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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0092
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5. Kirchenordnung 1553

die Ostern mit zwayen nachvolgenden tagen,
die Auffart des Herren,
die Pfingsten mit zwayen volgenden tagen,
die feyertag der heyligen junkfrawen Marie,
die tage der heyhgen apostel 126,

Sanct Joannis Baptiste,

S. Marie Magdalene,

S. Michaehs

und Allerheyhgentag 127.

[18.] Von denn sondern festen

An den sondern hohen festen, als da seind die
Ostern, Uffertag, Pfingsten, Trinitatis, Joannis Bap-
tiste, Visitationis Marie, Michaelis, Advent, Weyhen-
nachten, Circumcisionis, Epiphanie, Purificationis,
Anunciationis Marie, Palmtag, Grunen donnerstag,
Charfreytag etc. soll man alle zeit die evangelia und
hystorien von einem yegiichen fest, so hi der gschrift
seinen grund hat, behalten 128 und darvon mit allem
vleis, und sonderlich an den dreyen hohen festen
auch nach mittag predigen, sampt ethchen leyden-
lichen ceremonin, so nicht wider Gottes wort seind
und one alle superstition gehalten konnen werden,
uf das die jugent und unverstendigen zu christen-
licher rehgion gefuehret werden.

126 Mariä Lichtmeß (Purificatio) 2. Febr., Verkündi-
gung (Annunciatio) 25. März, Heimsuchung (Visi-
tatio) 2. Juli, Ilimmelfahrt (Assumptio) 15. Au-
gust, Geburt (Nativitas ? 8. September) und Emp-
fängnis (Conceptio) 8. Dezember. — Die 9 Apostel-
feiertage siehe KO 1578 Kap. 11.

127 2 4. Juni, 22. Juli, 29. September und 1. November.

128 Bis hierher ähnlich wie in Neuburg. KO 1543 (Seh-
ling 13, 71). Dort fehlen Trinitatis, Michaelis, Ad-
vent, Circumcisio, Gründonnerstag, Karfreitag.

129 Das Kapitel stammt ab hier fast wörtlich aus Neu-
burg. KO 1543 (Sehling 13, 95-97), die auf einen
kürzeren Abschnitt der Brand. KO 1533 (Sehling
11, 203 f.) zurückgeht. Die Anmerkungen sind aus
den genannten Bänden übernommen. Von der dort
genannten Literatur siehe besonders A. Franz, Die
kirchlichen Benediktionen im Mittelalter. 1905. —
LThK. IJDA. J. Braun, Liturgisches Handlexikon.
2. Aufl. Regensburg 1924. Vgl. Erika Kohler,
Martin Luther und der Festbrauch. Köln, Graz 1959
(Mitteldeutsche Forschungen 17).

130 Salz- und Wasserweihe erfolgte durch den exorcis-
mus salis bzw. aquae jeden Sonntag früh. Die ent-
sprechenden Formulare stehen daher am Anfang
jedes mittelalterlichen Missales. Das geweihte Salz

Es sollen auch die pfarherr uf demi Palmentag
und Gruenen donnerstag mit sonderm vleis under-
richtung ton vom heyhgen sacrament des altars und
von bayder gestalt, sonderhch dieweyl das junge
und auch alte volk mehr genaigt und geflißen ist,
zur osterlichen zeit zum sacrament zu gehn dan
sonst zur andern zeit, wiewol die pfaherr in allen
predigen das volk sollen vermanen, das es sich aus-
teyle und im jar ethche uf disen, die andern auf
einen andem sontag liinzugehn, uf das alle sonntag
die communion mege gehalten werden.

[19.] Von ergerlichen, schedlichen und
unnottigen ceremonien

Was dergleichen ceremonien bißherr gehalten,
aber an ethchen orten abgetonn und gleich fur sich
selbs gefallen seind, die sollen furbaßhin gentzhch
underwegen und abgetonn pleyben, als 129 da seind
waßer und saltz an denn sontagen, wachs zu hecht-
meß, aschen am Aschermitwochen 130, palmen am
Palmentag, osterstock, tauf und feur am Oster-
abent, fladen, ayer, flaysch am Ostertag, wurtz oder
creuter Assumptionis Marie, wein an S. Johans des
Evangehsten tag etc. 131, weyhen oder segnen. Dann

wurde zur Weihung des Weihwassers und bei der
Taufe verwendet. Das Weihwasser diente zu außer-
ordentlich mannigfaltigen Besprengungen. - Am
2. Februar fand durch den Priester die Kerzen-
weihe statt. Dem Wachs und den Kerzen wurden
die höchsten Schutzkräfte zugeschrieben, so daß
sie auch abergläubischer Verwendung dienten
(IJDA 5, 1261 f.). - Die durch Verbrennimg von
Palmzweigen des Vorjahrs gewonnene Asche wird
nach Segnung am Aschermittwoch den Gläubigen
auf den Scheitel gestreut oder an die Stirn gestri-
chen.

131 Grüne Zweige werden am Palmsonntag zur Abwehr
von allerlei Schaden an Mensch und Tier, IJaus und
Flur geweiht. - Am Morgen des Karsamstags wird
eine Kerze unter Einfügungvon öWeihrauchkörnern
geweiht und am neu geschlagenen Feuer entzündet.
Sie wird bis Himmelfahrt an den Sonntagen bei
Messe und Vesper als Sinnbild des Herrn Christus
gebrannt. - Das Taufwasser wird am Karsamstag
und in der Pfingstvigil (Samstag vor Pfingsten) un-
ter Verwendung des vom Bischof geholten Chrisams
geweiht. Am Karsamstag wird auch durch Schla-
gen aus dem Stein oder mit Hilfe eines Brenngla-
ses neues Feuer erzeugt, das dann geweiht wird. -

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