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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0655
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52. Öhringer Spitalordnung 1594

auch besetzt, etliche pfrundner zu sich ziehen und
also einteilen, das die disch gleich gehalten werden>'.

In der underpfrund sollen die mit suppen und
gemüßen morgens und abents die gantze wochen
hinumb den obern pfrundnern gemes gehalten, aber
denselben allein uf sontag und donnerstag fleisch
und in der fasten hering oder platteißen darvon ge-
geben werden. Solche underpfundner sollen in zwen
disch gesetzt und inen gleich angericht werden * 2.

Dem gemeinen gesind soll man suppen und gemüß
gleich den obern und undern a pfrundnern geben und
denselben dreymal in der wochen, als nemlich son-
tag, dinstag und donnerstags einmal fleisch und am
freitag wie den obern pfrundnern blatteißen b und
in der fasten hering oder platteißen reichen 0.

Wan nian metzelt, soll der spittallmeister sampt
einem pfrundter, so darzu tauglich, achtung geben,
das die kuttelfleck, gling 27, item keßel- und pratt-
wurst, füeß, köpf und dergleichen je zu zeiten fur
ein fleisch oder platteißen und stockfisch gespeiset
werden, nichts wenigers auch daran sein, das dörr-
fleisch gemacht und zuweilen damit anstadt des
grönen 28 abgewexelt werde.

Weil auch ruben erpaut, wan die wol geraten,
sollen etliche gedört und damit auch abgewexelt
werden.

Mit den eßstunden soll unser spittallmeister die
gewise zeit und ordnung halten, wie bißhero ge-
preuchlich gewesen, underdeßen auch den spittall
zuhalten und das aus- und einlaufen, wie bißhero
beschehen, keineswegs gestatten.

Item, wan einer under den pfrundtern das eßen
mutwilliger weis verseumpt, dem soll man uf daß-
selbig mal weder cost noch prot, wie auch keinen
wein verfolgen 29 laßen.

dWelcher under den pfrundnern seinen geordne-
ten wein nicht außtrinken, sonder verkaufen wölte,

y Absatz fehlt SpeiseO. 1562 und 1576.

2 Satz fehlt SpeiseO. 1562 und 1576.

a ,,und undern“ fehlt SpeiseO. 1562 und 1576.
b In A eingefügt: oder stockfisch.
c Ende von SpeiseO. 1562 und 1576.
d A am Rande: Diser punct wirt von den pfrundner
im wenigsten gehalten, wie dan der nachfolgend
gleichfals.

der soll schuldig sein, denselben vor andern dem
spittall umb den leidenlichen wert, wie hergepracht,
gönnen und widerfaren laßen, daruber der spittall-
meister mit inen gepürende kerbhöltzer halten und
das gelt in der wochenrechnung anstadt des weins
mitpringen sollen.

Nachdem aber bey disem puncten furfelt, das
eines teils under den pfrundtern, ehe dan sie den-
selben dem spittall gegönnet, eher eßig daraus ge-
macht und verkauft haben, wöllen wir solches kunf-
tig abgeschaft, aber doch inen darpey auch zuge-
laßen haben, welche fur sich zu irem geprauch eßig
anstellen wöllen, das inen daßelbig unverwert sein
solle.

Es solle allwegen, wan ein fleischtag sein wurd,
fur jedes fleisch uber ein disch 4 lb. oder nach ge-
legenheit der kranken, welche den disch nit besu-
suchen könten, so dan in achtung zu nemmen, ge-
geben und, wan dörrfleisch anstatt des grunen ge-
kocht, ebenmeßig solche gleicheit gehalten werden.
[... §§ 20-22 nicht abgedruckt.]

[23.] Von wartung der kranken

Es soll die spittallmeisterin beneben der pflegerin
in allweg dahin gedenken, das der armen kranken
wol gewartet, die auch mit aller notturft versehen
und sauber gehalten,

gleichfals auch inen, es sey von fleisch, ayern,
hünern, wein und was inen gelegenheit der krank-
heit gut ist nichts sparen, doch auch darin keinen
uberflus geprauchen, auch im kochen die speis also
zurichten e, das inen die annemlich und sie deren
genießen mögen.

Da auch etliche under den pfründnern keine son-
dere gemechlin hetten und sie in ein besondere stu-

e In A Einfügung und B: + laßen.

27 Kuttelfleck = Kaldaunen, Kutteln, die Gedärme
samt Wanst und Magen (Grimrn 5, 2897). Gling (B:
kling) = Gelüng, collectivum zu Lunge. Der Begriff
wurde auf die edleren Eingeweide überhaupt ausge-
dehnt (Grimrn 4, 1, 2, 3109 und 4, 1, 5, 121).

28 = grünes (frisches) Fleisch.

29 = verabfolgen (so B), reichen.

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