Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

25. Kirchenordnung 1578

S. Philippi und S. Jacobi, der zwölfbotten 5.

Unsers Herrn IJimelfart, Ascensionis genannt b.

Den heiligen Pfingsttag, Pentecostes genannt,
und den nechsten tag hernach.

Der heiligen Trifaltigkeit tag, Trinitatis genant c.

S. Johannis des taufers. [40]

S. Petri und Pauli, der zwölfbotten d6.

Weyl aber gemeiniglich das fest Visitationis
Mariae 7 in ein wochen mit S. Peter und Paul fellt
und der feyertag umb der feldarbeit willen dazumal
zuvil wöllen sein, ists also bedacht, das solches fest
Visitationis Mariae auf den 15. tag Augusti ver-
schoben werde, da man sonst das fest von der
Himelfart Mariae helt, welches doch kein grund in
der schrift und zu grosser abgötterey vil ursach
geben hat. Darumb soll man auf solchen tag As-
sumptionis die histori rein halten von der heim-
suchung 8, welche in der schrift gegründet und dero-
halben ein nütze lehr geben kann.

> = der zwölfbotten tag s

S. Iacobi,

S. Bartholomaei,

S. Matthaei,

S. Simonis et Iudae,

S. Andreae,

S. Thomae,

Den heiligen Christtag, Nativitatis Donüni ge-
nant.

S. Steffanstag, als den nechsten tag darnach.

S. Johannis, des heiligen apostels und evangelisten
tag 10.

Dieweyl auch die histori von Pauli bekerung und
die lehr von heiligen engeln dem gemeinen mann zu
wissen sehr nützlich ist, mögen die pfarrer den
nechsten sontag e nach Conversionis Pauh und
Michaelis die geschicht von Pauli bekerung und die
lehr von den engeln handlen 11. [40 b]

Das 12. capitel
Von der kirchendisciplin a 1

Dieweyl unser Herr Christus seiner kirchen und
dienern nicht allein den löseschlüssel, den glaubigen
und bußfertigen die sünd zu vergeben, sondern
auch den bindschlüssel, den unglaubigen und un-
bußfertigen die sünd zu behalten, bevolhen, auch
verheissen hat, das solches alles im himel so kreftig
sein soll, als het ers auf erden selbst gehandelt 2, und
niemand unter den christen den löseschlüssel oder
die absolution unbillicht, sondern vilmehr sich des-
selben getröst und gebraucht: so soll auch billich
der kirchen und iren dienern der bindschlüssel oder
bann nicht entzogen, sondern in rechtem christ-
lichen gebrauch gelassen werden, auf das dardurch,
als durch die höchste geisthche straffe, die unbuß-
fertigen vonwegen öffentlicher todsünd, als die ires
unglaubens halben vor Gott schon gerichtet sind,
von der christen geisthchen gemeinschaft außge-
schlossen und zu erkentnuß irer sünd und warer buß
gebracht werden.

b KO 1688: + mit zwey predigten.
c KO 1688: + da nachmittag die drey hauptsymbola
verlesen und ein sermon gehalten wird.
d KO 1688: + Domfinica] X. postffestum] Trinit[atis]
lese man mittags die histori von der zerstörung der
statt Jerusalem sampt einem sermon.
e In Ruppertshofener Ex. hs. Ergänzung: oder den
nechsten freytag hernach.

a Im Stuttgarter Ex. ist das Kapitel rot angestrichen
mit Vermerk: Diser punct ist gar außgetan. Vgl.
das Verhot von 1580 (Nr. 28) und dessen Vorge-
schichte. Diese Änderungen gerieten wie andere
in Vergessenheit. 1677 druckte Anton Reiser das
Kapitel als vorbildlich ab (S. 253) und 1688 wurde
es in die Neuauflage der KO übernommen; nur das
Formular der Abbitte wurde für mehrere Personen
geändert.

6 1. Mai.

6 Johannes 24. Juni, Peter und Paul 29. Juni.

7 2. Juli.

8 Am Tag Tlimmelfahrt Mariae das Evangelium Lk 1,
39-56.

9 25. Juli, 24. August, 21. September, 28. Oktober,
30. November, 21. Dezember.

10 Dieser Tag (27. Dezember), der Dietrich (Brand.
KO 1533 u.a.) fehlt, war durch die VisitationsO.
1558 (Nr. 12, § 4) eingeführt worden.

11 Conversio Pauli 25. Januar, Apg 9, 1—19 — Michaelis
29. Septemher, Mt 18, 1-10. Der Abschnitt beruht
auf (zahlreicheren) ähnlichen Bestimmungen in
Dietrich.

1 Die ausführliche Kritik von Jakob Andreä beim
Öhringer Synodus 1581 siehe bei KO 1582, Teil A.
Es wurden als Ersatz die sächsischen Kapitel über-
nommen (Nr. 32, § C 12 und 13). Siehe Franz, Kir-
chenleitung 53-55, 92-94.

2 Mt 16, 19; 18, 18; Joh 20, 23.

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