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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0170
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16. Testament Graf Ludwig Casimirs 1564

armer schueler, darunder ein orgler, in unserer
graveschaft burtig, mit klaidung und costung not-
wendiglich underhalten, welche auch zur schueln
und lehr alhie angezogen werden. Und ein jeder
wesender hoffprediger hiermit und in craft seiner
bestallung schuldig und verbunden sein solle, ein
fleissig aufsehen auf sie züe haben, sie auch in der
leher, guter disciplin und besonder in dem gesang
bestes fleiß underweisen und in guter zucht an-
halten. Die dann fürters alwegen nach denn pre-
digten christenliche psalmen, wie sich das nach
unserer kirchenordnung geburt 13, andechtig und
mit fleiß singen sollen.

Wir ordnen, setzen und stieften auch, das umb
mehrer christenlicher und andechtiger gezierdt und
lobgesang willen in mehrberürter unser schloß-
kirchen ein klein orgelin gekauft und gemacht und
underhalten werde, auf dem der jetztgeordnet
schueler auf ein jeden sonn- und feiertag schlagen 14
und alwegen auß denn psalmen ein gesatz 15 spielen,
darauf die obbestimpte unsere schüeler das ander
hernachvolgend gesatz singen und also alwegen ein
gesatz umb das ander georglet und gesungen wer-
den.

6.

Uf das auch in unserer hofhaltung die gottes-
gaben mit mehrerm segen und dankbarkeit ge-
braucht und genossen werden, ordnen und setzen
wir, das ausser denn nachbestimpten sechs schue-
lern einer alle tag in unserer hofstueben vor und
nach dem morgen- und nachtessen die gewonnliche
gebett der benediction und gratiarum action 16 mit
andacht sprechen und beten solle.

Hirauf und dem allem nach, so ist unser ernst-
licher, letzster, liebster will und ordnüng, das diese
unsere stieftung und ordnung, wie die jetzo be-

b A ursprünglich: + zum beschlueß. E: 15.

13 Erwähnung der KO von ca. 1556, vgl. S. 116f. und
123.

14 = spielen (auf Saiten, Klavier, Orgel schlagen). Die
Orgel kam im 18. Jahrhundert in die Waldenburger
Schloßkirche (Mitteilung von Dr. K. Schumm).

15 Gesetz = Strophe.

stimpt, von allen unsern nachkommen und erben,
auch denn gestieften und gestellten 17 personen und
dem gemainen hoffgesind gehorsamlich, fürnem-
lichen aber umb der eher, preiß und glori Christi
willen christenlich und fleissiglich in ewige zeit ge-
halten und volnzogen werde.

[...]

15.

[Verordnung, daß Erben für Abtragen der Schul-
den sorgen sollen (jährlich wenigstens 6000 Gulden),
nicht abgedruckt].

Und wöllen hiermit b dieses unsers testaments
mit hochstem fleiß und aller väterhcher trewer wol-
mainüng unsere freundliche, liebe sone sampt und
sonders ermanet, gebetten und bevolhen haben,
vor allen dingen denn almechtigen, ewigen Got,
unsern himehschen vater, jederzeit vor augen zu
haben und uber seinem wort, dem hailgen evange-
lio und unserer christenlichen rehgion trewlich und
gefliessen zu halten, dasselbig mit allem fleiß anzu-
horen und ein gotselig, christenhch leben, wandel
und wesen zu furn, damit sie unsern und iren under-
tonen ein christenhch, guet exempel vortragen,
volgends, das sie auch ir fraw mutter, unser freund-
hche, hebe gemahel 18, in aller kindhchen und schul-
digen trewen lassen bevolhen sem, Ire L. in allen
ehrn halten, allen kindlicheh gehorsam beweisen
und erzaigen.

Gleichergestalt sollen sie auch alle kirchendien-
ner und prediger, soverr sie unserer rehgion und
rainer leer sein, alß ire hirten und seelsorger in ehrn
und trewem bevelch haben und inen, wie von uns
bißhero geschehen, ire notturftige underhaltung
verordnen und wilhglichen widerfarn lassen.

[...]

16 Benedicite und Gratias in Luthers Kleinem Kate-
chismus.

17 Stiften = jemanden anstellen (Grimm 10, 2, 2,
2199); gestellten (B ursprünglich: bestellten) = be-
stallten (Personen). Unterschieden davon das ge-
meine = einfache Hofgesinde.

18 Gräfin Anna, geb. Solms.

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