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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0515
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F. Bibliotlieksordnung

Dieweil dan in vil geringen solcher ehehandlungen
nach inhalt gemeiner beschriebenen rechten ein ide
partey, so frevenlich und unbilliger weise den andern
in costen und schaden einfuhret, denselben zue wider-
legen schuldig, im fall dan, da in solchen strittigen ehe-
sachen jemands wider einigen puncten obberurter
unserer ordnung handlen und sonderhch auch ein
partey die ander umb die ehe beclagen, auch sein clag
zue recht nicht genug bewiesen oder sonst in andere
weg seinen gegenteil in unbilligen uncosten und scha-
den einführen werde, so ist, solchem mutwillen und
frevel zu begegnen, unser will, meynung und bevelch,
das unsere eherichter und räte in allen ehesachen neben
andern peenen, wie oben erzelt, die verlüstige partey
der obsigenden in costen und schaden fellig erkennen,
es weren dan treffenliche, bewegende ursachen vor-
handen, so compensation und vergleichung beiderseits
ufgeloffenen costen zuelassen und erfordern 10.

So man nun deß beschluß miteinander ainig und wir
solchen approbirt, so sollen unsere eherichter und räte
beide parteyen oder, da es eine person allein betrift,
solche fürderhch uf einen gewissen tag fur sich in die
cancelley vertagen und die urteil oder bescheicl in
schriften und irer gegenwurtigkeit furlesen, publiciren,
auch im fahl der notturft und uf begehren under un-
serm cancelleysecret versigelte urkund verfertigen und
dem begehrenden teil zuestehen lassen, aber, da je-
mands darvon appehiren wolte, der appellation nit
stattgeben, sonder abschaffen.

Sie sollen sich auch vorgesetzter unser eheordnung
und was in derselben geordnet allerdings gemeß ver-
halten, fur sich selbst ohne unser vorwissen darinnen
nichtzit endern oder einiche dispensation fmnhemen.

Damit auch in der graveschaft in ehesachen und der-
selben urteil gleichformigkeit gehalten, nit wider-
wertige 11 nrteil und bescheid gegeben und sich dessen
jemands zue beschweren, so sollen unsere eherichter
und räte die acta in guter verwahrung aufheben, ein
sonderhch protocol halten, darinnen summarie in einer
jeden sachen das factum oder casus und wie die par-
teyen geheiss[en], auch die rationes et motivae causae
auß den bedenken oder ratschlegen, warumb die urteil
oder bescheid also ergangen, gleichergestalt kürtzlich
und darauf d[ie] urteil von wort zue wort und, uf wel-
chen tag solche eröfnet, gesetzt, auch vornen ein re-
gister gemacht, was princ[i]paliter jede sach oder casus
seye, darinnen einer nach der andern gezeichnet, in fur-
fallenden sachen darnach gesucht und, da ein gleicher
casus vorhanden, auch widermals also geurteilet, die
leut nit von newen dingen bemuhet oder dergleichen
sachen ohne erhebliche msachen widermals von newen
dingen beratschlagt werden musse, welches protocoll
auch für und fur continuht werden.

Es sollen auch die concipisten in verfertigung der
citation, proceß, scheids 12 und anderer dergleichen
brieven, sovil den stilum belangt, ein gleichformigkeit
halten und derowegen auch ein besonder buch machen,
darin die formen derselben geschrieben und, was neues
gefertigt, darinnen registrirn, hernacher denselben
mutatis mutandis nachzufolgen haben, doch keine nit
außgehen lassen, sie sey dann zuvor von unsern ehe-
richtern und räten oder wer dessen von uns bevelch hat
revidirt und approbirt, dergestalt dan auch sicher und
in der gantzen graveschaft gleichformig gehandiet wer-
den kan, nit wenigers, als wan gleich ein consistorium
angerichtet und solche sachen darfür erörtert.

[F.] aYon der bibliotheca zu Ohringaw 1

Anfengklich ordnen wir, das die vier khchendiener
alda sambt dem rectore scholae daruber inspectores
sein und under den buchern gute ordnung a halten und
einer jeden facultet bucher und materias ordenlich zue-

a“ a Diese Ordnung aus Prot. 1581, Art. 41. Am Rande
dort: Ist approbht, alleinich, das zuvorderst theo-
logische bucher darein erkauft werden sollen. Be-
ginn: Wie die bibliotheck anzurichten und vortzu-
setzen. Zue inspectoribus beeder herschaften ge-
mayner bibliothecken zu Oringew sollen geordnet
werden die 4 khchendiener zu Oringen sambt dem
rector scholae daselbsten. Ihr ambt soll sein, das
sie erstlich gute ordnung mit den buchern. (Im
folgenden weitgehend wörtlich, es sind aber nur
wichtigere Abweichungen vermerkt.)

10 Abschnitt wörtlich aus EheO. 1572, Nr. 19 a, § 10.

samenstellen und in he classes außteilen, auch daran
sein, das die buchercasten und gemach sauber gehalten.

Sie sollen auch daruber vleissig repertoria und in-
dices nach den faculteten darüber machen, distinguirn

11 = sich widersprechende.

12 Scheidebrief = Urteilsspruch, schriftliches Endur-
teil (Grimm 8, 2399).

1 Es handelt sich um die Stiftsbibliothek, zu der auch
die Bibliothek auf dem Rathaus mit den für die
Prädikatur angeschafften Werken (1558-59 die
Werke von Augustin, Hieronymus und Ambrosius,
Rechnung Caspar Ulis PA 93, 3, 6) gekommen ist.
Zu den Handschriften siehe F.F.Oechsle, Nachricht
von alten Handschriften der Stiftskirche zu Oeh-
ringen. In: Serapeum 1 (1840), 104-111, 117-123.

32 Sehling, Bd. XV, Württemberg I

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