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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0563
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e. Befelii an die Kirchendiener 1594

Es ist nun mehr alß zuvill landkündig und gibt es
auch leyder die tegliche erfahrung mit großem
schaden und nachteil der armen christenheit gnug-
sam zu erkennen, welcher maßen abennalß der
jetzig regierende dyrckhische kayser und erbfeind
christlichs namens nicht allein nun ein zeitlang mit
außrüstung eines grossen, mechtigen kriegsgewald
zu wasser und land in vorbereittung gestanden, son-
clern auch albereit deß königreich Unngern und
deßelben angrentzenden lender an underschiedlichen
orten gantz unversehener dingen, ungeacht deß mit
ihme getroffnen hochbeteuerten frietsstands 11,
gantz tieranischer weiß mit viel tausencl Dörcken
überzogen, in mainu[n]g, solcher lender und, da es
ihme gelingen mecht, auch die gantze chrüstenheit
under sein tieranisch reich zu pringen und dardurch
mit außrottung deß christlichen glaubens teufli-
schen mochametischen glauben vortzupflantzen und
zu erweitern, inmaßen dann albereit in weniger zeit
ethche vornehme schlößer, stett und flecken denn
christen abgedrungen und in solchen lender mit
mord, prand, bhnderung und hinwegführung viller
tausend christenmenschen, mans- und weibsper-
schonen gantz unerhörten tiranei geübt und noch
teghch damit je lenger je mehr vortfahren und umb-
gehn tuet.

Wann dann solche vorgemelte christenlender hoch
und erbermhche beschwernus nicht allein sie an-
treffen tuet, sondern auch, da solche under das tür-
kisch reich gezwungen und gebracht, es alßdann
ohne alle mittel an dem sein würt, das auch solche
überziehung und jemerhche verwüestung unser
lender und gemaines teu[t]sches vatterland be-
treffen und angehn würt, so haben wür ja gnugsame
ursachen, zuvorderst mit denn armen jetzt be-
drangten christen alß unsern mitgliedern ein hertz-
lichs, trewhchs und christlichs mitleiden zue haben
und uf mittel und weg zue gedenken, welcher gestalt
solcher dürckischer tieraney möchten zeitlich be-

1 Text: hochbeteurterten frieststands.

1 Waffenstillstand. - Vgl. z.B.: Drei Warhafftige Newe
Zeitung. Die erste, von der grausamen Tyranney
deß Türcken vor Gran... Cölen 1594. (Emil Weller,

gegnet und vorkomen und die armen christenheit
erhalten werden möchte. Welches aber ohn sonder-
liche und gnedige hülf deß Allmechtigen durch un-
sern aigen eusserlichen gewalt und widerstand nichts
geschehen kann oder mag. Da wür dann hinwider-
umb zue gemüet führen, auß was ursachen Gott der
Allmechtig iiber sein arme solche greyliche verfol-
gung und straffen komen lest, so würt sich kein
anderß befinden, dann unser schwere und große
sünd und undankbarkeit, damit wlir mit verach-
tung seines göttlichen worts, der haihgen sacramen-
ten, gottslesterung, auch ander vieflen schand und
laster, welche teglichen im schwang gehn, Gott den
Allmechtigen vielfeltig und schwerlich erzörnt und
beleydigt haben.

Deßwegen dann wir uns nichts gewißers zu ver-
sehen und einzubülden, es werde der gleiche straff
Gottes auch bey uns nicht iang außpleiben, sonder
iiber unser gemeines vatterland nicht weniger alß
über vorberüerte lender nur zeitlich genug und wol
ehr, alß wir uns deßen versehen, komen und gelan-
gen.

Dieweil dann solches allein durch unser gottloßes
leben verursacht, so würt demnach kein ander mittei
und weg, kein ander rat noch hülf sein, clem diirki-
schen gewalt und andern zeitlichen und ewigen
straffen zue begegnen, dann das liebe, christlichs,
alfgemeines gebett und tegliche anruffung deß Afl-
mechtigen umb verzeyung unser sünden und ab-
wendung der wolverdienten straffen, damit dann
ewere pfaramptsangehörige und anbevolhnene zue-
hörer des jetzigen hoch beclrangten, erbermlichen
zuestands der gemeinen christenheit desto beßer er-
innert, zur buß höchiichen vermanet und von sinclen
abzustehn trewlichen gewarnt:

also ist im namen deß wollgebornen unsers gnedi-
gen abweßenden herrn 2, herrn Phihpsen, graven
von Hohenloe und herr zu Langenburg, unser ge-
bührender befelch und begehren, daß ihr uf nechst-

Die ersten deutschen Zeitungen. Tübingen 1872,
Nr. 777.)

2 Als Heerführer in den Niederianden unter Wiihelm
von Oranien. Erst 1597-98 kam Philipp zu Besuch
nach Neuenstein.

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35 Sehling, Bd. XV, Württemberg I
 
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