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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0594
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43. Polizei- und Rügordnung 1588

mischen, in der schrift grübeln und sein aigene ver-
nunft brauchen wölt und etwas einführen oder in
das volk stecken, so zue forderst clem wort Gottes,
5alß der apostolischen und prophetischen lehr, auch
unserer insonderheit gegebnen ordnung, daruf sie
ihr pflicht getun * * * * 5, zuewider und zue entgegen were,
den gedenken wir nit zue gedulden, sonder nach
gelegenhait und verwirkung gegen demselbigen ge-
bührends einsehens und straff furzunemen. Dann
es stehet geschrieben [Gal 1,8]: Wann ein engel vom
himel heralp keme und ein anders evangelium predi-
gen würd, der soll verfluecht sein etc.

Zum andern, so vermahnet uns Paulus, das wir
alle ding in der kirchen ordenlich furnemmen und
ton sollen 6. Damit dann in unsern kirchen nit ein
jeder pfarrher ain sonders mache, damit der ein-
feltig mann uncl die schwachglaubigen geärgert, 7so
wöllen wir, das sich unsere pfarrhern nach unserer
außgangenen kirchenordnung uncl daruf ubergeb-
nen begriff, wie wirs in unsern kirchen wöllen gehal-
ten haben 8, verhalten uncl nachkömen sollen;
darauf wir uns kurzlich getzogen haben wöllen 7.

Und clieweil der allmechtig Gott seine gnaclen und
gaben clurch sein heilsam wort uns raicht und gibt,
9so soll menniglich daß heilige b gotteswort und die
predigen alle sontag, freytag 10 und feyertag, nauch

b ,,daß heilige“ in A geändert, vorher: daßelbige. B:

daßelbige das heylige. C (und Castell) wie Text.
c A: gelten.

d B: uff. (Castell: allein aus.)

5-5 Castell: und dem heiligen evangelio und dann der
augspurgischen confession alß einer warhaftigen

kurtzen und einfältigen erclärung derselben. — Zcu
Frage der Yereidigung auf die KO 1578 siehe S. 245.

6 1 Kor 14, 40.

7-7 Castell: wir aber nicht bedacht, eine sondere kir-
chenordnung nach derselbigen zuvor viel ufzmichten,
so woilen wir, daß sich unsere pfarrherrn nach der
württenbergischen oder pfalzgraf Wolfgangs kir-
chenordnung, so einander gleich lauten und wir
nicht zu verbeßern wißen, reguliren und halten, biß
wir ihnen mittler zeit eine andere vorgeben niögten. -
Es folgen in Castell Bestimmungen über das Examen
der Kommunikanten, Ehe- und Taufregister, Yer-
achtung Gottes Yhrts (Sehling 11, 687f.).

8 Wahrscheinlich auf Grund der Fragen an die Pfarrer

und dem Bericht des Hofpredigers Assum vom

20. 6. 1587 (Nr. 37) erlassen. Nicht erhalten.

9-9 Castell aus der Württ. LO 1567 S. II. Dort zu Be-

ginn: Das soll auch mäniglich [= jedermann].

die tägliche gemaine bettstunden 11 unverhinderhch
besuchen. Und insonderhait sollen ahe haußvätter
und -mütter ihre kinder, knächt, mägd sampt an-
dern haußgenoßen an obgemelten tagen, die predigt
und 12kinderlehr und gebettstund 12 zue hören, an-
halten; dann welcher chß orts fursezhcher 13 weiß
fur sein aigne personn oder an seinem haußgesind
seumig sein und Gottes wort mutwilhg verachten 9
wird, der solle zwenn schilling 14 in das gotteshauß 15
zur straff geben c.

Deßgleichen soll auch ein jedes, so sein zimhch
alter und verstand erraicht, das hailig nachtmal im
jar nit nur ein, sondern etlich mall zue einem trost
seines gewißens und sterkung seines glaubens neh-
men und empfahen und solches nicht biß in 16 todts-
not sparen. Wo dann die pfarrer jemands hierinen
seumig sein behnden würden. sollen sie denselbigen
neben denn amptleuten 17 und ethchen des gerichts
freundlich und ernsthch zue der predigt und hey-
hgem abentmall 18 ermahnen. Wo es dann abermals
fahrleßig oder verächtlich gehalten werden wolte,
soll man uns solches furpringen, der gebühr nach
dieselbigen wißen zu straffen.

Solte aber jemands auß d forcht der obrigkait oder
gewonhait das nachtmal des Herren empfahen und
doch darnach 19sich ergerhch und nit wie einem

10 Fehlt Württ. LO 1567.

n-ii Fehlt Castell und Württ. LO 1567. Diese Bet-
stunden sind 1588 eingeführt worden (Nr. 39).

12-12 Württ. LO 1567: catechismum. Castell: kinder-
lehr. In ITohenlohe fand der Katechismusgottes-
dienst an den Mittagen von Sonn- und Feiertagen
statt (KO 1582, Nr. 32, § B 1).

13 Württ. LO 1567: gefahrlicher.

14 Castell: 4 turnes (= gros turnois, Sehling 11, 687,
Anm. 19). Württ. LO 1567 sah Turm oder Gefängnis
vor. 1 Gulden enthielt in der Regel 14-20 Schillinge.

15 Die PO 1583 (Nr. 33) redete vom Gotteskasten, dem
Almosen. Dies wurde mit dem Heiligen, dem Kir-
chenvermögen verbunden. In § 26 unserer Ord-
nung wird von den Einkommen der Gemeinden,
Gotteshäusern und Waisen, die von den Bürger-
meistern, ITeiligenpflegern und Yormündern ver-
waltet werden, geredet. Der BegrifF „Gotteshaus“ ist
von Castell übernommen.

16 Castell: + die charwochen oder.

17 Statt ,,denn amptleuten“ in Castell: dem schult-
heißen.

18 Castell: nachtmahl.

19- 19 Castell: selbigen tags zu ofenen zechen gehen, sich
volltrinken, spielen, tanzen oder sonsten andere

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