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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0525
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I. Lateinschulordnung

register järlich, einem ersamen rhatt umh Martini 17
ungefehrlich zu hesichtigen, furgelegt werd.

16. Sie sollen auch ein christliches nachdenken ha-
hen, wie die arme fremhde knaben underbracht werden
und ihre underhaltung bekommen können 18. Dann
durch dise nit allein die schulen erhaut und in auf-
nemen 19 hracht werden, sonder Gott segnet auch umb
solcher willen oft gantze lender, heerschaften, stett
und gschlechter.

17- Es soll auch von der kirchendiener einem (uber
das, das sie heider schulen, der deutschen und lateini-
schen, das jar uher auf der cantzel, sooft sie gelegenheit
hahen, ehrlich gedenken und die auß Gottes wort
rhümen) alle jar zweimal den nechsten sontag nach
gehaltnem halbiärigen examine ein besondere schul-
predigt gehalten und den sontag zuvor auf der cantzel
verkündiget werden, darin er ein verstendliche ver-
manung zu dem gemeinen volk von der kinderzucht
und christlichen schulen, auch deren nottwendigkeit
tun soll, darmit dasselbige der schulen nutz verstehe,
die schul und schulmeister lieb und ihre kinder als be-
sondere gahen und tempelein Gottes 20 fleissig darein
schicke und mit göttlicher erkantnuß, nützlichen
künsten, gutten sitten schmucken und ziehen laße.

18 e. Und soll solche vermanung ungefehrlich auf dise
oder dergleichen weiß geton werden, das man anzeige:

1. Erstlich, was ein christliche, wolgeordnete schul sey
und heiß und worumb die f arnenilich angerichtet, be-
stellet und stattlich erhalten werden soll.

2. Was ein christliche oberkeit amptshalben bei der
schul zu tun schuldig und pflichtig sey.

3. Was der predicanten und kirchendiener, auch ande-
rer ihrer zugeordneten inspectorn, ampt gegen der
schul seyn wöll.

4. Weß sich die eltern und christliche, fromme hauß-
vätter gegen den schulen £ verhalten sollen.

5. Was der schul- und lehrmeister arnpt sey.

6. Was der schuler und lehrknaben ampt sei.

7. Was alle menschen, was stands oder wesens sie
seien, gegen christlicher schulen schuldig und pflichtig
sein.

8. Besonders aber, wie ein nottwendig dhig die schulen
seien und was nutzen in der haußhaltung, in der kir-

e Fehlt B.

£ B: schulern.

Almosen für arme Schüler (vgl. Befehl für Öhringen
1581, Nr. 31, § II 3).

17 11. November.

18 In der kurpfälzischen AlmosenO. 1574 (Sehling 14,
477 f.) ist ein eigener Abschnitt über „frembde arme
schüler“ enthalten, die den Schulen nachziehen und

chen und regierung 21 darauß zu gewarten, dargegen
aber was fur unwiderbringlichen schaden in der kir-
chen, regierung und haußhaltung erfolge, wan nit
schulen angerichtet und mit ernst darüber gehalten.
Da dann der prediger ursach haben würd, welcher
gstalt durch ein einig schulkind der gantz catechismus
in ein gantz haußgsind gebracht, wie auch das kirchen-
gsang angericht werden mög, zu reden.

Es soll auch volgends gebettlein nach getonner
schulpredigt vor dem altar gesprochen werden:

Almechtiger, ewiger, harmhertziger Gott, himlischer
vatter. Wir sagen dir von hertzen dank, durch Jesum
Christum, deinen lieben sonn, unsern herrn und hei-
land, das du auß sondern gnaden, durch der wolgebor-
nen unserer gnedigen heerschaft gnedige und trewe
fursehung und verordnung, zwo feiner schulen, ein la-
teinische und deutsche, hei unß aufgerichtet und biß-
hero erhalten hast, darinnen die liebe jugent trewlich
und mit fleiß in christlicher lehr, gutten künsten und
eusserlicher zucht und erbarkeit underrichtet und ge-
lehret würd. Wir hitten dich von hertzen, du wöllest
umb der ehr deines namens willen, auch deiner kirchen
zu heilsamen erbawung und dem gemeinen nuz und
der unerzognen jugent zu guttem, solch woll angericht
und bestelte schulen durch wolgedachter unserer gne-
digen heerschaft löbliche miltigkeit auch fürohin bei
unß gnediglich erhalten und auf unsere nachkommen
bringen. Eerner zu aller zeit beides den dienern der
schulen und der liehen jugent deine gnad und segen ver-
leihen, das jene ihr ampt mit schuldigem fleiß tun und
treulich verrichten, hei diser aber die getrewe under-
weisung und die gutte zucht woll und nützlich angelegt
sey. Der du mit deinem liehen Son und dem Heiligen
Geist lebst und regierst in ewigkeit. Amen.

2.

Das ander tail oder capittel
vom ampt der schuoldiener, beide in gemain
und insonderheit
Erstlich in gemein

[...]

19. Am freitag morgens octava, sobald man auß-
geleut, sollen sie, ein ieder neben seinen knaben (deren
ein ieder mit dem psalmenbüchlin 23 gefaßt sein soll)
in die kirchen gehn, vor der predigt ein psalmen und

deren man sich annehmen soll, sofern es sich nicht
um Bettler und Betrüger handelt. Man soll ihnen aus
dem Almosen helfen und in den Gemeinden Bett
und Wohnung beschaffen.

19 = Gedeihen, Aufblühen.

20 Vgh 1 Kor 3, 16. 17; 5, 19.

21 Luthers drei Stände.

22 Das Gesangbuch mit Luthers Liedern und der deut-
schen Litanei (WA 30, 3, 1-36, EKG 138).

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