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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0524
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32. Kirchen- und Schulordnungen 1582

künsten und sitten. Dann wie auf die gotsforcht fort-
gang in studiis folgt, also folgen auch auf die studia
und freie künst gutte sitten juxta illud Proverbiorum
1 [7]: Principium sapientiae timor Domini, et illud
poetae 9: Adde quod ingenuas didicisse fideliter artes

Emollit mores nec sinit esse feros.

11. Alle wochen sollen sie in die schul kommen, visi-
tiern und sehen, ob sie in tempore dasein und wie ein
ieder seinem ampt außwarte. Indem sie aber visitiern,
sollen sie nit zu den schuldienern stehn und mit ihnen
lang schwetzen und ihnen damit saumig zu sein ursach
geben, sondern sollen von einer classa zur andern gehn
und sehen, wie ein ieder sein ampt der ordnung nach
im lehren, lesen und repetiern verrichte. Und damit
sich keiner auf den andern verlaß, sollen die kirchen-
diener sich miteinander vergleichen, das ein ieder in
der wochen sein gwissen, bestimpten tag habe, an dem
er solch sein inspection verrichte.

12. Sollen auch mit fleissigem ernst hierauf achtung
haben, das sie die schulmaister nit ihr eigne ehr und
nutz suchen, wie sie ihr kunst zum pracht beweisen
und ihr geschickligkeit dargeben, sondern, das sie zu
forderst der schuler nutz und wolfartt suchen, sich
ihrer zuhörer ingeniis und verstand attemperiern und
unbeschwerd mit kindern kindisch reden. Dann das
ist ein verderbliche seuch in den schulen, wan man die
schuler hebraisch und griechisch will lehren und [mit]
ihnen schwere authoren lesen, wann sie ihren Donat
noch kaum verstehen.

13. Und im fall, da sie an einem mengel beflnden, das
sie denselbigen freundlich darumb anreden, zur beße-
rung vermanen und, sofern es müglich, die unordnung
mit lindigkeit understehn abzuschaffen. Wo aber
gutte, freundliche und linde vermanungen nit wolten
fruchtbarlich aufgenommen werden, sondern verecht-
licher rmd halstarriger weiß darwider fortgfarn würd,
sollen sie solches auf das allerfurderlichst an beeder
unser gnedigen heerschaft höff berichten, die dan nach
erkantnuß und umbstand der sachen wol werden wissen
rhatt zu finden; dann die inspectores werden keines
fehl oder mengel fur die oberkeit bringen, biß sie den-

o Fehlt B.

d B: 15, bei den folgenden Artikeln: 16, 17, 18.

9 Ovid, Ex Ponto 2, 9, 4-7 f.

10 == jäh, schnell.

11 Um den 24. Juni und 13. Dezember.

12 = Hals über Kopf.

13 Nach C. Cilnius Maecenas, dem Förderer von Yergil
und Horaz, wurden auch die Stifter und Förderer
der Lateinschule genannt. Die Dankbarkeit sollte

selben zuvor insonderheit ermant haben, darmit sich
niemand billich zu beclagen hab, man seie zu gäh 10 und
vil zu geschwind mit ihm gfaren.

14. Alle viertel jars soll der superattendent ein ordi-
narium conventum scholasticum convociern lassen,
als 1. post finitum examen quadragesimale, 2. post
finitum 0 examen authumnale, 3. circa Joannis Bapti-
stae und 4. circa Luciae * 11. Da sollen sie post recitatio-
nem legirni scholae von furgefallenen handlungen, als
da etwa eines schuldieners stand oder stipendium bald
vaciern würd etc., communi deliberatione conferiern,
damit nit alleinnichts praecipitanter 12 gehandlet werd,
sondern sich auch niemands beclagen könn, man handle
alles hinder ihm. Es soll auch, soferr er die gelegenheit
geben kan, allweg auf diesen conventibus ein declama-
tion (von der knaben einem gemacht) recitiert werden,
und soll das thema nit frivolum, sonder nutz und auf-
erbaulich sein, als de utilitatibus scholarum, de grati-
tudine erga Deum et mecaenates 13, de utilitate con-
cordiae et usu ordinis, et similibus, und sollen die in-
spectores fleißig aufsehen haben, damit die declama-
tiones von den knaben selbst componiert und nit von
andern abgeschriben und also ein frembde arbeit fur
ihr eigne verkaufen. Deßwegen dann der praeceptor
dem knaben das argument geben und die dispositio-
nem dialecticam und rhetoricam ihme furschreiben
soll, welche hernach der knab verbis, sententiis und
exemplis weiß außzufüllen und zu expoliern 14. Wo aber
etwas treffliches und nottwendigs sonst furfiel, mag ein
conventus extraordinarie convociert und die sachen
erörtert werden.

dSie sollen auch darzu helfen, sovil an ihnen ist, das
den schuldienern ihre verordnete competentz und be-
staflung 15 trewlich geraicht werd, darmit ihnen ein
lieb darzu geschehe und sie in ihrer arbeit nit unlustig
und verdroßen werden.

15. Sie werden auch sambt den praeceptoribus treu-
lich darzu helfen, das die legata scholae als durch
büecher und papeier etc. statis temporibus treulich ver-
richtet und den gotsförchtigen, fleissigen und arrnen
conferiert werden. Item, das das schulkastengelt 16
woll angelegt und deßelbigen eimiem- und außgab-

sicher den Grafen gelten, die das Stiftsvermögen der
Lateinschule zukommen ließen, dann aber den
Spendern von Legaten, Geld im Schulkasten und
,,calefactergelt“. In § I 7 wird eine Vakanz auf Gon-
versionis Pauli (25. Jan.) „nach verrichtung des
legati D. Theodorici Pempelfordi seligen“ genannt.

14 expolire = ausschmücken, ausmalen.

15 Beides bezeichnet die in der Bestallung verordnete
Besoldung.

16 = das im Schülerstock in den Kirchen gesammelte

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