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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0549
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3y. Fragen iiber die Kirchenzeremonien

vom Juni 1587

Es handelt sich um Fragen des Weikersheimer Superintenclenten Johannes Assum an die
Pfarrer seines Bezirks. Graf Wolfgang regierte ab 1586 in Weikersheim. Er holte 1587 (wolil Petri
Cathedra 22. Februar) seinen Langenburger Hofprediger M. Johannes Assum nach Weikersheim,
wo er bis 1619 als führender Geistlicher der Grafschaft wirkte. Zur Erreichung der Gleichheit in den
Zeremonien, die Graf Wolfgang wünschte, schickte Assum balcl nach seiner Ankunft die 17 Fragen
an die Pfarrer des AmtesWeikersheim. Zur HerrschaftWeikersheim gehörten noch clas Amt Schroz-
berg (mit den Herren von Berlichingen gemeinsam) und das Amt Ingelfingen mit Belsenberg und
Crispenhofen. Vielleicht mußte der Ingelfinger Superintendent Petrus Pfeffer die Fragen auch stel-
len. Hie Fragen ersetzten teilweise eine Visitation. Die Antworten sind erhalten 1: Michael Regius,
Hollenbach, 14. Juni - M. Arnold Lilienfein, Elpersheim, 13. Juni - Dietrich Wassermann, Nassau,
11. Juni - [Johann Hietzel], Schäftersheim, 13. Juni - M. Bernhard Lilienfein, Münster, 14. Juni -
Christoph Lang, Adolzhausen, 13. Juni. Aus den Erklärungen machte Assuin einen kurzen Auszug
und fertigte einen zusammenfassenden Bericht mit Verbesserungsvorschlägen 2. Dieser Bericht
bildete die Voraussetzung für die foigenden Befehle uncl Ordnungen Graf Wolfgangs wegen der
Zeremonien, z.B. wegen der Chorröcke, Vorzeigen der Abendmahlselemente, Vorhalten des Tüch-
leins beim Abendmahl, Zeitpunkt cler Abenclmahlsgottesdienste, Taufsteine, Beichtpfennige, Ka-
techismus. Dabei hat sich Graf Wolfgang keineswegs an Assums Vorschläge gehalten. Die Kate-
chismusübung wurde allerdings nach dem von ihm skizzierten Weikersheimer Brauch 1596 be-
fohlen 3. Als unmittelbare Folge auf clen Bericht zu Frage 15 wird ein Schreiben Assums an die
Pfarrer, den Katechismusgottesdienst auch an Feiertagen zu halten, zu verstehen sein. Auf Anfrage
von Christoph Lang in Adolzhausen vom 11.9. 1587 wurde entschieden, claß er den Katechismus-
gottesdienst an Feiertagen nur in Adolzhausen und nicht in der Filiale Herbsthausen halten solle 4.

Auf Grund von Assums Bedenken muß auch erfolgt sein das ,,Undertenig bedenken, wie in
unsers gnedigen herrn kirchen uf dem lancl ein gleichförmigkeit in den ceremoniis mit der kirch alhie
zu Weikersheim anzurichten“ 5. Es stammt von Johannes Assum. Das Datum 1595 auf der Rein-
schrift ist zugefiigt und kann nicht stimmen, da die enthaltene Gesangsordnung die 1589 vorge-
schriebenen Lobwasserpsalmen noch nicht kennt 6.

Inhalt von Assums Bedenken:

1. Zeit und stund zur kirch zu leuten. Jeder Pfarrer soll in Sommer und Winter eine feste Stunde bestim-
men, die dem Bauer und „Häckersmann“ (Landarbeiter) gelegen ist.

2. Sonntagsmorgenpredigt. Die angegebenen Lieder siebe GesangsO. 1596. Der Gottesdienst soll nicbt über
eine Stunde dauern. Nacb der Predigt sollen die Zubörer ernstlich zu Pürbitte und Grebet ermabnt werden
(Formular entbalten).

3. Catechismus. Die Scbilderung des Unterrichts in der Kircbe entspricbt weitgebend Assums vorigem Be-
denken und dem Befebl in der Ordnung von 1596 1.

1 PA 93, 3, 9, Nr. 7-12.

2 PA 93, 3, 9, Nr. 13. 14. Originalschreiben an Graf
Wolfgang vom 20. 6. 1587. 4 Bl., letztes leer außer
Vermerk: Deß pfarrbers alhie bedenken uber die
einkummene bericbt der pfarrber. Inhalt im folgen-
den angemerkt.

3 SchulO. 1596, Nr. 54 a, § IV 7.

4 Weik B I 32, 16. Gutachten Assums mit Zustim-
mung Graf Wolfgangs.

5 2 Handschriften PA 93, 3, 20. Beschreibung siehe
Nr. 54 (S. 643).

6 Nr. 44. Zu den Psalmen des Ambrosius Lobwasser
siehe Nr. 54.

7 Unten Anm. 8 und Nr. 54a (1596), § IV 7.

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