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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0155
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13. Polizeiordnung 1558

craft oder dergleichen, das götlicher maiestat zu-
gelegt würd, oder Gots leichnam, marter, wunden,
onmacht, blut, creutz und was die menscheit Chri-
sti andrift oder die 26 heilige Gottes und sonderlich
die mutter Gottes lestert 27, Gots oder bots sacra-
ment, tauf, element, firmament, himmel und ande-
rer himhschen geschlechten 28, der oder dieselben
sollen ersthch von dem des höret mit gute freund-
lich gebetten und ermanet werden, davon abzu-
stehen und davon sich hinfüro zu enthalten. Würde
aber er oder sie uf solch manung nit geben und nit
absteen, sollen er oder sie von unsern amptleuten,
da es inen, wie unser bevelch, angezeigt wiird, mit
dem türn 29 nach gestelt seiner ubertrettung ernst-
hch gestrafft werden.

So aber die gemelten und ander dergleichen
schwur auß zorn, verdachtem mut fürsatzlich und
gefarlich und insonderheit uber das geton christlich
ermanen geschehen 30, soll sollicher gotslesterer
unseren amptleuten ohn verzug angezeigt und von
dennselben zu gefenknus gebracht, in turn an boden
gelegt und nach grosse der gotslesterung lang oder
kurtz mit wasser und brodt gespeist und also ge-
straffet werden.

Da sich dann jemand in schweren fluchen und
gotslestern so gar frevenlichen und gefarlichen
halten würd 31, der soll zu haft eingezogen, für das
peinhch gericht gestellt und nach grosse seiner

a PO 1583: + wahrsager.
b PO 1583: irem.

c PO 1583 (wie Württ. LO): schedlichen.
d PO 1583 (wie Württ. LO): erkennet.

26 Statt ,,oder die“ hat Württ. LO 1552: Gots Yeltin,
Kürin [ = Valentin und Quirin], oder ander.

27 Württ. LO 1552: + und doch in demselben das
wörtlin bots oder Gots nennt, gleichergestalt.

28 Dieser Genitiv pluralis findet sich vereinzelt hei
Luther (Grimm 4, 1, 2, 3904), es sind vor allem die
Gestirne gemeint. Der Schluß des Abschnitts in
Württ. LO 1552 stammt fast wörtlich aus RPO 1548,
§ 2.

29 = Turm als Gefängnis. Beginn des Satzes in Württ.
LO 1552 anders formuliert.

30 Ende des Satzes kürzer aus Württ. LO 1552.

31 Ende des Satzes in Württ. LO 1552: wir wurden an-
dern zu einem exempel gegen derselbigen leiben,
ehrn und gütern mit ernstlicher und strenger strafF
handlen und fürgeen lassen, wie dann zum teil ohen
hegriffen ist.

uberfarung mit beschneidung oder schlitzung der
zungen oder in andere weg gestrafft werden.

[4.] Von zauberei und segenwerk 32

Als uns dann auch anbracht, wie ethch, in unse-
rer herrschaft gesessen, zauberei treiben, whar-
sagen und andere dergleichen teufelsstiftungen
uben, welches doch ein sonderer grewel vor Got,
alß das zu abgötterei hohe befürderung tut, solchs
abzuschaffen und die ehr Gottes allem zu befiirderen,
gebietten wir hiemit ernsthch, das alle zauberer 33,
teufelsbeschwerer, segner a und ander dergleichen
abgötterer in unser herschaft 34 nit geduldet, sonder
durch unsere amptleut 35 davon abzustehen mit
ernst angehalten werden. Welche aber uber solche 36
ermanung in iren b abgöttischen wesen verharren
und davon nit abstehen wolten, denen sollen ire
bücher 37und anders, so sie darzu gebrauchen, ver-
brent und sie unserer herrschaft verwisen werden 37.

Als auch aus solhchem teufehschen wharsagen
etwan unschuldige leut verleumbt und in solchen 0
arkwonn gebracht werden, wie dann der Teufel
nichts damr ein lügner ist 38, so wollen wir, das uf
solich unwarhaftig anzaigen in recht nit kent d 39,
sonder alß unverschempt lügenwerk gehalten wer-
clen.

Wir wollen auch hiemit alle unsere undertanen,

32 Segen hezeichnet für Beschwörungen verwendete
Formeln im außerkhchlichen Gebrauch, denen eine
schützende oder heilsame Wirkung zugeschrieben
wurde (Qrimrn 10, 1, 104). Segenwerk = Zauberei,
Beschwörung. Segner = Beschwörer. Dieses Ka-
pitel stammt aus der Württ. LO 1552 (Bl. 4b-5b);
ah „gebietten wir hiemit ernstlich“ fast wörtlich
aus der Württ. LO.

33 Württ. LO 1552: + warsager.

34 Württ. LO 1552: fürstentumb.

35 Württ. LO 1552: oher- und unteramptleut.

36 Württ. LO 1552: + ernstlich.

37-37 Württ. LO 1552: prillen und anders, so sie hierzu
wider Gott gebrauchen, genommen, verbrent und
sie unsers lands verwisen werden. (Folgt Bestim-
mung, daß doppelt Rückfällige an Leih und Leben
gestrafen werden sollen.)

38 Joh 8, 44.

39 Kennen = erkennen, als Urteiler, Richter entschei-
den.

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