26. Oktober 2002 | 97
der Werke und Briefe großer Denker und die Erstellung zahlreicher wissenschaft-
licher Wörterbücher und Thesauri trägt die Akademie zur Bewahrung des kulturel-
len Erbes bei. Einen reformationsgeschichtlichen Schwerpunkt verfolgt die Akade-
mie dabei mit dem Luther-Register und der Edition der Schriften von Bucer,
Reuchlin und Melanchthon, die erst durch die Bearbeitung für die Forschung
erschlossen werden.
Das Deutsche Rechtswörterbuch bereitet den deutschen und westgermani-
schen Wortschatz des Rechtslebens von der Völkerwanderungszeit bis etwa 1800
wissenschaftlich auf. Dieses Vorhaben, das bereits im 19. Jahrhundert von der Preußi-
schen Akademie der Wissenschaften begonnen wurde, wird nach gegenwärtiger Pla-
nung erst in dreißig Jahren abgeschlossen sein, doch sind die bereits fertig gestellten
Bände schon heute unentbehrliches Hilfsmittel für Wissenschaftler vieler Fachrich-
tungen.
Eine andere Forschungsstelle der Akademie erschließt aus den Felsbildern und
Inschriften entlang des Karakorum-Highways in Nordpakistan Erkenntnisse über
diejenigen, die vor vielen Hunderten von Jahren entlang der Seidenstraße gezogen
sind. Die Felsbilder spiegeln in ihrer Mannigfaltigkeit die Einflüsse verschiedener
Völkergruppen mit ihren kulturellen und religiösen Vorstellungen wieder und stel-
len eine einzigartige Quellensammlung dieser Region dar.
Im naturwissenschaftlichen Bereich untersucht die Forschungsstelle Radiome-
trie die Schwankungen klimatischer Bedingungen im Laufe der Erdgeschichte.
Gerade vor kurzem wurde hier eine stark beachtete Publikation über den Zusam-
menhang zwischen solarem Magnetfeld und Erdtemperatur veröffentlicht. Die For-
schungsstelle Archäometrie bestimmt das Alter von Artefakten und siedlungsge-
schichtlich relevanten Sedimentschichten. Die von der World Stress Map kartierten
tektonischen Spannungen in der Erdkruste nutzen Bauingenieuren und Architekten
in erdbebengefährdeten Gebieten und dienen der praktischen Prospektion von
Bodenschätzen.
Diese kurze und unvollständige Aufzählung unserer Forschungsprojekte
möchte ich mit dem Kommentar abschließen, dass es sich bei fast allen um sehr
langfristige Projekte handelt, die wegen ihrer Kontinuität für Universitäten weniger
geeignet sind.
Wichtig ist für die Akademie der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffent-
lichkeit. Mehr als andere Forschungsorganisationen verfügt die Akademie über ein
hohes Maß an interdisziplinärer Kompetenz. Diese gilt es zu nutzen, um der Öffent-
lichkeit die oft sehr komplexen Sachverhalte bei der Entscheidungsfindung in wis-
senschaftlichen Fragen deutlich zu machen und vor zu großen Vereinfachungen zu
warnen.
Mit einer neuen öffentlichen Vorlesungsreihe, die in Zukunft stets im Som-
mersemester stattfinden wird, wollen wir zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen
oder wissenschaftlichen Problemen Stellung nehmen. Die erste Vorlesungsreihe hatte
den Titel „Nur Clash? Anmerkungen der Wissenschaft zur Begegnung von Kultu-
ren“. Ohne die aktuellen Herausforderungen nach den Terroranschlägen aus dem
Blick zu verlieren, wurde hier versucht, sich aus der Fixierung auf die Gegenwart zu
der Werke und Briefe großer Denker und die Erstellung zahlreicher wissenschaft-
licher Wörterbücher und Thesauri trägt die Akademie zur Bewahrung des kulturel-
len Erbes bei. Einen reformationsgeschichtlichen Schwerpunkt verfolgt die Akade-
mie dabei mit dem Luther-Register und der Edition der Schriften von Bucer,
Reuchlin und Melanchthon, die erst durch die Bearbeitung für die Forschung
erschlossen werden.
Das Deutsche Rechtswörterbuch bereitet den deutschen und westgermani-
schen Wortschatz des Rechtslebens von der Völkerwanderungszeit bis etwa 1800
wissenschaftlich auf. Dieses Vorhaben, das bereits im 19. Jahrhundert von der Preußi-
schen Akademie der Wissenschaften begonnen wurde, wird nach gegenwärtiger Pla-
nung erst in dreißig Jahren abgeschlossen sein, doch sind die bereits fertig gestellten
Bände schon heute unentbehrliches Hilfsmittel für Wissenschaftler vieler Fachrich-
tungen.
Eine andere Forschungsstelle der Akademie erschließt aus den Felsbildern und
Inschriften entlang des Karakorum-Highways in Nordpakistan Erkenntnisse über
diejenigen, die vor vielen Hunderten von Jahren entlang der Seidenstraße gezogen
sind. Die Felsbilder spiegeln in ihrer Mannigfaltigkeit die Einflüsse verschiedener
Völkergruppen mit ihren kulturellen und religiösen Vorstellungen wieder und stel-
len eine einzigartige Quellensammlung dieser Region dar.
Im naturwissenschaftlichen Bereich untersucht die Forschungsstelle Radiome-
trie die Schwankungen klimatischer Bedingungen im Laufe der Erdgeschichte.
Gerade vor kurzem wurde hier eine stark beachtete Publikation über den Zusam-
menhang zwischen solarem Magnetfeld und Erdtemperatur veröffentlicht. Die For-
schungsstelle Archäometrie bestimmt das Alter von Artefakten und siedlungsge-
schichtlich relevanten Sedimentschichten. Die von der World Stress Map kartierten
tektonischen Spannungen in der Erdkruste nutzen Bauingenieuren und Architekten
in erdbebengefährdeten Gebieten und dienen der praktischen Prospektion von
Bodenschätzen.
Diese kurze und unvollständige Aufzählung unserer Forschungsprojekte
möchte ich mit dem Kommentar abschließen, dass es sich bei fast allen um sehr
langfristige Projekte handelt, die wegen ihrer Kontinuität für Universitäten weniger
geeignet sind.
Wichtig ist für die Akademie der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffent-
lichkeit. Mehr als andere Forschungsorganisationen verfügt die Akademie über ein
hohes Maß an interdisziplinärer Kompetenz. Diese gilt es zu nutzen, um der Öffent-
lichkeit die oft sehr komplexen Sachverhalte bei der Entscheidungsfindung in wis-
senschaftlichen Fragen deutlich zu machen und vor zu großen Vereinfachungen zu
warnen.
Mit einer neuen öffentlichen Vorlesungsreihe, die in Zukunft stets im Som-
mersemester stattfinden wird, wollen wir zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen
oder wissenschaftlichen Problemen Stellung nehmen. Die erste Vorlesungsreihe hatte
den Titel „Nur Clash? Anmerkungen der Wissenschaft zur Begegnung von Kultu-
ren“. Ohne die aktuellen Herausforderungen nach den Terroranschlägen aus dem
Blick zu verlieren, wurde hier versucht, sich aus der Fixierung auf die Gegenwart zu