27. Konsistorialordnung 1579
genheit etliche questiones moviren oder auch einen
locum communem examiniren. cDann wir hinfüro, wie
auch bißhero, keinem allein das examinirn, allerhand
bewegenden ursachen halben 8, sonder inen in gemein
miteinander bevelchen und vertrawet haben wöllen.
Es solle aber 0 darbey von denn examinatoribus die
bescheidenheit gebraucht werden, das uf einmall nur
einer rede und mit dem examinando handle, und nit
einer diß, der ander jennes darein rede und gleich wie
in einer badtstuben keiner uf den andern horen und
also denn examinatorn verdroßen und examinandum
irr mache.
Wann nun das examen drey stund lang ungevarlich
gewerhet und der examinatus in den vornembsten
(dann alle und jede locos so gar scrupulose durchgehn
wöllen, will sich in solcher kurzen zeit nicht leiden)
articulis doctrinae christianae dem corpore doctrinae
und kirchenordnung gemeß gehört worden, sollen sie
ine außtretten und entweichen lassen, und soll der
prediger die andere von einem zu dem andern umb ir
guetbedunken fragen, ob die gehörte personn zeugnuß
deß lebens und verhaltens, alters, leher, geschicklich-
keit, verstands und sonsten anderer gelegenheit hal-
ben zu dem vorgeschlagenen oder begertten kirchen-
dienst tuglich zu gebrauchen sey oder nicht. Und
nachdem sie sich verglichen, was sie solcher personn
halben uns gehn hoff berichten wöllen, sollen sie solch
ir bedenken schriefftlich faßen und verschlossen durch
denn examinatum odef hoffprediger in die cantzley
schicken, damit wir 'uns demselben nach mit antwort
gegen dem. examinato zu verhalten wißen.
Es sollen auch die examinandi entweder vor dem
examine oder zur früepredig vor der ordinatio in einer
predig gehört und inen die fell und mengel irer predig-
ten, da deren vorlaufen, angezeigt werden.
In denn examinibus scholasticis der ansuchenden
schueldienner soll vom prediger auch am ersten nach
der personnen namen, heymet, studiis, vorigen dien-
sten und zeugnußen etc., wie oben von den kirchen-
dienern gemelt worden d, gefragt und am ersten in
doctrina christiana oder catechetica examinirt werden,
damit keine unchristliche und in heilsamer leher oder
catechismo selbst unberichte e personn der jugend vor-
gesetzt werde.
Nach solchem sol der praeceptor der lateinischen
schuel das examen philosophicum und an denn artibus
c_c Zuerst Zufügung von Hyso in D.
d Fehlt A.
e A: unberüchte.
f So B, C und KO 1582. A und D: personnen.
e~e Zuerst Zufügung von Hyso in D.
discendi anfahen und volgends auch in lingua latina et
graeca (da es anderst der schuellen notturft erfordert,
dahin der examinandus begertt) examiniren und den-
selben einen textum latinum aut graecum exponirn
und volgends construiern und darauß etimologiam
machen lassen. Und nachdem solches uf zwo stunden
ungevär gewehret, soll man in entweichen lassen und
von seinetwegen handlen und gehn hof berichten, wie
oben von denn kirchendienern gesatzt ist.
Unsere verordnete examinatores sollen alwegen vor
anfang deß examinis durch unsern prediger erinnert
werden deß großen werks, so inen von uns als der
christlichen oberkeit bevolhen und vertraut wurd,
nemblich zu erkennen, welche personn r der heiligen,
christlichen kirchen und so vilen armen gewißen, sie
mit heilsamer lehr, rechter außteilung der hochwürdi-
gen sacramenten und erbarn gottselhgen wandel zu er-
bauen, vorzustehn tuglich sei oder rdcht. Darfür sie
auch am iüngsten tag dem gerechten richter, dem Sohn
Gottes, gar scharpfe rechnung geben müessen, und der-
halben unß, alß einer christhchen und deß worts Gottes
lieb habenden obrigkeit, keinen weder zu schuel- noch
kirchendiensten anzunemen raten, der lehr, lebens,
wandels, alters oder anderer ursachen halben untüeg-
lich sein würd, und hierin nicht gunst 9, freundschaft,
verwandtnus, promotiones, verehrungen oder der-
gleichen, sonder allein Gottes eher, der kirchen wolfart
und unsern und unserer undertonnen nutz, ewige wol-
fart ansehen und betrachten. s Wie dann sonderlich
unsere meinung, das keiner, zu verhüettung zweivels
und argwohns, ainiche schenk oder verehrung an-
nemmen oder empfahen solle®.
So oft auch der tödhche abgang eines kirchen- oder
schueldienners unserm prediger und seinen collegis alda
zu wißen gemacht würd, vermög der capitelsordnung 10,
sollen sie neben uns nach einer andern tughchen per-
sonn, sonderlich aber außer unserer grafschaft stipen-
diaten bedacht sein und namhaft machen, damit jedes-
mals die vacirende stette mit tuglichen leuten ersetzt
werden.
Wann auch ein kirchendiener von den examinatori-
bus tuglich erfunden und von uns zu diensten auf- und
angenommen wurd, soll ime in der cantzley gebürlicher
und nottwendiger bestahungsbrief gefertigt und er
gegen demselben notwendigen revers (darinnen die
forma deß priesteraids verleibt sein 11) wider ubergeben,
8 Kritik Hysos an Meder dürfte mitspielen.
9 = Begünstigung, auch Geschenk.
10 Nr. 26, Tit. 5 (S. 377).
11 Vgl. den besonderen Revers für Hollenbach 1578,
dessen Inhalt an Eidesstatt vom Kandidaten gelobt
wurde (unsere Nr. 22).
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genheit etliche questiones moviren oder auch einen
locum communem examiniren. cDann wir hinfüro, wie
auch bißhero, keinem allein das examinirn, allerhand
bewegenden ursachen halben 8, sonder inen in gemein
miteinander bevelchen und vertrawet haben wöllen.
Es solle aber 0 darbey von denn examinatoribus die
bescheidenheit gebraucht werden, das uf einmall nur
einer rede und mit dem examinando handle, und nit
einer diß, der ander jennes darein rede und gleich wie
in einer badtstuben keiner uf den andern horen und
also denn examinatorn verdroßen und examinandum
irr mache.
Wann nun das examen drey stund lang ungevarlich
gewerhet und der examinatus in den vornembsten
(dann alle und jede locos so gar scrupulose durchgehn
wöllen, will sich in solcher kurzen zeit nicht leiden)
articulis doctrinae christianae dem corpore doctrinae
und kirchenordnung gemeß gehört worden, sollen sie
ine außtretten und entweichen lassen, und soll der
prediger die andere von einem zu dem andern umb ir
guetbedunken fragen, ob die gehörte personn zeugnuß
deß lebens und verhaltens, alters, leher, geschicklich-
keit, verstands und sonsten anderer gelegenheit hal-
ben zu dem vorgeschlagenen oder begertten kirchen-
dienst tuglich zu gebrauchen sey oder nicht. Und
nachdem sie sich verglichen, was sie solcher personn
halben uns gehn hoff berichten wöllen, sollen sie solch
ir bedenken schriefftlich faßen und verschlossen durch
denn examinatum odef hoffprediger in die cantzley
schicken, damit wir 'uns demselben nach mit antwort
gegen dem. examinato zu verhalten wißen.
Es sollen auch die examinandi entweder vor dem
examine oder zur früepredig vor der ordinatio in einer
predig gehört und inen die fell und mengel irer predig-
ten, da deren vorlaufen, angezeigt werden.
In denn examinibus scholasticis der ansuchenden
schueldienner soll vom prediger auch am ersten nach
der personnen namen, heymet, studiis, vorigen dien-
sten und zeugnußen etc., wie oben von den kirchen-
dienern gemelt worden d, gefragt und am ersten in
doctrina christiana oder catechetica examinirt werden,
damit keine unchristliche und in heilsamer leher oder
catechismo selbst unberichte e personn der jugend vor-
gesetzt werde.
Nach solchem sol der praeceptor der lateinischen
schuel das examen philosophicum und an denn artibus
c_c Zuerst Zufügung von Hyso in D.
d Fehlt A.
e A: unberüchte.
f So B, C und KO 1582. A und D: personnen.
e~e Zuerst Zufügung von Hyso in D.
discendi anfahen und volgends auch in lingua latina et
graeca (da es anderst der schuellen notturft erfordert,
dahin der examinandus begertt) examiniren und den-
selben einen textum latinum aut graecum exponirn
und volgends construiern und darauß etimologiam
machen lassen. Und nachdem solches uf zwo stunden
ungevär gewehret, soll man in entweichen lassen und
von seinetwegen handlen und gehn hof berichten, wie
oben von denn kirchendienern gesatzt ist.
Unsere verordnete examinatores sollen alwegen vor
anfang deß examinis durch unsern prediger erinnert
werden deß großen werks, so inen von uns als der
christlichen oberkeit bevolhen und vertraut wurd,
nemblich zu erkennen, welche personn r der heiligen,
christlichen kirchen und so vilen armen gewißen, sie
mit heilsamer lehr, rechter außteilung der hochwürdi-
gen sacramenten und erbarn gottselhgen wandel zu er-
bauen, vorzustehn tuglich sei oder rdcht. Darfür sie
auch am iüngsten tag dem gerechten richter, dem Sohn
Gottes, gar scharpfe rechnung geben müessen, und der-
halben unß, alß einer christhchen und deß worts Gottes
lieb habenden obrigkeit, keinen weder zu schuel- noch
kirchendiensten anzunemen raten, der lehr, lebens,
wandels, alters oder anderer ursachen halben untüeg-
lich sein würd, und hierin nicht gunst 9, freundschaft,
verwandtnus, promotiones, verehrungen oder der-
gleichen, sonder allein Gottes eher, der kirchen wolfart
und unsern und unserer undertonnen nutz, ewige wol-
fart ansehen und betrachten. s Wie dann sonderlich
unsere meinung, das keiner, zu verhüettung zweivels
und argwohns, ainiche schenk oder verehrung an-
nemmen oder empfahen solle®.
So oft auch der tödhche abgang eines kirchen- oder
schueldienners unserm prediger und seinen collegis alda
zu wißen gemacht würd, vermög der capitelsordnung 10,
sollen sie neben uns nach einer andern tughchen per-
sonn, sonderlich aber außer unserer grafschaft stipen-
diaten bedacht sein und namhaft machen, damit jedes-
mals die vacirende stette mit tuglichen leuten ersetzt
werden.
Wann auch ein kirchendiener von den examinatori-
bus tuglich erfunden und von uns zu diensten auf- und
angenommen wurd, soll ime in der cantzley gebürlicher
und nottwendiger bestahungsbrief gefertigt und er
gegen demselben notwendigen revers (darinnen die
forma deß priesteraids verleibt sein 11) wider ubergeben,
8 Kritik Hysos an Meder dürfte mitspielen.
9 = Begünstigung, auch Geschenk.
10 Nr. 26, Tit. 5 (S. 377).
11 Vgl. den besonderen Revers für Hollenbach 1578,
dessen Inhalt an Eidesstatt vom Kandidaten gelobt
wurde (unsere Nr. 22).
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