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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0518
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

B]. 224a. — 4. Cap. Was für ubungen mit der jugend zu ieder stundin einer jeden claße furnehmblich in der
lehr sollen furgenommen, auch mit was ordnung, fleiß, maß und bescheidenheit dieselbigen gebraucht und
fortgetriben werden soflen. Bl. 226b. - 5. Von der gottseeligkeit, catechismo, gesang und gebett inkirchen
und schulen. Bl. 234a, auszugsweiser Abdruck S. 503.—Appendix von furschriften und tefelein. Bl. 241b.

Von schuelen uf dem land. Bl. 247b. - Wie die kinder vleisig zur schuel zu bringen. BL 248b.

[Vorrede zu den Ordnungen der Lateinschule
und der deutschen Schulen]

Das Gott der Allmechtige ein liebhaber der ordnun-
gen sey und uns seine vernunftige creaturen auch son-
derlich zru? ordnung verbunden haben wölle, betzeugt
er nicht allein in dem, das er anfangs alle ding in seiner
ordnung erschaffen und ein jedes an sein geburliche
stette und stelle gesetzt, bißhero auch also regirt und
erhalten, sonder das es uns auch in seinem heilsamen
wort zur ordnung und eines jeden ampts ordenlicher
verrichtung trewlich und ernstlich vermanet, als
1. Corint. 14 [40]: Laßets alles ehrlich und ordenlich
zugehn. 1 Thes. 4 [1—12], Eom. 12 [3-8] und 1. Corinth.
12 vermanet er weitlaufig, das ein jeder nach seinen
gaben das sein schaffe und sein ampt zu gemeinem
nutz trewlich verrichten wölle.

Eß hat auch Gott solche ordnung der natur, wie
beede die eigenschaften vieler unvernunftigen dierlin
und auch der heydnischen philosophen und Aveltweisen
spruch anzeigen, eingepflanzt. Dann Isocrates sagt, es
sey sehr gefehrlich, ohne gesatz leben und der furtref-
liche, hochberuembte held, redner und geschichtschrei-
ber Xenophon schreibt in seinem buch De oeconomia,
das in allen dingen den menschen nichts also nutz sey,
noch inen so wol und zierlich anstehe, als wan er ein
feine ordnung halte * 2. Dann wiewoll Xenophon an ge-
meltem ort sonderlich von der haushaltung redet, so
kann und soll es doch auch, wie auf alle andere regi-
ment und stende, also auch sonderlich uf die schulen
und underweisung der jugend getzogen werden, als in
welchen ohne gewiße ordnungen nichts oder gar wenig
fruchtbarlichs außgericht wurd.

Dieweil nun unsere geliebte voreltern, herrn ehe-
gemahl, vätter und vettern' 3 aus sonderer lieb und zu-
neigung zur gottseeligkeit, freien kunsten 4 und erbarn
sitten, vermög Irer Libden oberkeitlichen amptspflicht
neben der lateinischen auch ein deutsche landschuel
in unser statt Oringew zu mehrer befurderung der
reinen lehr und gemeiner wolfart nicht mit geringen

a In A geändert für: in der.

2 Die Zitate bei Isokrates und Xenophon, Oikonomo-
kos nicht ermittelt.

3 Graf Ludwig Casimir und Graf Eberhard.

4 = die Artes liberales, die Fächer des Grundstudiums,
hier die Fächer neben Religion.

5 Die Kosten sind sicher zum größten Teil vom Öhrin-

muhe und unkosten anrichten lassen 5, wie auch durch
dieselbige hißhero nicht geringer nutz hey anheimischen
und auslendischen frembden 6 geschaft worden, und
aber die tegliche exempel betzeugen, das nichts, so
wol und heilsam es auch immer angerichtet worden,
die lang bestendig und unverruckt bestehn und uf die
nachkommende kann noch mag gebracht werden, wann
es nicht mit guten, satten 7 und bestendigen ordnungen
weißlich verfast und wie mit einer ringmaur einge-
schlossen, verwart und umhschrenkt wurd,

die erfarung auch zum uberfluß bestetigt, wie es so
gantz nachteilig und der jugend im lernen vielfaltig
verhinderhch sey, wann man viel enderung in kirchen
und schuelen furnimht und ein jeder newer kirchen-
und schueldiener newerung mit sich bringen und newe
ordnungen einschieben will: so wöllen wir, das nach-
volgende ordnrmgen (so wir aus hochbedenklichen ur-
sachen stellen lassen) sowol in der lateinischen schue-
len, als auch die a andere in gemelter deutschen schuel,
wie auch in den geringern schuelen in andern stettlin
und flecken unserer grafschaft mit den kindern, so an
iedem ort deutsch lernen, soviel ieder ort erreichen mag,
gleichförmig vortan trewhch und geflissen nachgelebt
und darin allerdings von niemands eigens gefallens
ohne unsere besondere vergunstigung keine enderung
furgenomen werde.

Das erst capitel

Weß sich ein ieder in seinem ampt und beruff
gegen christlichen schulen verhalten solle
etc.

Damit nun diese nutzliche und auferbawliche ange-
stelte schuelordnmig desto ehe ins werk gerichtet, ub-
lichen vortgetriben, erhalten und uf die nachkommende
gepflanzt Averde, so wöllen wir, das jedermann seins
teüs und soviel im ampts halben getzimbt mughchs
vleis vermög volgender underschiedhchen 8 vertzeich-
nus darzu verholfen und geraten sey.

ger Stift getragen worden. Nach Wibel 1, 587 war der
erste Lehrer Ulrich Schickenberger 1556. Als Lan-
desschule stand die Schule über den andern deut-
schen Stadt- und Dorfschulen.

6 Fahrende Scholaren und Schüler aus benachbarten
Herrschaften.

7 = ausreichenden.

8 = Punkt für Punkt gegliedert.

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