13. Polizeiordnung 1558
predig * 1 unergerlich enthalten 13. 1m fall aber je-
mand, als obsteet, vor der kirchen oder k andern
offnen platzen under der predig steet 1, ergrieffen,
soll derselbig, das erstmal ergrieffen, sechs pfenning
zu straff geben und dieselbigen straffpfenig dem
pfarher jeder orten zugestelt werden, solche den
jungen kindern, so denn catechißmum lernen, auß-
zuteilen, damit sie desto mehr zu solcher lerung m
deß catechißmi als einem sumarischen begriff
christlicher lehr angereitz werden.
So dann jemand zum andernmal also ausserthalb
der kirchen oder one n offnen platzen steend oder
sitzend oder aber bei dem dantzen, spielen oder
zechen under der predig ergriffen wurd, der soll
ein tag und nacht mit dem turn gestrafft und, ob er
sich dessen nit mässigen oder enthalten tet, ent-
lichen uns mit mehrer straffen gegen ime zu gefaren
haben, ainzaigt 0 werden.
Damit dann die uberfarer der gebüerenden straff
nit entpfliehen, so wollen wir hiemit allen stat-
knechten, bütteln, schützen und andern gemeinen
diener uferlegt haben, mit ernst hierauf acht zu ha-
ben, die ubertretter den amptleuten anzubringen
und doran gar nit vharlessig zu sein, alß sie ohne
das zu tun schuldig seindP 14.
[2.] Das ein jeder^ in seiner pfarrkirchen
das heilig nachtmal empfahen solle
Nachdem wir auch glaublichen bericht werden,
das ethch unserer undertanen etwan aus verach-
1 PO 1583: + sich.
k PO 1583: + an.
1 PO 1583: stehend.
m PO 1583: lernung.
n PO 1583: an.
0 PO 1583: angezeigt.
p Erweiterung in der PO 1583 siehe S. 515
1 PO 1583: + unterton.
r PO 1583: irer.
s PO 1583: nichtswerden.
‘ PO 1583: tut.
u PO 1583: + das jars etlich mal, als einem christen
gehürt, mit christlicher andacht.
v PO 1583: + und keinswegs unterlaßen.
w PO 1583: verhalten.
tung iren r verordneten pfarhern oder andern leiclit-
fertigen und nicht werden s ursachen der entpfa-
hung des lieiligen nachtmals in iren pfarkirchen
enthalten und anderer orten, da sie inen iren trut-
zigen widerwilligen synn nach erkiesen 15, empfa-
hen, doraus allerlei unchristenlich uhnordnung,
boß exempel und ergernus der andern christlichen,
gehorsamen undertanen ervolgen ist 1:
uf das, so gebietten wir hiemit ernsthch und wol-
len, das soliches bei unsern undertanen und ver-
wanten hinfürter abgestelt und underlassen und
ein jeder in die kirchen, darein er pfar, gehörig das
heilig nachtmal deß Herrn u empfahen solle v. Dann
ob sich jemand hierin ungehorsam erhalten w tette,
der soll nach gelegenheit mit ernst der gebür ge-
strafft werden.
[3.] Von gotslestern
Wir befinden auch und ist laider mehr dann zuvil
kuntbar und offenbar, daß das uppig und in heili-
ger schrift, auch denn weltlichen rechten hoch ver-
potten gotslestern und schweren bei alten und jun-
gen mann- und weibspersonen täglich in schwank
geet und gleich als ob es nit sünd oder uhnrecht in
einen gebrauch kommen, also das einer nit wol drei
wort ohn einem gotsschwur reden kann 16. Darvon
dann der almechtig, ewig und gütig Gott hochlich
und schwerlich beleidigt und zu zorn die menschen
hie in zeit und dort ewiglich seiner götlichen gna-
den zu berauben bewegt und verursacht würd.
13 = sich ohne Ärgernis zu geben aufhalten (Grimrn 3,
551).
14 Der Absatz mit geringen Änderungen aus Württ.
LO 1552 (Bl. 2a). Der folgende Text nicht aus dieser
Ordnung.
15 Sinn: die sie sich nach ihrem ... Sinn auswählen. Die
Bestimmung diente unter anderem der Durchfüh-
rung der Kirchenzucht.
16 Es ist nicht der Eid vor Gericht oder der Diensteid,
sondern das gotteslästerliche Fluchen und Schwören
gemeint. In der Bibel ist Gotteslästern Lev 24,16
(vgl. Ex 20, 7), Mk 7, 22, Schwören Mt 5, 33-37,
Jak 5, 12 verboten. Zum „weltlichen Recht“ vgl.
CCC Art. 106. Im folgenden aus Württ. LO 1552
,,Von den gotteslesterern“ (Bl. 3a) gemäß RPO
1548, § 1. Der folgende Satz beginnt in Württ. LO
1552: davon dann der Allmechtig schwerlich belei-
digt auch die menschen...
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predig * 1 unergerlich enthalten 13. 1m fall aber je-
mand, als obsteet, vor der kirchen oder k andern
offnen platzen under der predig steet 1, ergrieffen,
soll derselbig, das erstmal ergrieffen, sechs pfenning
zu straff geben und dieselbigen straffpfenig dem
pfarher jeder orten zugestelt werden, solche den
jungen kindern, so denn catechißmum lernen, auß-
zuteilen, damit sie desto mehr zu solcher lerung m
deß catechißmi als einem sumarischen begriff
christlicher lehr angereitz werden.
So dann jemand zum andernmal also ausserthalb
der kirchen oder one n offnen platzen steend oder
sitzend oder aber bei dem dantzen, spielen oder
zechen under der predig ergriffen wurd, der soll
ein tag und nacht mit dem turn gestrafft und, ob er
sich dessen nit mässigen oder enthalten tet, ent-
lichen uns mit mehrer straffen gegen ime zu gefaren
haben, ainzaigt 0 werden.
Damit dann die uberfarer der gebüerenden straff
nit entpfliehen, so wollen wir hiemit allen stat-
knechten, bütteln, schützen und andern gemeinen
diener uferlegt haben, mit ernst hierauf acht zu ha-
ben, die ubertretter den amptleuten anzubringen
und doran gar nit vharlessig zu sein, alß sie ohne
das zu tun schuldig seindP 14.
[2.] Das ein jeder^ in seiner pfarrkirchen
das heilig nachtmal empfahen solle
Nachdem wir auch glaublichen bericht werden,
das ethch unserer undertanen etwan aus verach-
1 PO 1583: + sich.
k PO 1583: + an.
1 PO 1583: stehend.
m PO 1583: lernung.
n PO 1583: an.
0 PO 1583: angezeigt.
p Erweiterung in der PO 1583 siehe S. 515
1 PO 1583: + unterton.
r PO 1583: irer.
s PO 1583: nichtswerden.
‘ PO 1583: tut.
u PO 1583: + das jars etlich mal, als einem christen
gehürt, mit christlicher andacht.
v PO 1583: + und keinswegs unterlaßen.
w PO 1583: verhalten.
tung iren r verordneten pfarhern oder andern leiclit-
fertigen und nicht werden s ursachen der entpfa-
hung des lieiligen nachtmals in iren pfarkirchen
enthalten und anderer orten, da sie inen iren trut-
zigen widerwilligen synn nach erkiesen 15, empfa-
hen, doraus allerlei unchristenlich uhnordnung,
boß exempel und ergernus der andern christlichen,
gehorsamen undertanen ervolgen ist 1:
uf das, so gebietten wir hiemit ernsthch und wol-
len, das soliches bei unsern undertanen und ver-
wanten hinfürter abgestelt und underlassen und
ein jeder in die kirchen, darein er pfar, gehörig das
heilig nachtmal deß Herrn u empfahen solle v. Dann
ob sich jemand hierin ungehorsam erhalten w tette,
der soll nach gelegenheit mit ernst der gebür ge-
strafft werden.
[3.] Von gotslestern
Wir befinden auch und ist laider mehr dann zuvil
kuntbar und offenbar, daß das uppig und in heili-
ger schrift, auch denn weltlichen rechten hoch ver-
potten gotslestern und schweren bei alten und jun-
gen mann- und weibspersonen täglich in schwank
geet und gleich als ob es nit sünd oder uhnrecht in
einen gebrauch kommen, also das einer nit wol drei
wort ohn einem gotsschwur reden kann 16. Darvon
dann der almechtig, ewig und gütig Gott hochlich
und schwerlich beleidigt und zu zorn die menschen
hie in zeit und dort ewiglich seiner götlichen gna-
den zu berauben bewegt und verursacht würd.
13 = sich ohne Ärgernis zu geben aufhalten (Grimrn 3,
551).
14 Der Absatz mit geringen Änderungen aus Württ.
LO 1552 (Bl. 2a). Der folgende Text nicht aus dieser
Ordnung.
15 Sinn: die sie sich nach ihrem ... Sinn auswählen. Die
Bestimmung diente unter anderem der Durchfüh-
rung der Kirchenzucht.
16 Es ist nicht der Eid vor Gericht oder der Diensteid,
sondern das gotteslästerliche Fluchen und Schwören
gemeint. In der Bibel ist Gotteslästern Lev 24,16
(vgl. Ex 20, 7), Mk 7, 22, Schwören Mt 5, 33-37,
Jak 5, 12 verboten. Zum „weltlichen Recht“ vgl.
CCC Art. 106. Im folgenden aus Württ. LO 1552
,,Von den gotteslesterern“ (Bl. 3a) gemäß RPO
1548, § 1. Der folgende Satz beginnt in Württ. LO
1552: davon dann der Allmechtig schwerlich belei-
digt auch die menschen...
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