144 | NACHRUFE
einer Arbeit über den „Nervenaktionsstrom“. 1937 veröffentlichte er die erste
Registrierung der elektrischen Potentiale an der motorischen Endplatte. Es war
gerade die Zeit, in der die Diskussion um die chemische oder elektrische Art der
Informationsübertragung von einer Zelle auf die andere begonnen hatte. Leider
fand diese Arbeit international nicht genügend Beachtung, da sie in deutsch publi-
ziert worden war. (1963 sollte für Meßdaten dieser Art der Nobelpreis an J. Eccles,
A. L. Hodgkin und A. Huxley vergeben werden.) 1940 hat Hans Schaefer das lange
gültige zweibändige Handbuch zur „Elektrophysiologie“ als alleiniger Autor ver-
öffentlicht.
Die Elektrophysiologie blieb weiterhin sein zentrales Arbeitsgebiet, auch in
den weiteren Positionen als stellvertretender Direktor am Physiologischen Institut in
Gießen (1939) und als Abteilungsleiter am Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim
(1940). Die Thematik verschob sich von der Aktivität der Skelettmuskulatur zu Fra-
gen nach der elektrischen Aktivierung der Herzmuskelzellen und nach dem Erre-
gungsablauf in den afferenten und efferenten Herznerven. Mit diesen grundlegenden
experimentellen und theoretischen Arbeiten zur Entstehung des Elektrokardio-
gramms wurde Hans Schaefer schnell international als Fachmann auf diesem Gebiet
berühmt. Nach einem Standardwerk über die „Grundzüge einer exakten Theorie
des Elektrokardiogramms“ (1949) folgten internationale Aufforderungen zu Uber-
sichtsartikeln und Handbuchbeiträgen (Annual Review of Physiology, 1956; Hand-
book of Physiology, 1962). Die Arbeiten auf dem Gebiet der nervalen Regulation
des Kreislaufs können ebenfalls als grundlegende Pionierarbeiten im europäischen
Raum angesehen werden.
1948 erhielt Hans Schaefer den Ruf an die Universität Heidelberg auf den
Lehrstuhl für Physiologie, den er nach einer Interimsphase der kommissarischen Lei-
tung 1956 annahm. Mit diesem Wechsel kamen zusätzliche neue Aufgaben und
Interessen. Das erste Problem, das Hans Schaefer anging, war eine grundlegende
Reform des Medizinstudiums. Nachdem er sich während einer dreimonatigen Reise
durch die USA genau über das dortige System informiert hatte, wurden in einer
kleinen Reformkommission Vorschläge erarbeitet, die für die damalige Zeit leider
viel zu revolutionär anmuteten und nicht umgesetzt wurden. Erst heute, nach 50 Jah-
ren, hat sich die Einsicht in die damals von Hans Schaefer vorgeschlagene Richtung
durchgesetzt.
Ausgehend von den Experimenten aus den physiologischen Experimenten zur
Steuerung der Aktivität im vegetativen Nervensystem, bei denen wesentlich auch
emotionale Faktoren eine Rolle spielen, verfolgte Hans Schaefer konsequent die
möglichen Ursachen bei der Entstehung emotionaler Belastungen im Spannungsfeld
zwischen Umwelt und Individuum. Die Zusammenhänge zwischen der Dauer emo-
tionaler Belastungen und somatischen Erkrankungen führten ihn zu neuen Überle-
gungen im Bereich der Psychosomatik und der Sozialmedizin. Es ist vornehmlich
dem Engagement von Hans Schaefer zu verdanken, daß die Sozialmedizin Anfang
der 60er Jahre als eigenständiges Lehrfach an den medizinischen Fakultäten etabliert
und wenig später als Lehr- und Prüfungsfach in die Approbationsordnung für Arzte
aufgenommen wurde.
einer Arbeit über den „Nervenaktionsstrom“. 1937 veröffentlichte er die erste
Registrierung der elektrischen Potentiale an der motorischen Endplatte. Es war
gerade die Zeit, in der die Diskussion um die chemische oder elektrische Art der
Informationsübertragung von einer Zelle auf die andere begonnen hatte. Leider
fand diese Arbeit international nicht genügend Beachtung, da sie in deutsch publi-
ziert worden war. (1963 sollte für Meßdaten dieser Art der Nobelpreis an J. Eccles,
A. L. Hodgkin und A. Huxley vergeben werden.) 1940 hat Hans Schaefer das lange
gültige zweibändige Handbuch zur „Elektrophysiologie“ als alleiniger Autor ver-
öffentlicht.
Die Elektrophysiologie blieb weiterhin sein zentrales Arbeitsgebiet, auch in
den weiteren Positionen als stellvertretender Direktor am Physiologischen Institut in
Gießen (1939) und als Abteilungsleiter am Kerckhoff-Institut in Bad Nauheim
(1940). Die Thematik verschob sich von der Aktivität der Skelettmuskulatur zu Fra-
gen nach der elektrischen Aktivierung der Herzmuskelzellen und nach dem Erre-
gungsablauf in den afferenten und efferenten Herznerven. Mit diesen grundlegenden
experimentellen und theoretischen Arbeiten zur Entstehung des Elektrokardio-
gramms wurde Hans Schaefer schnell international als Fachmann auf diesem Gebiet
berühmt. Nach einem Standardwerk über die „Grundzüge einer exakten Theorie
des Elektrokardiogramms“ (1949) folgten internationale Aufforderungen zu Uber-
sichtsartikeln und Handbuchbeiträgen (Annual Review of Physiology, 1956; Hand-
book of Physiology, 1962). Die Arbeiten auf dem Gebiet der nervalen Regulation
des Kreislaufs können ebenfalls als grundlegende Pionierarbeiten im europäischen
Raum angesehen werden.
1948 erhielt Hans Schaefer den Ruf an die Universität Heidelberg auf den
Lehrstuhl für Physiologie, den er nach einer Interimsphase der kommissarischen Lei-
tung 1956 annahm. Mit diesem Wechsel kamen zusätzliche neue Aufgaben und
Interessen. Das erste Problem, das Hans Schaefer anging, war eine grundlegende
Reform des Medizinstudiums. Nachdem er sich während einer dreimonatigen Reise
durch die USA genau über das dortige System informiert hatte, wurden in einer
kleinen Reformkommission Vorschläge erarbeitet, die für die damalige Zeit leider
viel zu revolutionär anmuteten und nicht umgesetzt wurden. Erst heute, nach 50 Jah-
ren, hat sich die Einsicht in die damals von Hans Schaefer vorgeschlagene Richtung
durchgesetzt.
Ausgehend von den Experimenten aus den physiologischen Experimenten zur
Steuerung der Aktivität im vegetativen Nervensystem, bei denen wesentlich auch
emotionale Faktoren eine Rolle spielen, verfolgte Hans Schaefer konsequent die
möglichen Ursachen bei der Entstehung emotionaler Belastungen im Spannungsfeld
zwischen Umwelt und Individuum. Die Zusammenhänge zwischen der Dauer emo-
tionaler Belastungen und somatischen Erkrankungen führten ihn zu neuen Überle-
gungen im Bereich der Psychosomatik und der Sozialmedizin. Es ist vornehmlich
dem Engagement von Hans Schaefer zu verdanken, daß die Sozialmedizin Anfang
der 60er Jahre als eigenständiges Lehrfach an den medizinischen Fakultäten etabliert
und wenig später als Lehr- und Prüfungsfach in die Approbationsordnung für Arzte
aufgenommen wurde.