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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Franz, Gunther [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0637
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47* Befehl zum Besuch des Katecliismusunterrichts

in der Passionszeit

vom 7. März 1590

Druckvorlagen

A: Ausfertigung xnit Siegel Gfraf Georg Friedrichs. PA 93, 3, 20. 4 Bl., die letzten beiden leer. Auf letzter
Seite Vermerk: Edict von h[errn] graffen Georg Friederichen von Hohenlohe [zugefügt: Waldenburg] etc., das
exercitixxm catechissmi vor die jugend betr. [zugefügt: de anno 1590]. Der Befehl ist für die Grafschaft Hohen-
lohe-Waldenburg bestimmt.

B: Konzept dazu mit Einfügungen von gleicher Hand. Wald XV A 8 d. 2 Bl., davon letzte Seite leer.

Wir Georg Friderich, grave von Hohenloe etc.
und herr zue Langenburg, füegen allen unsern un-
dertannen hiemit zu vernemmen: Wiewoll uns der
allmechtige, getrewe und liebe Gott sein allein seelig-
machendes und hayliges wort, welches durch das
grewliche bapstumb verfinstert gewesen, widerumb
an tag kommen, auch rain und lauter predigen
laßen, darzu auch dann unsere liebe voreltern,
christseeliger gedächtnus, die löbliche und haylsame
verordnung geton, das der haylige catechißmus in
kirchen und schuelen vleyßig exerciert und der
blieenden, zarten jugent eingebildet werde * 1, auch
uber das in zeit regierung unserer lieben curatorn
und vormundern noch ferner haylsamlich statuirt
und verord.net, das von heutigem sontag Invocavit
an alle tag eine stund biß uf den Palmabend die liebe
jugend in dem catechißmogeuebetundunderrichtet
würde 2, wiewoll auch die eltern, vatter und müet-
tern, a von unsern kirchendienern a villfaltig erinnert,
ire von Gott bescherte künder fleißig zur kirchen
und schuelen, sonderlich aber in erstgemelter zeit der
täglichen uebung des heyligen catechißmi zue
schicken, mit erinnerung, uß was hochwichtigen
ursachen solches beschehen solte und zue was nutzen

a-a In B eingefügt.
b-b In B eingefügt.

1 Die Katechismusübung wurde mit der Beformation
1556 unter der Voi’mundschaft Graf Ebei’hards ein-
geführt. In der VO 1558 (Nr. 12 a) § 3 ist bestimmt,
daß die Kinder aus Luthers Katechismus verhört

werden sollen, daß aber auch Brenz’ Katechismus
weiter gehalten werden darf.

es inen an seel und leyb, leben und sterben tue ge-
raichen:

so haben wir doch, unangesehen der so villfältigen
erinnerung und getrewhertziger verwarnung sovil
bestendigs berichts, das laider von den eltern sol-
ches gantz fahrleßig geschehe und sy deßen gar
wennig achten, sondern zue denselben zeiten ire
kinder zue andern sachen geprauchen oder sonsten
hin und wider vagiern und umbschwayfen laßen,
darauß dann volgt, das die jugend also rohe und
gottloß würd und sich allerhand böser stuck mit
worten und werken zue treyben befleißigen tuet,
da sy doch sonsten, Avann sy vleyßig zur kirchen
und schuelen gehalten, daßelbige underlaßen wür-
den, bdurch welche verachtung seines göttlichen
worts dann sein allmacht zue zorn beweget uns mit
teurung, krieg, bluettvergießen und villerley krank-
heiten heimsuechtL

Darab wir nun nit ein geringes mißfallen empfan-
gen, das alle solche vermanung und verwarnung bey
unsern undertonen nichtzit oder doch gar wennig
verfangen, dieselben in wind schlagen, auch ir und
irer künder seelenhayl und seeligkeyt nit bedenken
tuen. Derowegen und auß sonderlicher gnediger

2 Die KO 1578 (Nr. 25) wui’de von den Vormündei’n
(Curatores) Graf Georg Fi’iedrichs ei’lassen. In Kap.
4 (S. 277) ist der tägliche Katechismusunterricht von
12 bis 1 Uhr in der Passionszeit für die etwa 12 Jahre
alten Kinder, die zum ersten Mal das Abendmahl
empfangen sollen, bestimmt. Diese Einschränkung
ist nicht mehr erwähnt. Dagegen spricht auch die
Bezeichnung „Genei’alkinderexanxen“ in der Wei-
kersheimer Herrschaft.

3 = Ruchlosigkeit, Mangel an Gottesfurcht.

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