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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0607
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43. Polizei- und Rügordnung 1588

böse gewonhait so weit eingerißen, daß kein guete
warnung mehr hilft. Derowegen wir verursacht,
solche ordnung, so auß trunkenhait ervolgen, sovil
möglich von ohrigkait wegen abtzuschaffen; ordnen
und sezen derohalben:

Welcher hinfüran sich so voll drinken wird, das er
nit woll mehr reden, stehn oder gehn kan oder sich
sonsten ungebührlich und untzüchtig auß voller
weyß erzaigt, der soll allwegen, so oft er also erfun-
den wirt, ein gulden, uns halb und in das gotteshauß * 5
halb, zu straff geben, deßglaichen alle diejänigen, so
ihne darzue gedrungen, geraizt oder geholfen, ider
sovil.

Würde aber einer in solcher voller weiß etwas rug-
bares 6 oder busfelhgs verwürken, so soll er 7nichts
wenigers nach gelegenhait deß verwürkens mit ge-
biihrender oder bestimbter straff angesehen und
darunder ihme wegen solcher trunkenhait kein
nachlaß beschehen oder getann werde 7.

Eß ist auch ein böse gewonhait, das man heyrat,
rechnungen, kauf, wechsel und schier alle hand-
lungen mit weintrinken, alß mit einer gewiesen ur-
kunt, bestettiget und es dänn weinkauf nennet, wel-
ches wir auß vilen beweglichen ursachen vermitten
haben wöllen. Und sollhinfüro, was under zehengül-
den antrifft, kein weinkauf gegeben oder ein zech

a Statt ,,Würde aber“ hat B: würde. Aber wann.

5 Das Almosen, wohl mit dem Heiligen verbunden.
Siehe § 1, Anm. 15.

6 = strafbar.

7- 7 Castell: die straf, so ihm die mißhandlung ufer-
legt, doppelt erstatten, darum daß er sich seiner ver-
nunft selber beraubt und dadurch alle gebott und
gute ordnungen veracht.

8- 8 Castell: genug, daß ein oder zween ehrliche männer
bey dem kauf oder wechsel zugegen seyn. Würde es
aber über zehen gulden antreffen, so mag man den-
jennigen, so bey dem kauf seyn, nach beschloßener
handlung ein virtel wein zur verehrung geben, die-
selbigen miteinander austrinken und weiter keine
zech anfahen, sondern ein jeder wiederum an sein
arbeit und geschäft gehen.

9 = 1 Yiertel.

10-10 Castell: mehr wein geben, ein zech anfahen und
also den weinkauf mehr zur vollerey dann zu der
bestätigung des handels gebrauchen wollen, der soll
jederzeit, auch alle die, so dazu geholfen, jeder ein
gulden, uns halb und in das gotteshaus halb, un-
nachläßig bezahlen.

11 = Strafen (DRW 2, 1404).

darieber angefangen werden, sonder 8von jedem
hundert ein jialben gülden zue weinkauf, der verkau-
fer ein ort 9 und der kaufer ein ort, aber kein weinkauf
uber zwenn gülden sich erstrecken 8. Würde aber a
einer ein solches ubertretten, 10der solle ein giilden
uns zu straff geben 10.

Eß sollen auch hinfüro alle bußen und einigun-
gen 11, so 12einer gemainen, statt, dorf oder 12 fiecken,
zuestehn, auch andere einkommen und gefell, nit
verdrunken, sonder verbawet oder sunsten 13der
gemainen, statt, dorf oder 13 flecken, zue guettem
verbraucht oder im vorrat behalten werden. Und
also hiemit alle unnütze zechen und sonderlich an
denn werktagen abgetann und verbotten sein, bey
straff 14vier guiden.

Deßglaichen wöllen wir auch, wann 14 unser under-
tanen an sonn- und 15 feyertagen in offnen wirts-
häusern zuesammenkommen, ein ehriiche gesell-
schaft halten und ein zimliche 16 zech tun, 17doch
daß dieselben nit lenger weren im sommer und win-
ter biß umb die zeit 17, alda man die weinglocken
ieuten soli. Und wer uber solche zeit bey dem wein
sizet, der soll ein gülden, und der wirt, der den wein
gibt, zwen giilden, uns halb und der gemaind halb,
geben und betzahlen 18.

Da aber einer uber solche zeit uf der gaßen

12- 12 Castell: einem gemeinen.

13- 13 Castell: dem gemeinen.

14- 14 Castell: einer hohen buß. Jedoch mögen.

15 „sonn- und“ fehlt Castell.

16 ,,Im Kampf gegen... die Yöllerei im 15. und 16.
Jahrh. gewinnt der Begriff ziemlich den Wert einer
Maßbestimmung... So rückt ziemlich zur Bedeutung
mäßig... bescheiden, gering gerab. Doch bildet zu-
nächst die Yorstellung des Ausreichenden, Genü-
genden, Hinlänglichen den Übergang“ (Grimm 15,
1121).

17-17 Castell: die sich doch über zween turnes [= gros
turnois, Sehling 11, 687, Anm. 19] nicht erstreckt,
und soll solche zech und gesellschaft um ein uhr
nachmittag anfahen und nicht länger wehren, wie
sommer biß um sieben und im winter bis um 6 uhr.
18 Zusatz zum Abschnitt ,,Von wihrten“ der Langen-
burger Gemeindeordnung von 1549, der wahrschein-
lich aus der Zeit Oraf Wolfgangs stammt:

Item alle nacht durchs ganze jahr solle den wein-
trinkern und zechbrüedern ein zeichen mit der
großen glocken zu sommerszeiten mnb 9 uhr, und zu
winterszeit umb 8 uhr gegen der nacht geleutet
werden, welches die bestelte wächter des fleckens
(sobald es die vermeldte stund geschlagen hat) bei

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