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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0427
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28. Verbot der öffentlichen Kirchenzucht 1580

arme reuende siinder und sonderlich diejenigen, so
albereit irer laster halben von uns alß der oberkeit
gestraft worden, mit verwaigerung deß heiligen
abentmals verners darzu nit zwingen, nöttigen oder
darvon abhalten, wenigers mit vorbehalt der ofent-
lichen abbit oder anderer dergleichen conditionen
das nachtmal reichen * 6, also darmit biß uf unsern
vernern bescheicl, ordnung und erlaubnus oberstehn 7
und gegen den armen, betrubten gewißen (welche
one das sonsten auß angeborner kleinmutigkeit balcl
in größere sind fallen mögen) 8 mit absolution und
reichung deß h. abentmals Christi leer und exempel,
so er seinen lieben apostel gegeben und selbsten ge-
handlet 9, gemeß erzeigen, wie euch dan one unser
verner errinnern solches genugsam bewust ist.

Und damit niemand darfur zu achten, alß ob ir den
bißhero geubten proceß selbsten geendert und ab-
geschaft und euch von denen, die ofentliche abbitt
geton, etwas furgeworfen oder verweißlich gefallen
möchte, so mugend ir, da es euch fur ratsamb an-
sihet, euern pfarrkindern disen unsern bevelch wol
ofenbaren und sonsten zu euerer defension gegen

f Anschrift fehlt in B.

6 Siehe S. 407. Im Begleitschreiben an Mögner heißt es:
Bevorab weil ir mit den sündhaftigen personen nit
unserer grafschaft kirchenordnung nach, sonder der-
selbigen stracks ex diametro et inverso ordine dar-
wider gehandlet, dann darinen gar nit statuirt, das
man mit einicher condition oder vorbehalt der
offentlichen abbitt einen absolvirn, das nachtmal
daruf reichen und hernach derselben sachen halben
einen neuen process anrichten solle.

7 = ab(e)stehen. Im Begleitschreiben folgt: Dan wir

inen gebrauchen. Uf solchen fall auch sie deßen dar-
bei errinnern, das diser unser bevelch allein obver-
melter ursachen halben und gar nit der mainung be-
schehen, das wir das unrecht, sünd und laster damit
einem iden frei oder mit der straf milter sein oder
uns gefallen lassen wölten, sonder clas ein ider viel
mehr wißen solt, cla er in ofentlichen sünden und
laster wider die h. zehen gebott Gottes ergrifen, wir
den- oder dieselbigen von oberkeit wegen an seinem
leib und leben \md in andere weg nur soviel desto
herter und unnachleßlich strafen, auch darmit also
volnfahrn wöllen, das sie die peen viel härter
schmertzen solte dan manchen eine ofentliche ab-
bitt zu schafen geben.

Das wolten wir euch unsers gemuts und mainung
in dem wißens und darnach zu gerichten haben
gnediger mainung lenger nit bergen und seind euch
clarbei mit geburenclen, gunstigen willen wol ge-
neigt. Geben zu Newenstein montags, den lten
Februarii anno etc. [15]80.

An pfarrherr zu Weickerßheimb

solches keineswegs zuvor und ehe der gemeine be-
schluß [der lutherischen Stände] ergangen weder in
euer oder anderer kirchen in unserer grafschaft zu
gestatten gemeinet.

8 Im Begleitschreiben: ... zu besorgen, da es eurer
opinion nach gehn solte, was fur unverantwortlich
beschwerlichkeit und gefahr des gewißens darauß
ervolgen und was auch euer und anderer kirchen-
diener halben zu ungleichen stunden fxrr gefahr, die
wir allererst nach der tatt straffen und die gebot
daruber furnemmen musen, erfolgen.

9 Mt 18, 15-18; 26, 26-29.

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