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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0349
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Vermahnungen vom Abendmahl

stus, unser herr [206 b] und heyland, der eingeborne
son Gottes, gleiches göttlichs wesens und gewalts mit
sehiem liimlischen vatter und dem Heiligen Geist.
Solches ist offenbar auß den heiligen evangelisten,
31die da bezeugen, daß Jesns Christus selbst diß
abendmal eingesetzt und seinen jtingern zu halten
befolhen habe 31, nnd anß S. Panlo, der da spricht
[1 Kor 11, 23]: Ich habs vom IJerrn empfangen,
welches ich euch gegeben hab. Darumb, ob wol das
nacht.mal nach unserer vernunft ein schlechtes,
geringes und törichts e ansehen hat, so sollen wir es
doch umb des stifters willen gantz hoch, herrlich
und köstlich halten.

2. Zum andern sollen wir auch ursach 32 nemen
vom ernstlichen befelch, den uns Christus des
nachtmals halben, 33dasselbe oft zu gebrauchen 33,
gegeben hat. Es ist ein herrlichs und notwendiges
ding vor der welt, wann einer eines mecht.igen kö-
nigs oder keisers bevelch hat und außrichtet. Vil ein
herrlicher und notwendiger ding ist es, wenn die
menschen Gottes bevelch haben und fleissig auß-
richten. Nun haben wir Christi, des sons Gottes,
außtrücklichen bevelch seines nachtmals halben in
allen orten der schrift, da die einsatzung desselben
begriffen ist, als Matth. 26 [26-28], Marc. 14 [22-24],
Luce 22 [19f.], 1. Corinth. 11 [23-25]. Es hat je
Christus gesagt in der einsetzung des nachtmals vom
brod: Nemet hin und esset etc., und vom kelch:
Trinket alle darauß, und von diesen [207] beden:
Solchs tut etc. f. Wer wolt es nicht für ein köstlichs,
guts werk halten, wenn er des sons Gottes befelch
außrichtet 1 Und wenn wir schon kein genieß darvon
hetten, so solten wir doch mit hertzlicher begnd und
lust das nachtmal empfahen, auf daß wir hiemit
Gott dieneten.

Unsere voreltern haben sich kein kosten, mühe,
arbeit und gefahr dauren lassen, ferne walfarten und
raisen zu S. Jacob 31, gen Jerusalem, Rom und andere

e Für „geringes und törichts“ in Stuttgarter Ex. hs.
Änderung: und geringes. (In Langenburger Ex. ent-
sprechend.)

f „Solchs tut etc.“ in Langenburger Ex. gestrichen.

31-31 Hofmann: zu vernemmen. In der nacht (sprechen
sie), da der Herr Jesus verraten ward etc.

32 Statt ,,auch ursach“ bei Hofmann: die notwendig-
keit und herrligkeit.

ort zu volbringen, allein, daß sie vermeinten, sie
dieneten hierinnen Gott und teten ihm ein wolge-
felligen dienst, so sie cloch desselben gar keinen be-
felch noch verheissung hetten. Wieviel mehr sollen
wir mit lust und lieb das nachtmal Christi oft nach
seiner stiftung brauchen, dieweil wir deßhalben
einen klaren befelch haben. Darzu, so kostet es uns
nichts; wir dörfen (dem Herrn sey lob) nicht weit
darnach raisen, vil kostens darauf wenden und
grosse gefahr darob bestehn; wir haben den rechten
gebrauch vor der tür.

35Darumb werden wirs nicht 35 verantworten
können, so wirs verseumen, nicht oder gar selten
empfangen. In solchem fall werden unsere voreltern
und die Juden am jüngsten tag aufstehen und uns
verdammen, darurab, daß sie auf ire gottesdienst
gewendet haben vil mühe und kostens und wir ha-
ben Gott ohn kosten und mühe im rechten gebrauch
des nachtmals nicht dienen wollen.

3. Zum dritten, weil [207 b] Christus eben solchen
befelch geben hat am ende seines lebens hie auf
erden, sollen wir vor andern befelchen in hoch hal-
ten und fleissig verrichten, wie die gehorsamen kin-
der inen 36 sonderlich lassen hart angelegen sem den
befelch irer eltern, so sie von inen am todbeth
empfangen haben.

4. Zum vierten und letzten soll uns auch zu dem
gehorsam dises befelchs Christi, sein nachtmal be-
langend, unser schwachheit bewegen. Dann unser
angebornen schwachheit und blödigkeit 37 halb,
können wir uns an das blosse wort Gottes nicht
allein 38 halten. Unser glaub bedarf eusserlicher,
sichtbarlicher und greiflicher ding, dardurch er ge-
sterkt werde. Ein solch eußerlich ding oder sicht-
barlich wort ist diß heilig nachtmal, darinnen wir
nicht allein die summa des evangelii haben, sondern
auch eusserliche, sichtbarliche creaturen brods und
weins, clamit uns Christus sem leib und blut uber-

33-33 jrePit Hofmann. 1 Kor 11, 24-26 u.a.

34 Wallfahrt zum Apostel Jacobus Major in Santiago

de Compostella in Spanien (RGG 3, 525).

35-35 Hofmann: Wie sollen wir denn.

36 = sich.

37 = Zaghaftigkeit.

38 jTohit IJofmann.

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