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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0140
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12. Visitation 1558

predlgten aus demselben ziehen 25 und auß dem
klainen D.M. Lutheri die kinder verhören. Wo aber
an ainem ort etwan ain andere christliche und ap-
probierte form, als D. Brentii etc. 26, bis anher wer
ghalten worden, mag in demselbigen nach gutbe-
dunken der visitatorn gehandelt werden.

Man soll aber den catechismum also halten, nem-
lich, das der schulmaister oder pfarher mit der kir-
chen singe das stucke, welches damals 27 in der ca-
techismuspredig außgelegt wird 28. Darauf soll der
kirchendiener in ainer gmainen form langsam und
verstendlich. furlesen die hauptstuck des cateclrismi,
als da sind:

Erstlich die zehen gepot,
darnach der giaub,
zum driten das Vatter unser,
zum vierten die wort von der einsatzung der tauf,
zum funften vom ampt der schlußel,
zum sechsten die wort der einsatzung des nacht-
mals Christi.

Darauf soll folgen die predig iind nach derselbi-
gen ain kurtzer gesang, welches, so es aus ist, soll
er clie jugent in clen stucken des catechismi ver-
hören, und nach der verhörung inen ye ain stuck
zumal langsam und verstendlich fursprechen und

26 Es ist nicht bekannt, welcher Katechismus in der
KO ca. 1556 enthalten war. Sind die Brand.-Nürn-
bergischen Katechismuspredigten 1533 (Sehling 11,
206-282) gemeint?

26 Vgl. SchulO. 1549 (Nr. 4, § 8). Der Brenzsche Kate-
chismus war in der Waldenburger Herrschaft bis
zur Einführung der KO 1578 in Gebrauch. Die Wal-
denburger Vormünder Gräfin Agatha und Schenk
Heinrich von Limpurg gaben am 1. 2. 1578 zu be-
denken, durch die neue KO seien ,,Brentii ... cate-
chissische fragen allerdings abgeschafft, unerwegen,
das sie ... neben andern güten haylsamen kirchen-
ordnungen uber die 20 jar in unserer vormund kir-
chen nützlich geübt worden“ (GA 14, 2).

27 = dann, alsdann (Orimm 1, 701: hier ein früher Be-
leg).

28 Dies sind die heiligen zehn gebot; Mensch wiltu le-
ben seliglich (Die 10 Gebote kürzer); Wir glauben
all an einen Gott; Vater unser im himmelreich; Un-
ser vatter in dem himmel (der Text); Christ unser
herr zum Jordan kam (ein Lehrlied von der Taufe);
Jesus Christus unser heiland, der von uns den Gottes
zorn wand; Gott sei gelobt und gebenedeit (Abend-
mahl). Die Lieder von Luther, siehe Liedregister.

sie im nachsprechen laßen, und, wen sie es also ge-
lernet, alsdann furtschreiten und sie auch also zur
außlegung (wie sie im klainen catechismo D. M.
Lutheri begrieffen) gewehnen und letzlich mit ainem
gpet und segen beschließen.

[4.] Von der wochenpredigt

Es sollen auch alle kirchendiener in ainer yeden
wochen uffs wennigst ainmall, nemhch uf rnitwo-
chen oder freitag oder welcher tag dem volk am
gelegsten, predigen, und des texts halben den su-
perintendenten fragen 29 unci nach solcher predig
allweg die levtanei langsam singen oder deuthch
furlesen, und dieselbige mit ainem gepet, so yeder-
zeit am notwendigsten, beschließen 30.

Wo auch in der wochen eheleut einzusegnen oder
verstorbne zu begraben weren, soll er liievon sol-
cher zeit gmeß predigen, nemhch hochzeit- und
leichtpredig tun und dieselbigen, wie auch alle an-
dere, aufschreiben.

Es soll auch der pfaner in ehesachen bey der
kirchenordnung stracks bleiben und rnit niemands
dispensieren, sonder dieselbigen fur den magistrat
yedes orts weisen 31.

Man mag aber mit der wochenpredig zur zeit des

29 Starke Abweichung von KO 1553 (Nr. 5, § 14). Die
Wahl cles Tages ließ z.B. die Württ. KO 1559 (Bl.
90a) offen. Der Freitag setzte sich durch (KO 1571,
unsere Nr. 18c), nur in Öhringen wurde auch an an-
cleren Wochentagen gepredigt. An Wochenpredigten
war die fortlaufende Behandlung von Schriften aus
dem Alten oder Neuen Testament üblick.

30 Luthers Deutsche Litanei 1529 (WA 30, 3, 1-36.
EKG 138) enthielt aucli Kollekten (Gebete) für die
verschiedenen Notstände. Vgl. Württ. KO 1559
(Bl. 83a-85b).

31 Als Ergänzung zum Abschnitt „von eeleuten, wie
man die einleiten solle“ in Brand. KO 1533 (Seh-
ling 11, 200-202) hat die hohenlohische KO ca. 1556
anscheinend eine kurze Eheordnung oder wenigstens
einen Abschnitt „Von der Sipp- und Mag(Schwäger-)
schaft“ mit den verbotenen Graden wie die Württ.
EheO. 1553 (= Württ. KO 1559, Bl. 93-98) ent-
halten. Ein solcher Abschnitt fehlt in der folgenden
hohenlohischen PolizeiO. 1558 (unsere Nr. 13). Die
Bezeichnung Magistrat für die Ortsobrigkeit (Amt-
leute) war unüblich. Zuständig waren die Eherich-
ter und Räte in den Kanzleien.

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