während in entsprechenden Kapiteln der Haller
KO 1543 und der Württ. KO 1553/1559 (Richter 2,
17 und 138) gerechtfertigt wird, daß die lateinische
Sprache noch zur Ühung der Schüler Verwendung
findet, wird in Hohenlohe umgekehrt die Zulassung
der deutschen Sprache verteidigt.

21 Vgl. die Apologie (BSLK 373). Zu den Begriffen
sei neben den Sprach- und theologischen Wörter-
büchern genannt: Biblisch-Historisches Handwör-
terbuch. Hrsg. v. Bo Reicke u. L. Rost. 1-3. Göttin-
gen 1962-1966.

hall elüjäh, eigentl. „preiset Jahwe“, liturgische
Formel des jüdischen und dann des christlichen
Gottesdienstes (Apk 19, 1. 3. 6). - 'öslä'nä (hebr. Ps
118, 25, meistens die aramäische Form) „hilf doch“,
zur liturgischen Formel gewordener Bitt- und Heil-
ruf. - ’abbä (aram.), hebr. ’äb „Vater“, aramäische
Gebetsanrede. - ’ämen „fest“, formelhaft als Be-
stätigung des Willens oder Wortes Gottes. - Missa
siehe Anm. 69. - hmmänü'el „Gott mit uns“, Jes 7,
14; 8, 8. Mt 1, 23.

22 s ebä’öt „Heere, Heerscharen“. Der Ursinn der Ver-
bindung Jahwe Zebaoth ist umstritten. - selä, musi-
kalisches Zwischenwort in 39 Psalmen und ILab. 3.
- Messias ist gräzisierte Form des aram. m eslhä,
hebr. hammäslah, „der Gesalbte“.

selbs angezeigt hat und seine spons und gemahel 23,
auch unsere mutter ist, von welcher wir geystlich
erzeugt und geboren worden sind.

Also seind auch hernach von der griechischen
kirchen, durch die apostel berueffen, etliche griechi-
sche wortlin entnhomen und im prauch behalten
worden, als: Kyrieleyson, Christeleyson, Christus,
chrißma, angelus, diaconus etc. 24

Desgleychen seind auch ferrer von der lateini-
schen kirchen die lateinische gesenge angenhomen
und im prauch plieben, uf das also die gemelte drey
sprachen in schulen und kirchen gelert und getrie-
ben wurden, dieweyl die heylig gottliche gschrift
altes und newes testaments sampt etlicher leerer
außlegung in disen dreyen sprachen gegrundet und
verfast ist.

Uber das ist auch zu wißen, das im anfang der
christenlichen kirchen die Juden mit irer hebrey-
schen sprach und sinagogen hin und wider uncler
den Griechen in iren stetten gewonet und hernach
die Griechen under den Lateinischen. Wo dann die
apostel die Hebreer und Griechen oder die Griechen
und Romer zu Christo bekhert haben, da seind als-
dan in irer versamlung beeder bekerter volker spra-

23 Mt 16, 18 und 18, 17. Die Kirche als Braut Christi
Eph 5, 23—32.

24 Kyrie eleison, hellenistischer Volks- und Gebetsruf,
begegnet im Bericht der Pilgerin Ätheria (ca. 400)
über die Jerusalemer Liturgie; im 5. Jh. von Rom
übernommen (RGG 4, 192). - Chrisma, Chrisam -
Olivenöl, dem in den orientalischen Kirchen Spe-
zereien, in der lat. Kirche nur Balsam beigemischt
wird. Bei der Firmung und verschiedenen Weihen
verwendet (LThK 2, 1094f.). Während des Interims
war Huberinus 1551/52 in einen Streit wegen der
Verwendung des Chrisams verwickelt (Franz, LIu-
berinus - Bhegius — Holbein, Nr. 24. 8); in vorlie-
gender Ordnung ist er nicht mehr vorgesehen. —
„Angelus“ meint wohl konkret das Angelus-Läu-
ten, benannt nach dem Versikel „Angelus domini“,
vor dem Avemaria. In der Reformation blieb bei
Ablehnung der Marienverehrung des Läuten als
Gebetsruf bestehen (siehe unten § 23). — Diaconus
als kirchlicher Amtsträger bereits im Neuen Testa-
ment (Phil 1, 1 und 1 Tim 3, 8. 12; zur Geschichte
LThK 2, 318-323). In Hohenlohe nachgeordneter
Geistlicher in Städten oder Filialen.

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