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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0449
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31. Befehl nach der Yisitation für Öhringen 1581

7. Gleichergestalt sollen clie berhn yon den meß-
gewanden ahgenomen, der lierschaft zngestelt, clurch
Ihre Gnaclen bezahlt und das gelt dem spital zum
besten angelegt werden 36.

[A am Rande zu § 6 und 7 e:]

Hieruber haben wir uns miteinander dahin ver-
glichen, wan die herschaften zu Newenstein oder
Waldenberg oder Langenburg beyeinander, mögen
sie hineinschicken und solche erfordern laßen und
selbsten unter Ihren Gnaden zum gleichsten und
besten verteylen und sich miteinander, was fur
ornamenta zun oringischen altar uncl predig 37 uncl
taufstein zu verorclnen, vergleichen, wie auch nicht
weniger der berlin 38 halben, wiewol wir durch syncli-
cum glaublich bericht worden, das ein Welscher zu
Oringew gewesen uncl fur das lot berlin 4 daler ge-
botten, auch die silbrin sehnur ebenmeßig in hech-
stem wert hinzunemen sich erbiettig gemacht 39.

8. Wan clie armen leut cler spitzen 40 hungers hah
ben nicht zum höchsten notwendig, soll er den kir-
chendienern zu Oringew jedem des jars etlich
malter in dem kauf 41, wie ers andern gibt, cleßglei-
chen auch strohe in gleicher bezalung, wie es andere
nemen, vervolgen laßen.

9. Soll ihme cler bevelch, wie die bibhotheck an-

e Wie vermerkt irrtümlich zu Art. II, 4 gesetzt.

36 Man wollte nichts aus dem Stiftsvermögen entfrem-
den und vom Erlös der Perlen das Öhringer Spital,
ebenfalls eine gemeinsame Stiftung, unterstützen.

37 Hier Predigstuhl = Kanzel.

38 = Perlen.

39 1 Lot = ca. 15 g. 1 Taler entsprach 1582 in Alt-
württemberg einem Grulden (Guldentaler = 60 xr)
oder war etwas mehr wert (Pueichstaler = 68 xr,
Philippstaler = 80 xr). (Die Archivpflege in den
Kreisen und Gremeinden 84 und 89.) Am 24. Dezem-
ber 1590 schrieb Graf Georg Friedrich von Walden-
burg an Gräfin Anna, er habe sich letztes Jahr mit
Philipp (Neuenstein) verglichen, daß die Ornate und
Meßgewänder zu Öhringen verteilt werden sollten.
Da die neue Kirche in Waldenburg am 1. 1. 1591 ein-
geweiht werden sollte, sei er zur „zierung und an-
derm dernselben solcher ornaten und meßgewandt
bedürftig“. Gräfin Anna wollte Graf Wolfgangs
(Weikersheim) Rückkehr abwarten oder zum min-
desten seine Räte anschreiben (PA 93, 4, 2). ,,Aus
einem Bericht des Stiftssyndikus Schreiber an

zurichten uncl vortzusetzen auß clem generalproto-
coll f'ol. 21, pag. 2 et seqq. [art. 41 42] von wort zu
Avort furgelesen und gegeben werden.

10. Was er in cler schul machen iaßen soll, ist hie-
vornen bey dem titul: schul im 5. art. angeregt.

[IV.]

Den ambtleuten zu Oringew

soll in gemein bevolhen werden, mit alJem ernst
daran zu sein, das unter den liaubt- und catecliismus-
predigten die zechereyen in wurtslieusern durcliaus
abgescliaft und das lceinem inlieimisclien der zeit
wein gegeben oder in wurtsheusern zu zeclien ge-
stattet.

Derwegen sie clen stattkneclit mit gleichem ernst
zu bevellien, clas sie bey turnstraff solclie stunden
lierumb gelrn, darnacli mit fieiß selien und, clo straff-
bare personen befunclen, denneclisten 43 clie straff
sowol von den wurten als solclien zecliern ohne er-
liolung einichs fernern bescliayds einziehen und an
die gebuhrende ort antworten. Deßgleiclien soJlen
sie auch das stelren uf clem markt zwisclien den
predigten mit ernst abscliaffen und die uberfalrrer
unnaclileßhcli straffen. Mit dem fernern anliang, do

Graf Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim
vom 23. August 1619 [GA 13, 5, 2] erfahren wir, daß
die Feinperlen von den Meßgewändern der Chor-
herren schon mehr als 20 Jahre zuvor abgetrennt
worden waren. Die Stiftsverwalfung hatte von den
Langenburgischen und Waldenburgischen Admini-
strationen die Anweisung bekommen, diese Perlen
von einern Goldschmied in 6 gleiche Teile abwiegen
zu lassen [ab 1615 6 Herrsckaften] und die Teile an
die einzelnen ITerrschaften zu übersenden“. Die
Perlen wogen 15 Lot, die Teile wurden durch Boten
jeder Herrschaft zugestellt. (.K.E.Bäzner, Das
Öhringer Kollegiatstift St.Peter und Paul. Tübin-
gen, Diss. 1958, 97f.)

40 Spitze (bes. im Plural) = Granne der Gerste, über-
haupt allerlei Abgang des Getreides beim Dreschen,
Sieben u. a. (Fischer 5, 1554).

41 Jeder Ort hatte eigene Maße. An den Kirchen war
die Meßzahl angebracht (noch heute in Niedernhall).
Mitte des 18. Jh. umfaßte ein Öhringer Malter
8 Simri = 160,35 Liter. ,,Kauf“ = Kaufpreis.

4'-' Siehe Nr. 32, Teil F.

43 = den nächsten (Weg), sofort, unmittelbar.

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