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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Franz, Gunther [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0413
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27. Konsistorialordnung 1579

christlichen religion miteinander strittig werden und
ein teil denn andern erroris in fundamento beschuldigt,
auch solches dem consistorio von dem specialsuper-
intendenten oder jemand anders vorbracht wurd, solle
unser consistorium rechtmessige erkantnus tun, wel-
cher teil rechte oder falsche lehr füre, damit reine lehr
erhalten und falscher gewert werde. ITnd damit solches
desto haß geschehen möge, soll daß consistorium hald
heede teil — ddoch alleß mit unserm vorwisen und zu-
vor deßwegen in sonderheit ußgangenen bevelch b d —
uf einen gewißen tag vor sich bescheiden, edie gegen-
einander stellen und e mit allem ernst und vleiß fvon
inen den statum controversiae erforschen, darauf
beederseitz * 1 fundamenta 1 * und beweisung entweder s
mündlich oder schriefftlich fürzubringen fordern und
dieselben mit rechtem ernst und in wahrer gottes-
forcht nach der norma iudicii, das ist der heilige
schriefft und corpore doctrinae 112, erwegen, examiniren,
beratschlagen und bedenken, auf das niemand clagen
dörfe, man habe zu geschwind und wider die warheit
und pillichkeit, one gnuegsame erkantnus der sachen,
in mit seiner meinung verdampt.

Da nun ein oder beede teil in der leher irrig befunden
werden, sollen vom consistorio 1 die errores angezeigt
und mit zeugnußen der heiligen schriefft und sattem
grund widerlegt und dem irrende seine vermeinte
gründe stattlich, doch mit sanftmuettigen geist umb-
gestossen werden und darneben nachfrage geschehen,
woher oder von wem ime solcher irrtumb beygebracht
und ob auch sonsten in der grafschaft andere darmit
behaftet und eingenommen sein, auf das man ime die
gemeinschaft derselben wehren oder mit inen gleicher-
gestalt handlen konne.

Wenn sich aber die irrende personn auß Gottes wort

d“ d Zuerst Einfügung von Hyso in D. Beim Schreiben
noch eingefügt: deßwegen in sonderheit.
e-e KO 1582: welche von inen.

f~ f KO 1582: den irrtumb und deßhalben habende.

g Fehlt KO 1582.

11 KO 1582: + so unser kirchenordnung einverleibt.

1 Statt ,,vom consistorio“ in KO 1582: ermelte kir-
chendiener zu Oringen und die verordneten. Im
folgenden: anzeigen, widerlegen, umbstoßen, nach-
fragen.

k Statt ,,das consistorium zu legen“ in KO 1582: uns
oder an ort und ende wir es befehlen gelegt.

1 „vermög der kirchenordnung“ fehlt KO 1582. In
KonsistorialO. 1579 B von Hyso noch nicht ge-
strichen.

m Statt „soll das consistorium“ in KO 1582: sollen
die kirchendiener und verordnete.

n Zuerst von Hyso in D eingefügt.

0 KO 1582: Wöllen wir alsdann nach unserm gut-
achten.

p Zuerst von Hyso in D eingefügt. Fehlt A und KO
1582.

eines bessern berichten lest und verheist, von dem irr-
tumb abzustehen, soll ir mit aigener hand ein retrac-
tionem erroris zu schreiben und dieselbige hinder das
consistorium zu legen k und volgends, da der irrtumb
auch publice gelehrt, andere darmit verfüerret und also
der kirchen und gemeine Gottes ergernus gegeben wor-
den, in seiner pfarrkirchen ein ofentliche abbette zu
tun, vermög der kirchenordnung 1 3 auferlegt werden.

Im fall aber iemand in gefastem irrtumb beharen
und bald anfangs oder, nachdem irn bedachtzeit und
etlich tag und wochen etc. zugelassen und etlich mal
mit ime ordentlich gehandelt worden, darvon nicht
abstehen wöllte, soll das consistorium m solches aber-
mals n an unß gelangen lassen, welche °, wenn der irr-
tumb nicht mit p zuvor universali iuditio ecclesiae ver-
dampt, sonder erst newlich herfürbracht ist, der be-
nachtbawrten universiteten und kirchen iuditia be-
geren und ^bitten soll, auch welche 4, wie auch sonsten,
wann der irrtumb d albereit von unsern evangelischen
kirchendiener verdampt und alß gottslesterisch oder
schedtlich verworfen worden, wan sich der irrende
lehrer nicht will weisen lassen, wir inne in continenti
auß dem lande schafen oder auch, da die gottesleste-
rung so grewlich were, an leib und leben strafen 5.

Würde aber ein leyhe von seinem pfarrer oder super-
intendenten beclagt, das er in ketzerischer leer lege,
wie die namen hat, und auf sein vielfeltigs und trew-
hertzigs vermannen, auch underrichten und warnen,
darvon nicht abstehn wolte, soll er gleicherweiß wie
ein irrender kirchendiener von uns für das consisto-
rium r citirt, verhört und underrichtet und zurecht ge-
bracht werden.

Aber da er gantz und gar nicht zu gewinnen und er
derhalben der gemein Gottes ergerlich und schedtlich

'i-q KO 1582: erfordern. Alßdann, wann der irrtumb
von denselben [KO 1582: demselben] oder da er.
r Statt „das consistorium“ in KO 1582: die kirchen-
diener zu Oringew und die verordnete.

1 = Gründe, Begründungen.

2 KO 1578 Kap. 1 (S. 260f.). Andreä redete im Prot.
1581 Bl. 25a von: unser christlichs bekentnus ‘im
buch der concordien begriffen“. Letzteres wurde im
Prot. gestrichen. Schon 1581/82 setzte man sich
also von der Konkordienformel ab und kehrte zum
Corpus doctrinae mit Melanchthons Schriften zu-
rück. Ygl. aber Nr. 32, § 0 8, Punkt 10.

3 Das 12. Kap. der KO 1578 wurde durch den folgen-
den Titel geändert und durch KO 1582 § 12 und 13
ersetzt.

4 = die ITerrschaft, unten durch „wir“ aufgenommen.

5 Hier nur für irrende Geistliche vorgesehen, also
nicht z.B. für einfache Wiedertäufer.

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