Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0593
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
43. Polizei- und Rügordnung 1588

maßen in dem schwang gehn, das es nicht mehr fur
unrecht, sonder fur ein lob und tugend gehalten
werden will, dardurch die gottsfürchtigen und from-
men undergedruckt, beschedigt und geergert, die
leichtfertigen aber, auch boßhaftigen, in ihrem mutt-
willen und frevel je lenger je mehr fortfahren, zu-
nemen und gesterkt werden, welches unß alß einer
christlichen obrigkait ferner also zuezusehen und
zu gedulden mitnichten gebüren will, sondern vil-
mehr ein ernstlichs b einsehens zu haben, damit wir
uns nit allain deß evangelii und Gottes worts mit
dem mund rhumen, sonder auch mit gutten werken,
briederlicher lieb, christlicher zucht und gebühren-
dem gehorsam unsern glauben bezeugen und andern
ein gut exempel furtragen 8.

Demnach haben wir bemelter 9unserer voreltern
sehgen 9 ordnung fur die hand genomen, dieselbigen
besichtiget und, dieweil sie etwas zuvil kurz, nach
gelegenhait jeziger zeit gemehret 10 und gebeßert.
Welche wir euch hiemit ubergeben, zustellen und
wöllen, das ihr dieselbig ordnung in allen und jeden
puncten und articuln (biß uf unser ferner gut anse-
hen und enderung, minderung oder mehrung, wel-
ches zu tun wir uns jederzeit und nach gestalt der
sachen, auch unser ober- und gerechtigkait 11, vor-
behalten haben wöllen) gehorsamlich halten und
deren mit allem vleiß c nachsezen, und insonderhait
ihr, die keller, vögt 12, schulthaisen, burgermaister,
haimburger und gericht, deren mit vleiß wahrnemen,
darob halten und euch darnach richten, auch solche
järhch, wie irn beschluß volgen würd, mit guttem
vleiß und verstand den undertanen furlesen und

b B: christlichs. Änderung in C: ernstliches.
c A: veliß.
d Fehlt B.

a C: verwarnet.

8 Castell: -f können.

9-9 Castell: unsers vettern see[ligs].

10 Castell: geendert.

11 Erlaß und Änderung von Polizeiordnungen galt als
wichtiger Bestandteil der (hohen) Obrigkeit, der
Landesherrschaft.

12 „keller, vögt“ fehlt in Castell.

13 Castell: erkennet. - Vom Gericht (mit dem Vogt oder
Schultheißen als Vorsitzenden) soll der Übertretung
zur Leistung der Bußen verurteilt werden.

verkünden laßen, die ubertretter unnachleßlich und
mit ernst strafen, auch wie billich und recht in sol-
chem niemand verschonet, die verfallenen bußen
und frevel von den übertrettern rechtlich erkent 13
und unnachleßlich nemet und euer jeder mit dem
allem uns schuldige gehorsam leistet bey denn
pflichten und aiden, damit ihr uns verwandt seind 14.
Darnach wiße sich ein jeder zu richten und vor
schaden zu hietten 15; wie dann darneben auch ihr d
die amptsdiener, das diser ordnung von allen, die es
berüert, embsiges vleiß nachgesetzt werde, mit allem
ernst handhaben und daran sein wöllet. An solchem
beschicht unser mainung.

1. Von Gottes wort und predigen zuhören 1

Nachdem uns Christus, unser heiland, treulich
vermahnet a, das wir erstlich das reich Gottes
suchen sollen, so werden uns alle andere ding her-
nach zufallen 2, so wöllen wir anfengklichs, was
Gottes ehr anbelanget und unser seelen hail zue
gutte kommpt, zue förderst fur die hand nehmen
und ordnen, das ein jeder pfarrherr die raine lehr
Gottes worts und des hailigen evangelii nach dem
einfältigen verstand und claren buchstaben der
hailigen schrift, ohn menschenzusaz und ainige
opinion und guttbedunken, sonder nach erclärung
3der propheten und aposteln ihrer lehr gemes, zu
welcher wir uns bekennen 3, predigen, lehren und
dem volk furhalten soll.

Und sover 4 der pfarrherr etwas anderst ein-

14 Bei den Amtseiden, mit denen sie an die ILerrschaft
gebunden sind.

15 Statt der folgenden Wendung in Castell: Greben zu
Remlingen, den 10. monatstag Februarii nach
Christi unsers herrn geburt 1569.

1 Überschrift wie Württ. LO 1567, S. I.

2 Mt 6, 33.

3-3 Castell: der augspurgischen confession und der-
selbigen appollogia, welcher wir uns unterschrieben
und darzu erkannt. (BSLK 31-404.) Graf Wolfgang
wollte sich demgegenüher nur auf das Alte und Neue
Testament herufen (die Lleilige Schrift legt sich
selber aus).

4 Soferr = sofern. - Castell Billingshausen: so er;
Castell Obereisenheim: sofern er (oder ein...).

575
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften