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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0352
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25. Kirchenordnung 1578

und gesterkt wird. Gleichwie zu dem leiblichen leben
nlitzlich und nötig ist leibliche speiß und trank, also
ist zum geistlichen leben (welches im glauben an
Christum [210 b] bestehet) das wort Gottes und
heilig nachtmal als ein geistliche speiß und erhal-
tung des glaubens nötig und nützlich, wo man des-
selben rechten gebrauch haben kan. Es wird wol
niemands umb des werks willen, so er das nachtmal
empfehet, selig, sonst müste Judas 19 und alle gott-
losen, so das nachtmal zu irer verdamnuß empfahen,
auch selig werden. Aber nichtsdestoweniger, weil
wir allein umb Christus willen durch den glauben
mögen selig werden, so ist das nachtmal uns nötig
als ein geistliche speiß und trank zur sterkung, meh-
rung 20 und erhaltung des glaubens.

Darnach 21, so ist es war, die kinder der Christen
werden durch den glauben und tauf selig, on den
gebrauch des nachtmals, wie Christus sagt 22: Wer
glaubt und getauft wird, der wird selig. 23Wiewol es
zu der zeit Augustini der brauch ist gewesen, das
man die jungen kinder mit dem kelch des Herrn ge-
trenkt hat d23, jedoch so volget hierauß nicht, das
die erwachsenen nicht bedörfen des heiligen nacht-
mals und sey inen genug die empfangenen tauf und
glauben. Dann es ist ein andere notwendigkeit des
glaubens denn des nachtmals; one den glauben kan
niemand selig werden. Es ist auch ein andere not-
wendigkeit der tauf denn des nachtmals. Dann ob
wol im fall der not die kinder on dieselbig mit dem
glauben und Heiligen [211] Geist in der christenheit
begabt und selig werden: jedoch ausser der not ist
die tauf allen menschen, jungen und alten, zur selig-
keit notwendig, dieweyl Christus alle völker zu tau-
fen befolhen hat, Matthei am letzten [28, 19]: Gehet
hin und lehret alle völker und taufet sie im namen
des Vatters und des Sons und des Heiligen Geists.

d Satzbeginn in Langenburger Ex. hs. gestrichen.

19 Mt 26, 25 u.a.

20 Hofmann: nahrung.

21 Antwort auf 3. Punkt, 2. Frage.

22 Hofmann: + Mar. am 16. capitel [16],

23-23 Fehlt Hofmann. ,,Im Abendland ist die Tauf-
kommunion der Kinder zur Zeit des hl. Augustinus
nicht nur allg. Brauch, sondern wird von diesem mit
Berufung auf Jo 6, 54 für notwendig gehalten, u.
zwar so sehr, daß er daraus gg. die Pelagianer die
Notwendigkeit der von ihr vorausgesetzten Kinder-

Und weil niemand on die widergeburt kan das reich
Gottes sehen, darzu das wasser der tauf gehört, wie
Christus sagt zum Nicodemo [Joh 3, 3]: Es sey denn,
das jemand geborn werde auß dem wasser und geiste,
so kan er in das reich Gottes nicht kommen. Aber
die notwendigkeit des nachtmals trifft allein die er-
wachsenen Christen an, so iren glauben bekennen
und verstehen mögen; welches Paulus zu verstehen
gibt, da er erfordert, das diejenigen, so das abend-
mal wöllen wirdiglich empfahen, sich zuvor selbst
prüfen sollen 24. Darumb sind alle erwachsene Chri-
sten, so sich selbst prüffen können, schuldig, das
nachtmal nach dem befelch Christi zum ofternmal
zu empfahen. Es were dann sach, das sie den ge-
brauch desselben nach der emsatzung Christi nicht
haben möchten 25, so ist im fall der not die tauf und
glaub an Christum gnugsam zur seligkeit.

Letztlich 26, das vil sagen, sie besorgen, weil sie
noch sünd bey ihnen prüffen 27, sie sein nicht ge-
schickt zum [211 b] nachtmal. Der einred wöllen wir
hernach im vierten haubtpuncten, von wirdiger
bereitung 28, weitleuftig begegnen, nemlich das
Paulus 29 nit wölle, es soll niemand zum nachtmal
gehen, biß er zuvor kehae sünd mehr bey ime prüffe,
auch kein böse lüst, dann mit solchen haben die
heiligen ir leben lang zu streiten. Es müste auch
Christus (welches doch ferne sey, von Christo zu
gedenken) das nachtmal vergebens eingesetzt haben.
Dann es wiirde hiemit aufgehaben 30 die hauptur-
sach, darumb Christus das nachtmal emgesetzt hat,
nemlich zum trost in der anfechtung der sünden, wie
er sagt vom kelch 31: Diser kelch ist das newe testa-
ment in nieinem blut, welches für euch vergossen
wird zu vergebung der sünden. Sonder allein will
Paulus, wir sollen uns prüffen emer rechten, ernst-
lichen buß und glaubens halben. Darumb last uns

taufe beweist (u. a. De pecc. mer. I 20, 26 f.; Serm.
174f.).“ (LThK 6, 154.)

24 ITofmann: 1. Cor. 11 [28].

25 = könnten.

26 Antwort auf oben den 4. Punkt.

27 ihm, ihnen = sich; prüfen = wahrnehmen, spüren
(Grimm 7, 2183).

28 Statt ,,von wirdiger bereitung“ bei Hofmann: vom
nachtmal. In ILohenlohe die 6. Yermahnung.

29 1 Kor 11, 28.

30 = aufgehoben (Fischer 1, 386).

31 Lk 20, 20 und Mt 26, 28 konibiniert.

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