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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0284
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25. Kirchenordnung 1578

Zum andern soll man bevorab in den dörfern nit
vilerley und selt.zame gesang brauchen, sondern
etliche wenig, allermeist so 37von Doct. Martino
Luthero, seliger gedechtnuß, gemacht worden, auch
in iren gemeinen und bekanten melodeien, und die 37
sich zum catechismo reimen.

Das 3. capitel

Collecten oder gebet, in der kirchen mit
der gemein der zeit nach zu Gott zu
sprechen * 1

Für die gemeine christliche kirch und der-
selben diener

0 allmechtiger, gütiger Gott und vatter unsers
herrn Jesu Christi, der du uns ernsthch befolhen
hast 2, das wir dich bitten sollen umb arbeiter in
deine ernte, das ist umb rechtschaffene prediger

a In Elpersheimer Ex. hs. am Rande: Freytag,
feyer- und sontag. (.,sambst.“ gestrichen.) Im
Stuttgarter Ex. ist die folgende Kollekte hs. er-
weitert und durch zwei weitere Kollekten ergänzt:
O allmechtiger, ewiger Gott. Wir bitten dich...;
Allmechtiger, gutiger Gott und Vatter. Seitemal
all unser heil...

37-37 prepit Hanauer KO 1573 (S. 9). Texte der Lieder
Luthers WA35, 411-473; Bibliographie 35, 309-407.
Nr. 31, § 2 und Nr. 32, § B 4 wurde näheres geregelt
und die Zusammenstellung einer GesangsO. be-
stimmt. Zur Einführung der GesangsO. von 1589 in
Weikersheim und Langenburg siehe Nr. 44 und 50.
Dort auch über vorher gesungene Lieder, die nicht
im lutherischen Gesangbuch stehen.

1 Diese Überschrift und die Überschrift der ersten
beiden Kollekten, die dort auch an erster Stelle ste-
hen, stammen aus der Hanauer KO 1573 (S. 72), die
auf der Württ. KO 1559, Bl. 78-82 beruht. Der Text
der Kollekten folgt aber - mit zwei Ausnahmen -
dem Agendbüchlein Veit Dietrichs von 1545 (Abk.:
Dietrich, Sehling 11, 495-498), das die meisten wört-
lich aus der Brand. KO 1533 (Sehling 11, 189-194)

übernommen hat. Das verbindende „Alia“ zwischen
den Kollekten stammt nicht aus Dietrich. Abwei-
chungen in den Schlußbeteuerungen, die in D mei-
stens stärker gekürzt sind als im Druck A, sind nicht
gekennzeichnet. — Kollektengebet bedeutete das
Gebet der versammelten Gemeinde oder wahrschein-

licher das Gebet, mit dem die vorangehenden Gebete
(im Meßgottesdienst) zusammengefaßt und gesam-
melt werden. Die protestantischen Kirchen haben

cleines worts. Wir bitten dein grundlose barm-
hertzigkeit, du wöllest uns recht geschaffene lerer
und [7] diener deines götthchen worts zuschicken
und denselben dein heilsam wort in das hertz und
in den mund geben, das sie deinen befelch trewlich
außrichten und nicht predigen, das deinem heiligen
wort entgegen sey. Auf das wir durch dein himlisch,
ewiges wort ermanet, gelert, gespeist, getröst und
gesterkt werden, tun, was dir gefellig und uns frucht-
barlich ist. Durch unsern herrn Jesum Christum,
deinen son, der mit dir in einigkeit des Heiligen
Geists regiert und herrschet, immer und ewiglich.
Amen.

Alia a

0 allmechtiger Gott; wir bitten dich, gib deiner
gemein deinen Geist und göttliche weißheit, das dein
wort unter uns laufe und wachse und mit aller
freidigkeit 3, wie sichs gebürt, gepredigt und dem

eine Reihe der römischen Kollektengebete übernom-
men. Kollekte bezeichnet jetzt allgemein das Ge-
meindegebet. (Jlorst Nitschlte, Wörterbuch d. gottes-
dienstl. Lebens. Gütersloh 1966, 90 f.)

Zur Herkunft der Kollekten in der Brand. KO 1533
siehe Sehling 11, 188-194 mit weiterer Literatur und
Paul Dreivs, Beiträge zu Luthers liturgischen Refor-
men. Tübingen 1910 (Studien zur Geschichte des
Gottesdienstes und des gottesdienstlichen Lebens
4/5). - Paul Althaus, Forschungen zur evangelischen
Gebetsliteratur (1927), Neudr. Hildesheim 1966,
163-249: Zur Einführung in die Quellengeschichte
d. kirchlichen Kollekten in den luth. Agenden d.
16. Jahrhunderts. Zur Hohenloher KO a. a. O. 241. -
Arn 12. Mai 1579 beschwerten sich die drei Öhringer
Kirchendiener Lilienfein, Zinn und Apin, daß sie zu
jeder Zeit an die „kurtze stumpfe gebet“ der KO ge-
bunden seien und gar keine anderen Gebete, die den
Festen und Predigten entsprechen, sprechen dürften,
olme gleich eine Majestätsbeleidigung zu begehen
(wegen Gesetzesiibertretung!) (GA 15, 15 q, § 25). -
Veit Mögner in Langenburg wurde am 5. 1. 1588 ge-
tadelt, er führe „seines gefallens lange ohngewehn-
liche collecten und gebet ein.“ Er verteidigte sich,
die Collecten würden pflichtgemäß gebraucht. „Wenn
sie aber aui alle fäll gnugsam, so het man uns vor
der zeit keine andere aus Newstain zugschickt in
tewrung, mißwachs, für reichen segen [Nr. 32, § B 2],
umb ware bues und dankbarkeit etc., wie auch hie
ein bsonder gschriben gebett vor einem jar breuch-
lich, auch zu begrebnus ein bequem gebet zugelassen
fol. 39, da in der agend keines ist.“

2 Mt 9, 38.

3 = Kühnheit (Fischer 2, 1723); nach Sehling 11, 191:
Frische, Munterkeit.

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