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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0679
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a. Unser Wolffgangs, ... schuel- und gesangsordnung ... 1596

beschribenen und inen überschickten gesangordnung
(auch in den dörfern, sovil nach gelegenheit selbiger
schuelen sein mag) praecise bleiben und (ohne I.G.
deßhalben ergangenen besondern ordnung und be-
vellich) für sich selbst mit keinem schein darauß
schreiten wollen. Damit, da I.G. selbs oder dero-
selben diener und undertanen gleich in ein andere

I.G. zugehörige kirch zur predigt kommen, doch
darinnen nicht andere, sondern einerley gesang und
psalmen hören und also andächtig mitstimmen
könden c.

2. Es solle am freytag, sonn- und feyertagen,
nach dem ersten gesang für verleßung des capituls
von allen und jeden I. G. zugetanen pfarrherrn nicht
ein collect ihres gefallens, sondern bestendiglich die
collect, so in der kirchenordnung an der zall die
ander ist 4 (deren anfang: 0 allmechtiger Gott, wir
pitten dich, gib deiner gemeind deinen Geist etc.),
um gleicheit zu halten, verstendiglich verlesen wer-
den.

3. So ist gleichwoll in I.G. getruckten kirchen-
ordnung cap. 2 für etlichen jahren bevollen worden,
das man an allen und jeden sonn- und feyertagen
nach dem ersten gesang die sechs hauptstuck des
heyligen catechismi für dem altar dem volk fürlesen
und dann erst weiterschreiten solle zur verleßung
eines capituls auß heyliger schrift sambt desselben
summarien 5. Welche verleßung der sechs haupt-
stuck damaln zue solchem end angerichtet worden,
dieweyl zurselben zeit in I.G. graveschaften sich
vill auch alter und betagter leut gefunden, so nit
woll ein Vatter unser beten und sprechen könden,

c Vergleichung 1607: V Dieweil wir vielfältige ur-
sachen hahen, täglich fxott anruffen und zu bitten
fur allerlei schwebende, wolverdiente landplagen
und straffen, auch fur seine göttliche woltatten
herzhch zu danken, also ist Ihrer G. gnediger be-
velch, das hinfuro taglich stetigs umb 12 uhr durch
die grose glocke j edes orts die gemeind in die kirch
zum gebett beruffen werden, ein psalm laut der
gesangsordnung gesungen, das gebett, die 5. collect
in der kirchenordnung 2 oder auch beneben ein an-
dere nach gelegenheit der zeit laut diser verbeße-
rung in sequentibus 3 verlesen und dan der actus
ordinarie mit dem seegen beschloßen werde.

d Statt „gewohnliche vorleßung“ in Vergleichung
1607: tägliche ubung.

solchen unverstendigen nemblich durch die ge-
wohnliche vorleßung d die sechs hauptstuck etwas
gemein zu machen. Dieweyl aber Ire G. verhoffen
wöllen, das solche bißhero in Ihrer G. kirchen fiir
der morgenpredigt bescheehene verleßung der sechs
hauptstuck vermittelst göttlicher gnaden nun ihr
fruchtbarlich end erreicht und demnach (verhoffent-
lich) ein solcher grober unverstand und ohnwissen-
heit bey ihren betagten undertanen sich nicht bald
mehr fünden, sondern durch embßig iibung des hey-
ligen catechismi (welcher in disen jahren neben der
verleßung der sechs hauptstück durch die pfarrherr
im schwang gangen) nun notwendiger bericht (die
sechs hauptstuck belangend) erscheinen solle auch
bey den einfeltigen, also ordnen und bevellen Ihre
G., das ihre pfarrherr alle und jede an sonn- und
feyertagen für der morgenpredigt die verleßung der
sechs hauptstuck hinfuro einstellen und zue end des
ersten gesanges und nach verleßung der collect alß-
balden das capitul e sampt den summarien f zu ver-
lesen an die hand nemmen, gleichwoll, da das
capitul oder die summarien etwas lang, alßdan auch
das capitul füglich abteilen solle, damit nicht der
mehrerteil der zeit mit den (gleichsam) naqeQyoLt;
oder nebensachen zugebracht und verloren werde.

4. Ohnangesehen auch I.G. für jarsfrist bevellich
gegeben 6, das Ihrer G. zugetone pfarrherr ihre pre-
digten nicht uber die zeit verlängern, sondern sovil
müglich dahin wöllen geflissen sein, das die gantze
predigt innerhalb dreyviertel stund (ohngefehrlich)
vollendet werde, umb der zuhörer willen, welche
dardurch mehr erbauet werden könden, befindet
sich doch, das einer und der ander biß dahero disen

e Einfügung in Vergleichung 1607 A: + und nemb-
lichen freitags wie auch den vesper, so in die wo-
chen fallen auß deni alten und sontags oder den
vesper, so uf den sontag fallen auß dem newen
testament.

f Einfügung in Vergleichung 1607 A (wie B): Veit
Dieterichs.

2 KO 1578, S. 267.

3 Unten Punkt 8.

4 Die Kollekten ( = G-ebete) in KO 1578, Kap. 3, hier

5. 266.

5 Von Veit Dietrich.

6 Die vorstehende Vergleichung von 1595, davor 1594

ein wiederholter Befehl (Nr. 53).

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